Harald von den Wikingern: Zwei Romane
Tomos Forrest
Published by BEKKERpublishing, 2021.
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Harald von den Wikingern: Zwei Romane
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Harald, der Wikingerkönig Band 1: König Haralds Krieg
Harald, der Wikingerkönig Band 1: König Haralds Krieg | von Tomos Forrest
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Kopfgeld auf Bolthar: Harald, der Wikingerkönig # 2
Kopfgeld auf Bolthar
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Harald von den Wikingern: Zwei Romane von Tomos Forrest Über diesen Band: Dieser Band enthält folgende Romane: König Haralds Krieg Kopfgeld auf Bolthar König Harald Blåtand kommt seinem Ziel ein ganzes Stück näher – der Christianisierung aller Nordmänner. Doch einige Fürsten folgen ihm nicht, der mächtigste seiner Gegner ist Bolthar, der Jarle von Skagen. Aber der König scheut sich nicht, auch die Hilfe einer Giftmischerin in Anspruch zu nehmen, um sich durchzusetzen – selbst gegen seine eigene Frau. Indessen sind seine Gegner auch nicht untätig, und es ist Hikandi, der treue Unterführer König Haralds, der das Vertrauen Bolthars gewinnen will ...
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker (https://idoc-pub.descargarjuegos.org/cdn-cgi/l/email-protection" class="__cf_email__" data-cfemail="26564955524b475552435466474a4054434244434d4d4354084243">[email protected] Folge auf Twitter: https://twitter.com/BekkerAlfred Erfahre Neuigkeiten hier: https://alfred-bekker-autor.business.site/ Zum Blog des Verlags Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!Verlags geht es hier: https://cassiopeia.press
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Harald, der Wikingerkönig Band 1: König Haralds Krieg
Harald, der Wikingerkönig Band 1: König Haralds Krieg Tomos Forrest Published by BEKKERpublishing, 2019.
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Harald, der Wikingerkönig Band 1: König Haralds Krieg
von Tomos Forrest
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IMPRESSUM Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker © Roman by Author © Cover: 123 RF mit Steve Mayer, 2019 Lektorat/Korrektorat: Kerstin Peschel © dieser Ausgabe 2019 by Alfred Bekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius. www.AlfredBekker.de
[email protected]
Klappentext:
König Harald Blåtand will, dass alle dänischen Fürsten sich zum Christentum bekehren. Er hofft, damit das Land zu einen und seine Macht zu stärken, denn gemeinsam mit den anderen will er dann auch die Nachbarländer unterwerfen. Doch nicht alle Fürsten der Nordmänner sind bereit, ihm bedingungslos zu folgen. Insbesondere ist es der Jarle Bolthar aus Skagen, der sich ihm widersetzt. Aber Harald ist bereits sehr mächtig ...
***
1.
Mächtig schäumten die Bugwellen der fünf halffertugt skips, der Kriegsschiffe Haralds, als sie in schneller Fahrt auf das Ufer zuhielten. Erst kurz vor dem Ufer lösten die Männer an den Masten die Taue, sodass die gestreiften Segel in sich zusammensanken und die Boote deutlich langsamer wurden. Auf jeder Seite saßen fünfunddreißig kräftige Männer an den Rudern, alles kampferprobte Krieger, die ihre Hemden bei dem warmen Wetter ausgezogen hatten und nun mit ihren schweißüberströmten Oberkörpern ein imposantes Bild boten. Jedenfalls warf Harald Blåtand einen stolzen Blick über seine Mannschaft, als sie auf den Strand von Aalborg zuhielten. Eben bemerkte er aus dem Augenwinkel, wie ein Mann zwischen den Reihen nach vorn eilte, um den Drachenkopf abzunehmen. „Halt!“, rief der hoch aufgerichtete Anführer mit donnernder Stimme, und alle Köpfe drehten sich zu ihm herum. „Der Drachenkopf bleibt in seiner Halterung!“ Sprachloses Erstaunen zeichnete sich auf den Gesichtern der Krieger ab, denn so etwas hatte es noch nie gegeben. Bevor die Boote den Grund berührten, nahm man den Drachenkopf vom stál, dem Steven, herab und verwahrte ihn in seinem Behälter, um nicht die guten landvaettir, die Landgeister, zu beleidigen. Der Mann, der das wie bei jeder Landung beabsichtigte, blieb unschlüssig auf seinem Platz stehen, den Blick starr auf die mächtige Gestalt seines Befehlshabers gerichtet. Harald trug ein blau gefärbtes Gewand, das er extra für den bevorstehenden Landgang aus seiner Truhe genommen und übergezogen hatte. Im Gürtel steckte sein Sax-Schwert, die langen, braunen Kopfhaare waren sorgfältig geölt und zu zwei mächtigen Zöpfen geflochten. In seinem bis auf die Brust reichenden Bart fanden sich zahlreiche eingeflochtene Silberringe, und an den freien Unterarmen klirrten bei jeder Bewegung zahlreiche silberne Armreifen. „Was ist los mit euch? Der Kopf bleibt, wo er ist. Vom heutigen Tag an wird das immer so sein.“ Von den Sitzbänken der Ruderer kam ein dumpfes Murren, und Haralds Kopf flog rasch nach beiden Seiten. Sein eben noch freundliches Gesicht hatte sich verfinstert, und mit geballter Faust rief er so laut, dass man es auch auf den benachbarten Booten hören konnte:
„Gilt mein Befehl nicht mehr? Ihr habt doch wohl verstanden, was ich gerade gesagt habe!“ In diesem Augenblick berührte sein Langboot den Strand, und dieser sanfte Stoß genügte, die Aufmerksamkeit der Männer wieder zu dem Nächstliegenden zu lenken. Die ersten erhoben sich, sprangen über Bord, griffen an den Bootsrand und schoben es weiter hinauf, wo es anschließend mit kräftigen Tauen an ein paar großen, eisernen Ringen befestigt wurde, die man zu diesem Zweck an dicken Felssteinen angebracht hatte. Aalborg oder besser Ålabu, wie man es hier oben im Norden gewöhnlich nannte, hatte sich in den letzten Jahren mächtig am Limfjord ausgebreitet und versprach aufgrund seiner günstigen Lage, bald eine der wichtigsten Handelsstädte zu werden. Der wie ein Fluss verengte Fjord zwischen Jütland und Vendsyssel-Thy verband zudem das nördliche mit dem östlichen Meer und bot damit einen weiteren Vorteil. Als die fünf Langboote sicher vertäut am Ufer lagen und die Besatzung sich bereit machte, in den Ort zu gehen, nahm kaum jemand der Bewohner von ihnen Notiz. Fünf Langboote mit jeweils siebzig Ruderern, also insgesamt dreihundertfünfzig gut bewaffnete Krieger, begleiteten Harald, aber wer jetzt hier jubelnde Menschen am Wegrand erwartet hatte, sah sich getäuscht. Eine derart große Kriegergruppe würde zahlreiche Probleme in den Ort bringen, der mit Frauen, Kindern und Männern kaum mehr Bewohner aufwies. Auch Harald, der mit mächtigen Schritten vorausschritt und dabei so unauffällig wie möglich die Hä und Gassen rasch musterte, schien von seinem Empfang sichtlich enttäuscht zu sein, denn schon nach wenigen Schritten hatte sich seine Miene verfinstert. Als ihm dann der Rat der Ältesten entgegeneilte, diente deren Begrüßung auch kaum dazu, seine Stimmung zu heben, und als man ihm das Langhaus zeigte, in dem er zusammen mit seinen Unterführern essen und schlafen sollte, da schienen seine Augen regelrecht Blitze zu verschießen, wenn ihn einer der Einheimischen ansprach. Immerhin hatte man ihm einen Hochstuhl bereitgestellt, und auf den ließ sich Harald jetzt krachend fallen, rief sofort nach etwas Essbarem und starrte dabei die Männer von Aalborg herausfordernd an, denn es war klar, dass man ihm
nicht einen einfachen Salzfisch vorsetzen konnte. Zuerst brachte man ihm eine Schüssel mit Skyr und dazu ein frisch gebackenes Brot. Harald brach sich ein Stück davon ab, tunkte es in die Milchspeise, kostete und schob die Schüssel mit verächtlichem Blick weit von sich. Gleich darauf wurde ihm ein gebratenes Huhn aufgetischt, und schon beim ersten Bissen schleuderte er die Keule in eine Ecke. „Was ist das für ein Schweinefraß? Ein vollkommen salzloses Skyr, ein uraltes Huhn, zäh wie ein Stück Leder – bewirtet man so seinen König?“ Die alten Männer waren in der Nähe des Eingangs stehen geblieben und hatten das Treiben Haralds mit erschrockenen Blicken aus weit aufgerissenen Augen verfolgt. „Den König? Aber – Herr! Euer Vater Gorm den Gamle ist doch unser König, und als sein zukünftiger Nachfolger haben wir Euch alle Ehren bei unserem Empfang bereitet, die wir auch ihm erwiesen hätten!“, stammelte einer der Alten. Nun ließ sich der Zorn Haralds nicht mehr besänftigen. „Ab heute bin ich euer König, merkt euch das!“ Der Sprecher des Rates trat irritiert vor, verbeugte sich tief und erklärte: „Herr, wir schlachten unsere Hühner immer erst, wenn sie keine Eier mehr legen, sie sind sonst zu wertvoll für einen Braten. Aber zur Feier Eurer Ankunft haben wir auch noch ein Lamm schlachten lassen, es wird gleich aufgetragen und sicher Eure Anerkennung finden!“, versicherte ihm der weißhaarige Mann eifrig. „Das will ich hoffen, und außerdem gehört es sich nicht, den König mit Bier zu bewirten! Wo bleibt der Met? Ein einfaches Bier kann ich jeden Tag trinken, selbst wenn ich auf dem Meer unterwegs bin! Bringt mir einen ganzen Krug Met hierher, aber rasch, sonst müsste ich annehmen, dass ihr euren König in dieser Stadt nicht willkommen heißt!“ Ein ganzer Krug mit dem kostbaren Met kam auf den Tisch, und der Sprecher des Ältestenrates wollte Harald gerade erzählen, dass es im letzten Jahr zu wenig Honig gegeben hatte und man deshalb nur über geringe Met-Vorräte verfügte, aber Harald unterbrach ihn brüsk und deutete zur Tür, durch die gerade zwei Männer traten, von denen jeder auf einer Holzplanke gebratenes Fleisch
herübertrug. „Na, das riecht schon einmal sehr köstlich! Ich hoffe nur für euch, dass es auch so schmeckt!“ Schweigend sahen die Männer zu, wie Harald ein großes Stück Fleisch abschnitt und sich in den Mund schob. Er kaute einen Moment und nickte zufrieden. Man konnte förmlich hören, wie erleichtert die Alten die angestaute Luft herausließen, als es nun keine weiteren Beschwerden von dem mächtigen Jarle gab, der sich selbst zum König ernannt hatte. Daraufhin schnitt er sich ein weiteres Stück ab, und auch der Met schien seine Zustimmung gefunden zu haben, denn der große Becher war schon leer, und Harald hielt ihn demonstrativ in die Richtung des Rates, der noch immer nicht entlassen war, sondern dem Mahl zusehen musste. „Wenigstens davon scheint ihr ja etwas in Aalborg zu verstehen!“, rief ihnen schließlich Harald schmatzend zu. „Wenn ihr nur nicht so knaig mit eurem Met wäret – euer König wäre darüber sehr erfreut!“ Augenblicklich gab man nach hinten ein Zeichen, und ein weiterer Krug mit dem kostbaren Met wurde herbeigebracht und vor Harald gestellt. „Ausgezeichnet!“, rief der begeistert aus. „Ich sehe, wir verstehen uns! Aber ihr müsst mir hier nicht die Bissen in den Mund zählen, ihr könnt getrost nach Hause gehen, meine Freunde!“ Mit diesen freundlichen Worten war der Ältestenrat der Stadt in Gnade entlassen, und die fünf alten Männer beeilten sich, aus dem Langhaus zu kommen, bevor sich der selbst ernannte König etwas Neues ausdachte. Jetzt trat einer der Unterführer ein, gefolgt von drei Kriegern. Harald sah kurz auf und nickte ihnen zu. „Ihr seht hungrig aus, kommt an den Tisch und greift zu. Was gibt es Neues, Sven Einohr?“ Der so angesprochene Unterführer hatte einen üblen Schwerthieb bei einem Kampf erhalten, der nicht nur sein linkes Ohr glatt abgeschnitten, sondern auch
einen Teil der Gesichtshaut mit fortgerissen hatte. Die schwere Verletzung war nicht gleich richtig behandelt worden, entzündete sich noch und hinterließ beim späteren Heilungsprozess einen unangenehmen Anblick. Die Haut an Schläfe und Wange schien dünn wie das erste Eis auf einer Pfütze, und wenn Sven wütend war, glaubte man, das Blut in den Adern darunter sehen zu können. Der verstümmelte Rest seiner Ohrmuschel schien zudem ständig zu jucken, denn inzwischen hatte sich der Unterführer angewöhnt, alle Augenblicke mit der rechten Hand unter dem Kinn entlang die linke Gesichtshälfte zu berühren, als wolle er sich von dem derzeitigen Zustand durch Abtasten überzeugen. Da auch die Barthaare dort nur noch spärlich wuchsen hatte die Verletzung ihm ein seltsames, schiefes Aussehen gegeben, das noch durch ein nervöses Augenzucken auf der beschädigten Seite verstärkt wurde. Aber Sven Einohr war ein gefährlicher, sehr schneller Krieger, bevorzugte zumeist seine Breiðöx, die Breitaxt, mit der er selbst bei nur einhändiger Führung so schnell war, dass mancher Schwertkämpfer ihm schon beim zweiten Hieb unterlegen war. Sven war dabei nicht sonderlich groß, schien aber nur aus Muskeln und Sehnen zu bestehen, und wer einen Blick auf seine mächtigen Oberarme warf, verstand schnell, wieso er die Axt so virtuos wirbeln konnte. Die Männer, die zu seiner Bootsmannschaft gehörten, wären für ihn durch jedes Feuer gegangen, denn Sven Einohr verlangte von ihnen nichts, was er nicht selbst vormachte. Er war stets an der Spitze seiner Männer, wenn es gegen einen fest gefügten Schildwall ging, schnellte sich mit kaum glaublicher Geschwindigkeit über die drohend herausragenden Speere, ließ sein Gewicht auf den Schild des Nächsten krachen und durchbrach auf diese tollkühne Weise rasch jede Gegenwehr, denn seine Krieger folgten ihm sofort dichtauf. „Herr, die Boten sind alle unterwegs, die Fürsten werden benachrichtigt und können alle rechtzeitig in drei Tagen hier eintreffen. Sie müssen allerdings ihr Lager außerhalb der Stadt aufschlagen, ich habe mir alles angesehen, aber die Ratsleute haben wirklich nicht übertrieben. In der Stadt ist kein Platz mehr, auch ein großer Teil unserer eigenen Leute beginnt bereits, das Lager außerhalb zu errichten.“ „Wie ist es mit dem Thing-Platz beschaffen? Finden dort alle Platz?“ „Der liegt sehr günstig. Wir können deinen Platz auf einer kleinen Anhöhe und unter mächtigen Eichen errichten. Von dort aus bist du gut zu hören und vor allem, zu sehen, Herr!“
Harald erhob seinen Becher. „Gut, Sven Einohr, dann ist alles geregelt. Du wirst mit deinen Männern dafür sorgen, dass in dem Lager alles ruhig bleibt. Ich möchte in keinem Falle Auseinandersetzungen mit den Stadtbewohnern!“ Sven griff ebenfalls zum Met und hob den Becher. „Das werde ich, Herr!“ Doch wie zum Hohn für seine gerade ausgesprochenen Worte wurde es draußen vor dem Langhaus sehr laut. Stimmen brüllten etwas, jemand lachte, gleich darauf erklang ein lauter Schmerzensschrei. Sven warf Harald einen raschen Blick zu, der nickte nur, und im nächsten Augenblick waren die Krieger auf der Straße, wo sich ihnen eine besondere Szene zeigte. Von der westlichen Seite aus hatte eine kleine Menschengruppe die Stadt betreten, die jedoch sofort mehr Aufmerksamkeit erregte, als die große Anzahl der Krieger um Harald. Es waren fünf Mönche, von denen einer ein schlichtes Holzkreuz an einer langen Stange trug und damit deutlich machte, dass es sich bei ihnen tatsächlich um christliche Mönche handelte und nicht etwa um ein Treffen der heidnischen Priester, die man als Gode bezeichnete. Denn äußerlich unterschieden sich diese fünf Mönche kaum von den anderen. Alle hatten lange, dunkel eingefärbte Gewänder, die mit einer Fibel auf der Brust geschlossen wurden und auf diese Weise ihre hellen Unterkleider vor dem Straßendreck schützten. Der Kreuzträger hatte sich den Kopf kahl geschoren, die anderen trugen jedoch ihre Haare bis zum Nacken, wie die meisten Erwachsenen. „Verschwindet von hier, ihr seid in Aalborg nicht willkommen!“, keifte ein altes Weib, das gerade von der Feldarbeit nach Hause ging und dabei eine hölzerne Hacke über der Schulter trug. „Der Friede des Herrn sei mit dir!“, antwortete salbungsvoll der Kreuzträger, aber damit kam er bei der Alten an die richtige. Sie spuckte aus, hob die Hacke hoch und lief auf den Mann zu, um sie ihm über den Kopf zu schlagen. Im letzten Moment sprang der Mönch behände beiseite, die Hacke verfehlte ihn knapp und fuhr dicht neben ihm in den Straßenstaub. „Habt ihr nicht gehört?“, schrie ihnen jetzt ein rotgesichtiger, gedrungener Mann zu, der aus dem Haus trat. „Ihr sollt verschwinden, wir brauchen hier keine
Kreuzanbeter!“ Doch die fünf Mönche hatten wohl beschlossen, ihren Weg ungeachtet der Feindseligkeiten fortzusetzen, und unter leisem Gemurmel ihre Gebeten sprechend, die Köpfe geneigt, schritten sie langsam weiter. Jetzt kamen immer mehr Menschen aus ihren Hän, zornige Rufe wurden laut, und als sich die Mönche überhaupt nicht beeindrucken ließen, kam es zum Zusammenstoß. Zuerst flog nur ein verfaulter Kohlkopf in ihre Richtung, den jemand aus dem Straßendreck geklaubt hatte. Das Geschoss verfehlte sein Ziel und schlug auf der Straße auf und spritzte auseinander. „Weg mit den elenden Christen!“, schrie ein dritter aus seiner Haustür, und nun waren die Mönche plötzlich umstellt, eine ganze Reihe von Männern und Frauen hatten drohend ihre Fäuste erhoben und zwangen die Mönche, auf dem Platz stehen zu bleiben. Einer der Männer rempelte den Kreuzträger mit der Schulter so heftig an, dass der Mönch ins Taumeln geriet und bei dem Versuch, sein Gleichgewicht zu finden, das Kreuz fallen ließ. Als es auf die Straße fiel, jubelten die Menschen laut auf. Jetzt waren weitere ermutigt, und plötzlich hagelte es von allen Seiten Knüffe und Püffe auf die Mönche herab. Ängstlich duckten sich die Männer unter den Hieben, und als einer von ihnen plötzlich einen schweren Knüppelschlag auf den Kopf erhielt und blutüberströmt zusammenbrach, da war das Geschrei der Menge in der gesamten Stadt zu hören. Schon lag der Nächste auf der Erde, und noch immer schlug und trat man auf sie ein. Das war der Moment, als Sven Einohr aus dem Langhaus trat und sofort laut rufend Einhalt gebot. „Nieder mit den Christen!“, brüllte aber einer der Männer aus der Menge heraus und verte dem nächsten Mönch einen kräftigen Tritt, sodass der vor Schmerz aufschrie. „Hört auf damit, der König will es nicht! Die Christen dürfen nicht mehr angegriffen werden!“ „Was erzählst du da? König Gorm hat verboten, sich taufen zu lassen! Wir brauchen diese Götterleugner nicht! Odin wird sich für diesen Frevel an uns rächen, wenn wir sie nicht vertreiben!“
Der Mann, der diese Antwort mit wahrer Stentorstimme über den Platz rief, war ein großer, aber sehr schmal geratener Bursche. Man kannte ihn, er war ein Fischer und mochte mager aussehen, verfügte aber über gewaltige Hände und sehr viel mehr Kraft, als man ihm zutrauen mochte. „Wer hat da so ein großes Maul, wenn ich hier rede?“, rief ihm Sven Einohr zu. Furchtlos trat der Mann aus der Menge heraus und antwortete: „Das bin ich, Söhnke, und ich weiß nicht, was dich das angeht! Wir lassen uns hier von keinem Wikinger etwas befehlen!“ Sven lief bei diesen Worten vor Wut dunkelrot an. Mit dem Wort Wikinger hatte Söhnke offenbar ganz bewusst eine schwere Beleidigung ausgesprochen, denn dieser Name wurde nur für die Männer verwendet, die auf den Meeren jedes Schiff überfielen und die Mannschaften töteten. Selbst kleinere Fischerboote wurden schon zu ihren Opfern, obwohl die Beute nur in einem vollen Netz bestanden hatte. „Hör mal, Söhnke, mit einem derart großen Maul muss doch etwas zu machen sein, wenn es nicht mehr richtig schließt, oder?“ Mit diesen Worten stand Sven schon vor dem langen Burschen, der ebenfalls seine Fäuste geballt hatte und sich vor einem Kampf nicht zu scheuen schien. „Na, dann komm mal her, du Wikinger!“, rief er dem Unterführer zu und schlug blitzschnell mit der rechten Hand nach dem Kopf des Gegners. Doch Sven hatte den Hieb kommen gesehen, nahm den Kopf etwas zurück und blockte gleich darauf die Faust des Fischers mit seiner flachen Hand ab. Für Söhnke schien es, als hätte er gegen eine Wand geschlagen, und verwundert starrte er in das entstellte Gesicht des Kriegers. Der hatte jetzt die Faust fest umschlossen und presste sie nach unten. Während Söhnke verwundert diese Bewegung verfolgte, schlug ihm Sven die linke Hand sehr hart und brutal mitten ins Gesicht. Dafür musste er sich sogar noch recken, denn der Kopf des Fischers befand sich ein ganzes Stück über ihm. Es knackte unangenehm laut, als Söhnkes Nasenbein brach, und mit einem Jammerlaut und einem Blutschwall brach er in die Knie. Hier versetzte ihm Sven
einen weiteren Faustschlag in den Nacken, der den Fischer wie einen Baum fällte und der Länge nach hinschlagen ließ. „Noch jemand von euch, der mich einen Wikinger nennt? Und dann, merkt euch eins, Leute! Harald ist ab sofort der neue König, sein Vater ist längst zu alt und zu krank für dieses Amt!“, wandte er sich mit finsterer Miene an die Umstehenden, die jedoch scheu vor ihm zurückwichen. Nach und nach entfernten sich die Leute, und Sven deutete auf das Langhaus. „Kommt mit hinein, da könnt ihr euch säubern und etwas essen, das hilft meistens gegen die Angst!“ Ohne sich weiter nach den Mönchen umzusehen, ging er seinen Kriegern wieder voraus, die das ganze Geschehen tatenlos, aber mit der Hand auf dem Griff ihrer Sax-Schwerter beobachtet hatten. Als er wieder an der Tafel Haralds Platz nahm, stolperten die Mönche langsam herein und blieben am Eingang stehen. Harald hatte sofort erkannt, dass man diese Männer misshandelt hatte, denn alle zeigten deutliche Spuren der Schläge in ihren Gesichtern. „Dort hinten steht ein Holzeimer mit genug Wasser für euch zur Verfügung. Reinigt und erfrischt euch und setzt euch anschließend an meine Tafel. Niemand wird euch hier noch belästigen!“ „Aber Herr!“, begann einer der Mönche und hob bittend seine Hände. „Wir sind christliche Mönche und können es wohl nicht wagen, in diesem Haus ...“ „Hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe?“, antwortete Harald unwillig. „Ich bin der neue König, und in meiner Gegenwart wird es niemand wagen, euch auch nur ein schlechtes Wort zu sagen. Beeilt euch, es gibt noch etwas Fleisch für euch!“ Das ließen sich die fünf Mönche nicht noch einmal sagen. Hastig eilten sie zu dem kleinen Eimer und wuschen sich nur flüchtig, denn Fleisch war so kostbar geworden, dass man eine derartige Einladung in keinem Falle ablehnen konnte. Noch einmal machte Harald eine entsprechende Geste, und schließlich saßen die fünf Mönche neben den Kriegern und genossen das gute Essen nach den vielen entbehrungsreichen Tagen ihrer Wanderung durch das Land.
„Woher kommt ihr?“, erkundigte sich Harald schließlich, und der Sprecher der fünf Mönche beeilte sich mit der Bemerkung: „Vom Norden her, wir waren vor Monden in Skagen und sind dann ein wenig an der Küste entlanggezogen, bevor wir nach Aalborg gelangten. Wir wollten hören, was bei dem Thing gesprochen wird!“ „Aus Skagen kommt ihr? Habt ihr den Jarle Bolthar gesehen?“ „Nein, Rig (König), er war auf einem ... viking und sollte erst in einigen Tagen zurückkehren. Man riet uns aber, nicht bis zu seiner Ankunft zu warten!“ Der Mönch hatte sichtlich Probleme mit dem Begriff viking nach seinem Erlebnis und war nun froh, den Beutezug eines nordischen Fürsten umschrieben zu haben. Harald lachte dröhnend auf. „Das kann ich mir gut vorstellen. Na, ihr habt nicht viel versäumt, denn Bolthar könnt ihr noch beim Thing sehen. Er wird, wie alle Jarle, in drei Tagen hier in der Stadt eintreffen!“ Die Mönche tauschten ängstliche Blicke aus, schwiegen aber und beugten sich erneut über ihr Essen, das sie rasch mit den Fingern aufnahmen und in sich hinein stopften, als würde es in Kürze nichts mehr geben. Doch den Sprecher der Mönche ließ die letzte Bemerkung Haralds nicht zur Ruhe kommen, immer wieder hob er den Kopf und sah zu dem mächtigen Krieger hinüber, der aber so tat, als würde er es nicht bemerken. Schließlich platzte der Mönch heraus: „Und ist es wirklich wahr, dass Ihr Jarle Bolthar zum Thing geladen habt, Rig?“ Erstaunt sah Harald den Mönch an, dann sagte er mit besonderer Betonung jedes Wortes: „Aber natürlich, mein Guter! Ich werde ihn zu einem meiner húskarlars (Mitglied der Leibgarde) ernennen. Niemand ist in den vergangenen Monden erfolgreicher gewesen als der Jarle von Skagen – er verdient es, an meinem Hof eine besondere Position einzunehmen! Und dann werde ich aller Welt
verkünden, dass ich der neue König bin, verstanden?“ Unwillkürlich ballte der Mönch eine Faust.
2.
Bolthars Schiff war allein unterwegs, ein sehr gut zu manövrierendes halfþritugt skip mit fünfundzwanzig Ruderplätzen auf jeder Seite. Er hatte natürlich die Einladung zum Thing längst erhalten, schon als vor Wochen die ersten Boten ausgeschickt wurden, um alle Fürsten zu erreichen. Zunächst einmal war es keine Frage für ihn, dieser Einladung zu folgen, denn Harald hatte ein gewaltiges Heer versammelt und würde sicher noch einige Zeit für ausreichend Gesprächsstoff im Lande sorgen, denn nach den ersten Eroberungen im eigenen Land, der Unterwerfung einiger Fürsten, die sich ihm nicht anschließen wollten und lieber zu seinem Vater, Gorm den Gamle, die Treue hielten, kannte Harald keine Gnade mehr. Wer nicht bereit war, sich ihm anzuschließen und auf ihn einen Eid zu schwören, wurde gnadenlos verfolgt und getötet. Das alles war Bolthar wohl bekannt, der Jarle aus Skagen galt als mächtiger Fürst, Eroberer und von den zahlreichen viking-Zügen bis hinauf nach Norwegen als sehr reich. Bolthar selbst wusste nicht, wie er sich verhalten sollte, als er nach und nach all diese Gerüchte und Erzählungen der Skalden (Minnesänger und Erzähler) erfuhr und sich nun in die Lage gedrängt sah, sich gegenüber Harald, der sich selbst nur noch als König bezeichnen ließ, zu erklären. Zunächst einmal hatte er überhaupt nichts gegen den mächtigen Jarle, ja, sie hatten sogar vor langer Zeit einmal gemeinsam in einem Schildwall gestanden, Schulter an Schulter, den Rundschild fest in der Linken, den Speer wurf- oder stechbereit in der Rechten, die Augen in höchster Gespanntheit auf den gleich auftauchenden Feind gerichtet. Harald war ein Mann, dem man vertrauen konnte – wären da nicht die ständigen Gerüchte, die sich nicht zu beruhigen schienen. Diese Gerüchte verkündeten im gesamten Land, dass Harald beabsichtigte, zum Christentum überzutreten. Das wäre ein unglaublicher Vorgang, denn die alten Götter würden sich niemals ungestraft verjagen lassen. Als Bolthar die ersten Nachrichten dieser Art erhielt, reagierte er deshalb mit Zorn und zahlreichen Wutausbrüchen. Der zukünftige König Harald, genannt ‚Schwarzes Schwert‘, ein Christ! Ausgerechnet Harald, der den Göttern zahlreiche Opfer gebracht hatte, und erst vor wenigen Monden eine große Anzahl von Trall (Sklaven) den Göttern Odin und Thor geopfert hatte! Nein, das konnte Bolthar kategorisch für sich ausschließen. Harald mochte ein harter Mann sein und den eigenen Vater hintergangen haben – doch die Götter würde der mächtigste Mann im Lande
niemals verraten! Dennoch kamen in Bolthar Zweifel auf, ob es nicht klüger wäre, der Versammlung fernzubleiben, denn er rechnete fest damit, dass Harald dieses Treffen dazu nutzen wollte, dass alle anwesenden Jarle ihm als König die uneingeschränkte Treue schworen. Doch das brachte ihn selbst in Zwiespalt, denn für ihn war immer noch Gorm den Gamle der rechtmäßige König. Wenn die Zeit gekommen war, konnte er sich eine ende Ausrede überlegen, dem Thing ferngeblieben zu sein. Und damit stand für ihn die Entscheidung fest. Als der Mann am Mast das Segel herunterbrachte, sah Bolthar auf. Einen kurzen Moment lang musste er seine Gedanken ordnen, denn hier war seine ganze Aufmerksamkeit gefordert. Galdur mit seinen Kriegern kam ihnen entgegen, sein Langboot war voller tatendurstiger Männer, die nach dem Überfall auf das Anwesen der Hengriffs (vgl. Bolthar, der Wikingerfürst Band 1: Blutspur der Nordmänner) auf eine Entschädigung warteten. Auf der Suche nach seiner verschwundenen Tochter Fringa hatte Bolthar seinen blutigen Rachezug blindwütig und ohne seine Männer zu schonen, verfolgt. Doch entgegen anders lautenden Nachrichten war Fringa mit dem Mann, der sie zur Flucht aus Skagen überredet hatte, nicht in dem befestigten Palast gewesen, und der Jarle wusste, was seine Männer von ihm erwarteten. Jetzt sammelten sich seine Unterführer bei dem Langboot am Strand. Es war eines vom Typ þritugsessa, also mit jeweils dreißig Ruderplätzen auf jeder Seite. Die Mannschaften wurden von eigenen Unterführern kommandiert, alle kannten sich seit langer Zeit und hatten gemeinsam in manchem Schildwall gekämpft. „Das wird ein leichtes Spiel!“, lachte Galdur, und Bolthar nickte ihm lächelnd zu. „Die paar Nonnen werden ohnmächtig vor Glück, wenn wir nur an die Pforte klopfen!“ Doch der Jarle deutete hinüber zu den Mauern und dem dicken Tor. „Da wäre ich mir noch gar nicht so sicher, Galdur! Das Tor wird nicht gleich aufspringen, wenn du anklopfst. Snorre und Ingvar, ihr geht mit mir, Galdur sage den anderen Bescheid, dass sie einen Baumstamm zum Rammen mitnehmen sollen. Jetzt vorwärts, Männer, ich möchte noch heute weiterfahren, es gibt für uns noch einiges bis zum großen Thing zu tun!“ Alles machte sich für den Sturm bereit, als auf der Landseite eine kleine
Kriegerschar gerade das Birkenwäldchen verlassen wollte. Ihr Ziel war das Kloster am Meer, wo sie die Nacht verbringen wollten, um am anderen Morgen gestärkt zu dem letzten Dorf aufzubrechen, das zu ihrer Route gehörte. Erst danach sollte die Rückkehr nach Aalborg erfolgen, aber Sven Einohr riss plötzlich eine Hand hoch und blieb auf der kleinen Anhöhe unmittelbar bei den letzten Birken stehen und starrte auf das Kloster hinunter, das mitten im Sonnenlicht lag und einen friedlichen, aber auch verlassenen Eindruck machte. „Warum gehen wir nicht weiter, Sven?“ „Kannst du die beiden Boote nicht sehen? Sind deine Augen schon so schlecht geworden, dass du nur noch deine eigenen Füße erkennst?“, antwortete der Unterführer und beschattete jetzt seine Augen, um das Geschehen vor ihnen besser überblicken zu können. Kein Zweifel – das Kloster wurde angegriffen, und genau in diesem Moment kam das Geschrei aus vielen Stimmen bis zu ihnen herauf, wenn auch nur noch schwach. „Das Kloster wird angegriffen!“, stellte einer der Männer neben Sven fest. „Sollen wir den Frauen nicht helfen?“ Sven Einohr drehte sich zu dem Sprecher um und tippte sich an den Kopf. „Zähl mal die Ruderplätze und dann frage noch einmal, ob wir da nicht helfen sollen! Wir sind zehn Mann, was können wir da ausrichten? Und außerdem geht uns das überhaupt nichts an. Nur weil Harald beabsichtigt, Christ zu werden, müssen wir uns nicht für ein Kloster hinmetzeln lassen!“ „Sie sprengen das Tor auf!“, ergänzte einer der Männer, die jetzt alle ihre Schilde abgelegt hatten und interessiert dem Geschehen am Meer folgten. „Fast sah es für mich so aus, als würde es von allein auffliegen – seht euch das an!“, unterbrach sich Sven selbst. „Die Angreifer ziehen sich zurück! Da sind Bogenschützen im Kloster!“ „Odins Arsch!“, schrie einer der anderen Krieger. „Wie ist das möglich? Haben die Nonnen das Schießen erlernt?“ „Ich denke eher, da hat der Jarle von Brønderslev seine Finger im Spiel. Ihm gehört das Kloster, und wenn dort Bogenschützen sind, stimmt es, was man so über das Kloster erfahren konnte!“
Sven Einohr sah den Sprecher nachdenklich an. „Und was konnte man so erfahren?“ „Ich habe vor mehreren Monden einen Skalden getroffen, der dort einmal übernachtet hat. Er erzählte von einem riesigen Kreuz aus Silber und vielen anderen Gegenständen, die der reiche Jarle dem Kloster geschenkt hat. Kein Wunder, dass es nun die Beute dieser Männer wird, ich hätte da auch gern zugegriffen!“ „Das lass mal nicht Harald hören, wir sind doch alle Christen!“ Die Krieger lachten höhnisch, und einer von ihnen antwortete: „Noch wurde keiner von uns getauft. Und das sage ich dir, Sven – wenn ich als Christ eine gute Beute sehe, nehme ich sie an mich. Odin oder Jahwe, das ist mir vollkommen egal. Wenn es einem dieser Götter nicht gefällt, was ich mache, wird er es mich schon wissen lassen!“ Erneut lachten die Männer, dann entschlossen sie sich, das Geschehen von hier oben weiter zu verfolgen, denn selbst wenn man sie vom Kampfplatz aus bemerken würde, war nicht zu befürchten, dass man sich weiter mit ihnen befassen würde. Was bedeutete ihre geringe Menge schon gegen eine so starke Kriegergruppe? „Das sieht nicht gut für die Angreifer aus! Sie werden so stark beschossen, dass sie sich zurückgezogen haben!“, kommentierte einer der Männer das weitere Geschehen. „Geben sie jetzt auf?“ „Kann ich mir nicht denken. Wenn ich mich nicht täusche, ist das dieser Bolthar aus Skagen mit seinen Männern, jedenfalls meine ich, dass ihm das halfþritugt skip dort drüben gehört, das neben den anderen auf dem Strand liegt. Der hat noch nie vor einem wehrhaften Gegner einen Rückzug angetreten, und – seht doch, was da iert!“ Sven Einohr sprang mit den letzten Worten elastisch hoch und deutete auf die Klosteranlage, von der jetzt dicker, schwarzer Rauch aufstieg und keinen Zweifel daran ließ, dass man mit Feuer und Qualm versuchte, die in der Kirche verschanzten Bogenschützen ins Freie zu treiben. Doch das Kriegsglück für die Schar um Bolthar schien sich zu wenden, denn plötzlich tauchten weitere Bewaffnete auf, und jetzt staunten die Männer um
Sven Einohr, was sich dort unten abspielte. Im Nu standen auch die beiden Schiffe in Flammen, und in dem dichten Rauch war nicht mehr auszumachen, wer dort gegen wen kämpfte. „Jetzt werden wir sehen, was die alten Götter noch ausrichten können!“, rief Sven und deutete auf den Himmel, der sich plötzlich bewölkt hatte und die Sonne bereits hinter schwarzen Wolken verdeckt wurde. Es dauerte auch nicht mehr lange, bis der Himmel seine Schleusen öffnete und wahre Sturzbäche auf das Land ergoss. Auch die zehn Krieger um Sven Einohr mussten ihren Standort aufgeben, denn schon bald lief den Männern das Wasser an den Helmen in den Kragen herunter. Durchnässt waren sie rasch, aber in dem Birkenwäldchen fanden sie unter den belaubten Kronen noch etwas Schutz. „Thor hat sich wohl noch rechtzeitig eingemischt!“, meinte einer der Männer aus der Schar, als sie sich dicht um einen Baumstamm hockten und darauf hofften, dass der noch immer heftig hernieder rauschende Regen endlich wieder aufhören würde. „Thor? Warum sollte er das tun?“, brummte Sven unwillig zurück. Es war ihm unangenehm, dass die Männer immer wieder die alten Götter erwähnten, denn das konnte auch einmal zu Schwierigkeiten führen, wenn es der selbst ernannte König erfuhr. „Na, hör mal!“, gab der Mann zurück. „Thor hat immer schon Gefallen an solchen Kämpfen gefunden. Als die Männer von der neu eingetroffenen Kriegerschar bedrängt wurden und ihre Boote in Flammen standen, hat er eingegriffen. Es kann doch nicht sein, dass ein paar aufrechte Nordmänner beim Kampf um eine Kirche oder ein Kloster sterben müssen!“ Sven starrte durch den dichten Regen zu dem Mann und murmelte etwas vor sich hin, was der nicht verstand. Als dann endlich der Regen fast ganz aufhörte, brachen die Krieger auf und bewegten sich in Richtung der Stadt Brønderslev, die zu dieser Zeit noch am Meer lag. Von hier aus war es vereinbart, dass die mit einem Boot nach Aalborg zurückfuhren, auch wenn sie vielleicht einen der kleinen Fürsten nicht aufgesucht hatten. Aber der vereinbarte Zeitpunkt für das große Thing rückte näher, und sie mussten sich sputen.
3.
Als die Krieger nass, müde und hungrig in der befestigten Hafenstadt eintrafen, herrschte hier überall große Aufregung. Langboote wurden beladen, Männer eilten hin und her mit schweren Lasten auf den Schultern, Bewaffnete gingen an Bord der hier liegenden herskip, der Kriegsschiffe. „Offenbar plant der Jarle dieser großartigen Stadt nicht, sich uns anzuschließen, sondern seinen eigenen viking zu unternehmen!“, bemerkte einer der Krieger zu Sven, als sie sich in einer einfachen Schenke etwas zum Essen bestellt hatten. „Da bin ich anderer Meinung, denn diese Stadt wurde von Garpur erbaut, einem Mann, der schon seit vielen Jahren den christlichen Glauben angenommen hat. Das ist auch der Grund, weshalb wir von hier aus mit einem Boot zurückkehren werden, denn Harald hat sich schon vor langer Zeit mit dem Jarle hier getroffen und einen Pakt mit ihm geschlossen. Nein, Brønderslev ist Harald treu ergeben, Garpur wird mit seinen Kriegern später zu uns kommen. Harald hat noch viel vor, und ich habe gehört, dass es nach den Winterstürmen weit hinauf nach Norden gehen soll.“ „Aber doch nicht nach Nynorsk (Norwegen) zu den wilden Stämmen da oben?“ Sven Einohr zeigte ein breites Grinsen. „Und weshalb soll Harald nun ausgerechnet die dort lebenden Stämme fürchten?“ Die anderen rissen ihre Münder erstaunt auf und starrten ihren Unterführer entgeistert an, der durch diesen Anblick laut auflachte. „Ja, nun müsstet ihr euch einmal sehen! Sitzen da wie die Kinder, wenn Thor mit seinem Streitwagen über sie hinwegdonnert und seinen Hammer Mjölnir wirft! Natürlich ist es sein Plan, auch Nynorsk zu erobern! Mehr Beute lässt sich doch wohl kaum machen!“ „Jetzt hast du aber wieder von Thor angefangen!“, warf einer der Männer ein, und alle brachen in ein lautes Gelächter aus, das ihnen böse Blicke der anderen Gäste eintrug. Aber keiner von Svens Männern achtete darauf, und als sie einige Zeit später hinunter zum Strand gingen, fanden sie den Besitzer des tolfæringr, einem kleinen Boot, mit dem sie nach Aalborg zurückkehren wollten.
„Ihr seid die Gefolgsmänner Haralds?“, empfing sie der Mann, als sie suchend von einem Boot zum anderen gingen und sich dabei nach den Schiffsführern erkundigten. „So ist es, und du bist dieser Æður, der uns nach Aalborg zurückbringt?“ Der Mann, offenbar ein einfacher Fischer in schlichter Kleidung, die nur aus Hemd und Hose bestand, lachte laut heraus. Aber es war kein fröhliches Lachen, das er ertönen ließ. „Da müsst ihr euch wohl eine andere Gelegenheit suchen, meine Freunde! Mir wurde das Tolfæringr gestohlen, und das am hellen Tag, mitten zwischen den Vorbereitungen, die unser Jarle für seine Flotte trifft! Niemand hatte dabei Augen für mein kleines Boot, und jetzt ist es verschwunden!“ Sven stieß einen sehr unchristlichen Fluch aus. „Dann müssen wir zusehen, dass wir ein anderes Boot finden!“ Æður machte eine Armbewegung, die den ganzen Strand zu umfassen schien. „Wo wollt ihr das finden? Der Jarle rüstet für einen Kriegszug, da werdet ihr noch nicht einmal einen schwimmfähigen Wassereimer auftreiben können!“ Sven stapfte schon mit großen Schritten zurück in die Stadt. „Wir werden ja sehen!“, rief er über die Schulter zurück. Mit hängenden Köpfen folgten ihm seine Krieger nach, während der Fischer kopfschüttelnd hinter ihnen her sah. „Das wird wohl ein wenig schwierig werden, meine Freunde! Ich hätte euch auch viel lieber in die Stadt Aalborg gebracht und dabei mal einen Blick auf den neuen König geworfen. Er soll ja eine mächtige Erscheinung sein, aber warum solch ein Krieger sich von Odin und Thor abwendet, verstehe ich nicht. Na, kann mir auch egal sein, schließlich sind in dieser Stadt auch fast nur noch Christen zu finden, seit dieser blonde Jarle alles übernommen hat und zu einer Festung ausbauen ließ! Seltsame Zeiten sind da gekommen!“ Æður warf noch einen zweifelnden Blick in den inzwischen vollkommen
aufgeklarten Himmel und ging dann ebenfalls in die Stadt zurück.
4.
Auf dem Thingplatz herrschte ausgelassenes Treiben und Lärmen, denn viele der hier versammelten Fürsten des Landes kannten sich, hatten sich aber seit längerer Zeit nicht mehr gesehen. Auch die zahlreichen Krieger, die sie zu diesem Treffen bei Aalborg begleiteten, kannten sich untereinander und hatten häufig miteinander gegen ihre Feinde gekämpft. Das waren für die an der Küste lebenden Menschen überwiegend Schweden und Norweger, die mit ihren Langbooten auf viking zogen und in den kleinen Dörfern auf wenig Widerstand stießen. Um nun überhaupt etwas gegen diese regelmäßigen Raubüberfälle ausrichten zu können, schlossen sich viele der Fürsten zusammen und halfen ihren Fryd, den bewaffneten Bauern, sich im Kampf zu erproben, um anschließend gemeinsam mit ihnen gegen die Feinde anzutreten. Schließlich kamen die Männer, die Harald begleiteten, und augenblicklich trat Ruhe auf dem Platz ein, die letzten Gespräche verstummten, als sich der hoch gewachsene Anführer rasch umsah und gleich darauf auf die Gruppe der wartenden Fürsten zuschritt, die sich vor dem für ihn aufgestellten Hochstuhl versammelt hatten. Doch mit finsteren Mienen betrachteten die Männer die Mönche, die Harald folgten. Es waren die Männer, die man beim Betreten der Stadt auf üble Weise verprügelt und beleidigt hatte, und noch immer trugen einige die Spuren dieser Behandlung deutlich in ihren Gesichtern. Sie hielten die Köpfe gesenkt, den Blick auf die Erde geheftet, und beeilten sich, dicht bei Harald zu bleiben. Einer der älteren Fürsten, ein breitschultriger, weißhaariger Mann, dem man noch immer den kampferprobten Krieger ansah, trat vor. Sein Gesicht wirkte wie ein Stück verwittertes Schiffsholz, tiefe Furchen hatten Wind und Sonne darin eingegraben, und ein paar Narben verstärkten diesen Eindruck noch. Sein silberweißes Haar war noch voll und dicht und hing ihm in dicken Zöpfen bis auf die Schultern, sein Bart war allerdings frisch geschnitten und nur etwa eine Handbreit lang. Silberne, goldene und auch ein paar dunkle Perlen, vermutlich aus Bernstein, waren kunstvoll in Bart und Haupthaare eingeflochten, die zahlreichen, silbernen Armreifen und ein dicker Silberring um seinen Hals kündeten nicht nur von seinem Reichtum, sondern waren auch eine Erklärung für seinen Namen. Baugur bedeutete nämlich schlicht und einfach Ring. Erfreut über die zahlreichen Fürsten, die seinem Ruf gefolgt waren, schritt Harald würdevoll auf die Wartenden zu und reichte dem Weißhaarigen seine
Hand mit den Worten: „Du musst Baugur sein, von dem ich schon so viel gehört habe! Wie sieht es bei dir in Aarhus aus, konntest du deine Befestigungen ausbauen? Es wäre möglich, dass wir bald darauf zurückgreifen müssen, wenn wir den Krieg mit den anderen Ländern beginnen!“ Der alte Fürst ergriff die Hand und drückte sie kräftig. „Du willst also wirklich den Krieg mit allen Nachbarländern, Harald?“ Der lachte dröhnend und drehte sich so, dass alle Anwesenden sehen konnte, was er jetzt tat. Mit einem schnellen Griff hatte er nämlich sein Schwert aus der Scheide gezogen und hielt es jetzt hoch über seinen Kopf, sodass jeder die ungewöhnliche Waffe gut sehen konnte. „Nennt mich nicht mehr einfach nur Harald! Ich bin König Harald, den man zu Recht Blåtand (Schwarzes Schwert) nennt. Dieses Schwert in meiner Hand ist die Ursache für meinen Ehrennamen, und wer diese Klinge einmal zu schmecken bekam, wird vielleicht noch erkannt haben, was es bedeutet, eine fränkische Klinge in den Händen zu halten. Dieses Schwert wurde einst in meinem Auftrag in einer wahren Meisterschmiede für mich gefertigt und auf besondere Weise dabei gehärtet. Mir war es sehr wichtig, die Klinge zu schwärzen, damit kein verräterischer Sonnenstrahl auf sie fällt, wenn ich sie benutze.“ Beifälliges und zum Teil auch irritiertes Gemurmel ging durch die Reihen, denn wohl jeder der hier Anwesenden hatte schon von dem fränkischen Schwert gehört, aber bei Weitem nicht alle, dass Harald der neue König ist. „Aber, bevor wir zu den Dingen kommen, derentwegen ich euch hier zusammengerufen habe, werde ich euch einmal zeigen, was eine fränkische Schwertklinge vermag!“ Harald gab ein paar Kriegern ein Zeichen, und die Männer eilten vor den Hochstuhl und stellten dort auf einem Baumstumpf einen der üblichen Nasalhelme ab und eines der aus Lindenholz gefertigten Rundschilde davor. Danach traten sie zurück, und Harald holte mit dem Schwert aus, schlug kraftvoll auf den Helm und ein lauter Ruf der Bewunderung ging aus vielen Kehlen über den Platz. Das Schwert hatte den Helm glatt durchschlagen, als wäre er aus einfachem
Leder und nicht geschmiedet worden. Doch die Zuschauer sollten gleich ein weiteres Beispiel erleben, denn mit dem nächsten Schlag hieb Harald den Schild mittendurch, ohne dass jemand den Eindruck hatte, dass er sich dabei sonderlich anstrengen musste. Wieder hob er es hoch über den Kopf und drehte sich im Kreis, wobei er die Gesichter aufmerksam musterte, um seine Wirkung abzuschätzen. Überall blickte er in strahlende Gesichter, er hatte mit dieser Vorführung die Krieger schon für sich gewonnen. Aber noch stand ihm der schwerste Teil bevor. „Wir werden auf einen großen viking ziehen, sowie die nächsten Wintermonate vorüber sind. Es wird aber nicht nur ein Kriegszug werden, der allen, die mir folgen, unglaubliche Reichtümer bringt. Wir werden über unsere Feinde siegen, sie unterwerfen, und sie so zwingen, nie wieder unsere Küsten zu überfallen. Nach diesem Zug bis in den hohen Norden wird Friede herrschen, denn wir werden ein Volk sein, das zusammengehört.“ Der alte, weißhaarige Baugur aus Aarhus flüsterte ein paar Worte mit seinen Gefolgsleuten und schüttelte anschließend seinen Kopf, während Harald bei seiner Rede auf und ab ging. Es lag ihm daran, seine Worte auf die Fürsten einwirken zu lassen und vor allem, ihre Reaktionen zu beobachten. Nach einem Augenblick der Pause trat ein Mann vor, dessen kräftige Figur allein schon jeden Gegner einschüchtern musste. Er überragte die meisten der Umstehenden um Kopfeslänge, seine breiten Schultern waren von einem kurzen Kettenhemd bis zur Brust geschützt, und die darunter deutlich erkennbaren Oberarme hatten Muskelstränge, die sich bei jeder seiner Bewegungen deutlich unter der gebräunten Haut abzeichneten. „Man nennt mich Bolmur!“, sagte der Riese mit dröhnender Stimme, und ein paar Fürsten lachten, denn diesen Namen, der Bär bedeutet, trug kaum ein anderer jemals so zu Recht wie dieser Mann. „Ich bin der Jarle aus Vesthimmerland, und ich frage dich, Rig (König), ob du auch daran denkst, den Männern aus Nynorsk einmal auf die Finger zu klopfen und sie in ihre Schranken zu weisen. Es sind ja überwiegend deren Langboote, die unsere Dörfer überfallen!“ Der Bär erhielt zustimmendes Gemurmel und Kopfnicken. Harald war schlau genug, sich nicht zu dicht vor den Riesen zu stellen, als er
ihm antwortete. Durch die Wahrung eines gewissen Abstandes vermied er es, den Blick zu Bolmur aufzurichten. „Das habe ich vor, meine Freunde! Wir werden in den hohen Norden aufbrechen und diesen Kriegern aus Norðvegr zeigen, wozu wir in der Lage sind, wenn wir uns alle zusammenschließen!“ Erneutes Nicken, schließlich deutete Bolmur auf die Mönche an der Seite Haralds. „Warum hast du aber diesen Männern erlaubt, in deiner Nähe zu sein, Rig? Stimmt es etwa, was man sich überall erzählt; dass du zum Christentum übertreten willst?“ Und wieder kam beifälliges Gemurmel von den Reihen der Fürsten und alle Augen richteten sich gespannt auf Harald. Der künftige König drehte sich zu den Mönchen und gab ihnen ein Zeichen, nach vorn zu treten. Nur zögernd folgten die Kirchenmänner seiner Geste, wagten kaum, aufzusehen, und die Reaktion der anwesenden Krieger bestärkte sie nicht gerade in ihrem Auftreten, denn es entstand deutliche Unruhe, die in mehr oder weniger laut hervorgebrachten Unmutsäußerungen endeten. Harald machte eine herrische Handbewegung, um Stille zu erreichen, aber die Männer blieben unruhig, tauschten halblaute Bemerkungen aus, von denen einige trotzdem an das Ohr Haralds drangen. „Hört mir alle zu! Wir können nur Erfolg haben, wenn wir uns einig sind und zusammenstehen. Für mich ist es vollkommen klar geworden, dass ich in der nächsten Zeit nach Heiðabýr (Haithabu) fahren werde, um dort von dem Mönch Poppo getauft zu werden!“ Jetzt wurden die ersten lauten Rufe hörbar. „Unglaublich!“ – „Ein Verrat der alten Götter!“ – „Das wird schlimme Folgen haben!“, klang es durcheinander, und jetzt hatte Harald wirklich Mühe, erneut Ruhe einkehren zu lassen. Er erhob seine Stimme und rief über den Platz: „Weder Odin noch Thor noch einer der alten Götter haben uns bislang vor den Raubzügen unserer Nachbarn beschützen können! Ich behaupte nicht, dass der christliche Gott Jahwe das tun wird, aber ich bin sicher, dass er ein Gott ist, der
uns den Frieden schenken wird. Ich glaube den Worten dieser Männer hier, die es auf sich genommen haben, zu uns zu kommen, um uns die Worte Jahwes zu geben. Wenn wir als Christen zusammenstehen und uns nicht mehr in kleinlichen Fehden bekriegen, dann können wir alle in Frieden leben und müssen nicht ständig mit Überfällen rechnen!“ Einen kurzen Moment lang herrschte Schweigen. Als Harald die Blicke der anderen suchte, wichen sie ihm aus. Wieder war es der große Bolmur, der das Wort ergriff. „Höre, Harald, du nennst dich König und keiner von uns hat dich gefragt, wo der alte König geblieben ist, dein Vater Gorm den Gamle. Du hast ihn entmachtet, doch das habt ihr anscheinend unter euch abgemacht. Aber was du jetzt verlangst, geht weit über das hinaus, was ein König von uns verlangen kann!“ „Richtig! Bolmur spricht für uns!“, riefen einige der Fürsten aus, während andere schwiegen und sich vollkommen zurückhielten. Harald machte einen Schritt in die Mitte der versammelten Männer und zog erneut sein Schwert. „Bei diesem Schwert und der Schärfe seiner Klinge schwöre ich euch: Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich und wird diese Klinge zu spüren bekommen!“ Ein Raunen ging abermals durch die Reihen, und nun stellte sich Bolmur direkt vor Harald und stützte sich dabei auf eine gewaltige Breitaxt, deren langer Stiel ihm bis zur Brust reichte. „Hier steht Bolmur, Jarle von Vesthimmerland, und ich schwöre bei meiner Axt, dass ich jeden damit töte, der mich zwingt, einen anderen Glauben anzunehmen. Wer sich ebenfalls von keinem Rig vorschreiben lässt, welchen Gott er anruft, kommt auf meine Seite!“ Jetzt brach ein wahrer Tumult aus, denn mit dieser Konfrontation waren die anwesenden Fürsten gezwungen, sich offen für oder gegen den neuen König zu entscheiden. Erst zögernd, dann mit schnellen Schritten lösten sich zwei Männer aus den Reihen der Fürsten und stellten sich hinter Bolmur. Trotzig starrten die drei Männer Harald an, und nach einem anfänglichen Schweigen traten noch
zwei weitere zu ihnen, die Schwerter in den Händen. Haralds Blicke flogen triumphierend über die Köpfe der Männer. „Damit dürfte ja wohl klar sein, was alle erwartet, die sich jetzt Bolmur anschließen! Ich gebe euch noch einen Moment Bedenkzeit, dann solltet ihr euch entscheiden. Bleibt ihr dabei, betrachte ich euch ab sofort als Feinde – mit allen Konsequenzen!“ Haralds Miene zeigte ein düsteres Spiel, als die fünf Abtrünnigen sich nur kurz mit Blicken verständigten und anschließend langsam den großen Thingplatz verließen. Kaum waren sie am Rand der Versammlung angelangt, als auch schon ihre Krieger einen Schutzwall um sie bildeten. Die Rundschilde waren in Brusthöhe hochgezogen, die rechte Hand hielt den Speer, bereit, sofort mit einem Schildwall die Fürsten zu schützen. Aber niemand hinderte die Männer am Abzug. Mit einem tiefen Atemzug schien Harald seinen Ärger abschütteln zu wollen, besann sich dann aber und rief über den Platz: „Wir werden unsere Vorbereitungen für die Reise nach Heiðabýr treffen, danach schicke ich euch erneut Boten für das nächste große Thing an dieser Stelle. Bis dahin solltet ihr eure Boote und Waffen instand setzen, damit wir unseren Krieg gegen alle Feinde beginnen können!“ Damit trat Harald zu den Mönchen und einigen seiner Unterführer, die ihn auf dem Rückweg in die Stadt begleiteten. Hinter ihm schwoll der Lärm erneut an, denn viele der Fürsten, Unterführer und Krieger ließen jetzt ihrer Meinung freien Lauf. Aber der alte, weißhaarige Baugur war es, der überhaupt nichts sagte. Er hatte sich stumm umgedreht und gemeinsam mit zwei seiner Gefolgsleute ohne weiteres Aufsehen den Platz verlassen. Gleich darauf brachen seine Leute wieder nach Aarhus auf.
5.
Die drei Langboote, die den selbst ernannten König Harald auf dem Weg nach Aalborg begleiteten, waren etwas hinter dessen Schiff zurückgefallen. Später konnte niemand mehr sagen, wie es dazu kommen konnte, doch als plötzlich fünf Kriegsschiffe in voller Fahrt und mit geblähtem Segel aus der Bucht schossen, war die Verwirrung groß. Doch die prächtigen halfþritugt skips waren heran, noch ehe jemand an Bord von Haralds Schiff ein Manöver einleiten konnte, um diesem überraschenden Angriff zu entgehen. Schon krachte das erste Boot längsseits in die Ruder des größeren, königlichen halffertugt skips, Männer schrien laut auf, Holzsplitter flogen durch die Gegend, und schon sprangen die ersten Krieger mit gezogenen Schwertern über den Bordrand und schlugen auf die noch wie betäubt reagierenden Ruderer ein. Gleich darauf kam das zweite Schiff auf der anderen Seite längsseits, abermals krachte und splitterte Holz, und das Geschrei der Verletzten vermischte sich mit dem wilden Angriffsschreien der Männer, die jetzt auch von der Seite in das Kriegsschiff sprangen und gnadenlos auf die anderen einschlugen und einstachen. Im zweiten Boot stand hoch aufgerichtet am seitlich angebrachten Steuerruder eine riesige Gestalt, in der ein paar Ruderer aus Haralds Boot den Jarle Bolmur erkannten. Niemand hatte mit einem solchen Angriff von dieser Seite gerechnet und nur Augenblicke später richteten dessen Krieger ein Blutbad im königlichen Schiff an. „Harald Schwarzschwert, wo bist du? Zeig dich und kämpfe wie ein Krieger!“, brüllte Bolmur über die Köpfe der Kämpfenden hinweg. Harald trug vermutlich die gleiche Kleidung wie seine Besatzung, nirgendwo gab es einen Mann, der eine besondere Tunica oder ein anderes, auffallendes Kleidungsstück trug. Als der riesige Jarle sich jetzt zu der Gruppe durchkämpfte, die einen hoch gewachsenen Mann am Steuer umgab und mit ihren Waffen schützte, stieß er einen lauten Triumphschrei aus. „Harald! Habe ich dich endlich bei den Eiern!“ Noch versperrten ihm die Kämpfenden den Weg, und der erste Mann drehte sich plötzlich zu ihm herum, um nach dem Jarle zu schlagen. Doch der riss nur seinen
nachlässig in der linken Hand gehaltenen Schild hoch und schlug den Rand dem Angreifer gegen das Kinn. Ein hässlicher, knackender Laut zeigte den Knochenbruch an, der Mann riss seinen zertrümmerten Mund zu einem lautlosen Schrei weit auf und spuckte Blut und Zähne aus. Bolmur machte sich nicht die Mühe, dem Schwall auszuweichen, sondern schlug noch einmal mit dem Schild zu und brachte damit den Mann mitten zwischen den anderen neben ihm zu Fall. Mit einer Leichtfüßigkeit, die niemand dem Riesen zugetraut hatte, setzte Bolmur über das menschliche Knäuel hinweg und stellte sich den fünf Kriegern, die offenbar alles daran setzen wollten, ihren König zu schützen. Dem ersten spaltete ein mächtiger Axthieb den Schädel und ließ ihn, als Bolmur seine Axt zurückriss, über die Bordwand taumeln und im Meer versinken. Der zweite sah seine Chance im gleichen Moment und zielte auf die ungeschützte Hüfte des Riesen mit seinem Schwert. Noch in der Bewegung des Zustechens traf ihn die schmale Seite der Axt mitten ins Gesicht und verwandelte es in eine blutige Masse aus Knochen und Fleisch. Die drei restlichen Krieger warteten nicht länger ab, sondern drängten nach vorn, um den riesigen Angreifer zu Fall zu bringen. Aber Bolmur stand wie festgewachsen mitten im Boot, ließ seine Breitaxt um den Kopf kreisen und schlug dem ersten gegen den ungeschützten Hals, und als der mit einer klaffenden Wunde, aus der das Blut im dicken Strahl herausspritzte, zusammenbrach und die beiden anderen mit ihren kurzen Sax-Schwertern zuschlugen, schlug Bolmur dem ersten die Hand mit der Axt in einer raschen Aufwärtsbewegung ab und ließ gleich darauf die Axt auf den Kopf des letzten Kriegers herabsausen, der noch vor dem Mann am Steuer stand. Der hatte jetzt das Steuerruder losgelassen und eine Handaxt zum Hieb gegen den Angreifer erhoben. „Du bist nicht Harald!“, brüllte ihn Bolmur an. „Wo ist der Rig?“ Dann fuhr dem Mann krachend die Axt in den Brustkorb, und ohne einen weiteren Laut stürzte er nach hinten ins Wasser. Fast gleichzeitig schlugen mit dumpfen Klopfgeräuschen zwei Pfeile dicht neben Bolmur in das Holz der Bootswände. Niemand hatte mehr auf die anderen Boote geachtet, die endlich aus der Flaute durch Ruderkraft gelangten und jetzt ebenfalls am Kampfplatz
eingetroffen waren, wo sie sofort von Bolmurs anderen Booten empfangen wurden. Die Langboote führten immer ein paar Bogen nebst entsprechenden Pfeilen mit, die man unter den Ruderkästen aufbewahrte. Nicht jeder Krieger war im Umgang mit Pfeil und Bogen erfahren, aber es gab in jeder Besatzung gute Schützen, die jetzt offenbar den riesigen Jarle als Ziel ausgemacht hatten. Schon schlug ein Geschoss in seinen Oberarm, war aber zu schwach und blieb im Kettengeflecht hängen, dass der Anführer unter seinem Hemd trug. Mit einer verächtlichen Geste riss er den Pfeilschaft heraus und schleuderte ihn von sich, sofort nahm er die Handaxt vom Boden auf, die dem toten Steuermann entfallen war, prüfte kurz ihr Gewicht und schleuderte sie hinüber zu dem anderen Schiff, wo der Bogenschütze ihn gerade erneut anvisierte. Die Axt traf gut und ließ den Mann mit einem lauten Schmerzensschrei zusammenbrechen. Auf dem Schiff des Königs züngelten plötzlich Flammen im Bug auf, und als die letzten seiner Krieger über Bord geworfen wurden, stand bereits der Bereich um den Drachenkopf in hellen Flammen. Mit schadenfrohem Lachen sprang Bolmur wieder auf sein eigenes Schiff zurück, das sich von dem brennenden Boot Haralds trennte und sich den anderen zuwandte, um entscheidend in den Kampf einzugreifen. Innerhalb ganz weniger Augenblicke waren die Schiffe des Königs eingenommen, die Besatzung erschlagen und über Bord geworfen. Jetzt brannten alle Schiffe, die Toten und Sterbenden schwammen im Meer, und mit einem lauten Hohngelächter befahl der riesige Bolmur die Rückkehr nach Vesthimmerland. Als die langen Ruder wieder ins Wasser eingetaucht wurden und der Wind das rot-weiße Segel blähte, hob der Jarle noch einmal die geballte Faust zu den brennenden Booten und schrie: „Das wird dir eine Lehre sein, Harald!“
6.
Als der Bote seinen Bericht beendet hatte, war Harald vor Wut dunkelrot angelaufen und warf seinen Trinkbecher krachend gegen die Wand des Langhauses. „Und alle fünf Boote sind zerstört? Nicht eines konnte entkommen?“ Der Bote sah Harald nicht ins Gesicht, sondern richtete seinen Blick auf einen Punkt vor dem Hochstuhl. „Wir haben zahlreiche, angeschwemmte Tote am Strand gefunden, Herr, dazu von Flammen geschwärzte Planken. Ob eines der Boote oder sogar mehrere entkommen konnten, wissen wir nicht. Verzeih mir, Herr, für die schlechten Nachrichten, aber ich bin nur ein einfacher Fischer und berichte, was ich selbst gesehen habe und was mir von den Menschen meines Dorfes erzählt wurde!“ Harald erhob sich und reichte dem Mann die Hand. Erstaunt blickte der Fischer auf das Silberstück, das ihm Harald dabei in die Hand gedrückt hatte. Es war eines der üblichen Bruchstücke, das man gern als Zahlungsmittel verwendete. Aber der Mann hatte noch nie in seinem Leben ein solches Stück besessen und wusste jetzt gar nicht, wie ihm geschah, als ihn eine der Wachen am Arm berührte und ihn anschließend nach draußen führte, während Harald mit wütenden Schritten im Langhaus auf und ab ging. Schließlich schrie er aus der Türöffnung so laut, dass man es in der nächsten Umgebung noch verstehen konnte: „Was ist eigentlich mit Bolthar, diesem Jarle aus Skagen? Hat er noch immer keinen Boten geschickt?“ „Nein, Herr, aber die Kundschafter haben gemeldet, dass er sich im Kampf mit seiner eigenen Tochter befand!“, antwortete ihm einer der Unterführer, die sich vor dem Langhaus getroffen hatten, um die neuen Nachrichten zu besprechen. Die Ankunft des Fischers blieb nicht lange ein Geheimnis, und die schrecklichen Nachrichten von den angeschwemmten Toten verbreiteten sich rasch in Aalborg. Harald sah den Mann erstaunt an, dann gab er den Unterführern ein Zeichen, einzutreten und lauschte nun dem Bericht über Bolthar, auf den er große Hoffnungen gesetzt hatte.
„Ich habe einen Skalden getroffen, der in einem Dorf übernachtete und dabei erzählte, dass die rothaarige Fringa eine Schildmaid sei und gemeinsam mit ihrem Gefährten Garpur, dem Jarle von Brønderslev, Krieg gegen Bolthar geführt und ihn dabei gefangen genommen haben.“ „Garpur? Ist das nicht auch ein christlicher Jarle, der sich mir anschließen wollte?“, erkundigte sich Harald mit finsterer Miene. „So sagt man das jedenfalls, Rig!“, antwortete der Mann. „Aber es gibt auch Geschichten, danach hätte Bolthar die Stadt Garpurs, Brønderslev, niedergebrannt und dem Erdboden gleich gemacht.“ Harald starrte den Sprecher nachdenklich an, dann nickte er langsam. „So etwas in der Art hörte ich auch schon, aber nur aufgrund von Erzählungen eines Skalden möchte ich keine vorschellen Entscheidungen treffen und doch erst lieber selbst mit ihm reden, bevor ich da etwas unternehme. Schickt Boten aus, die nach ihm suchen und ihn zu mir bringen – halt! Als allerfreundlichste Einladung, nicht als Drohung!“ Sven Einohr war zusammen mit den anderen eingetreten und grinste bei diesen Worten breit. Danach hob er seine Hand und erbat das Wort von seinem König. Harald nickte ihm kurz zu, und der Unterführer begann: „Wenn es dir recht ist, Rig, breche ich mit meinen Leuten auf und suche direkt nach Bolthar. Wir kennen uns und er wird keinen Argwohn gegen mich hegen, wenn ich ihn nach Aalborg einlade. Vorbereitungen müssen wir keine treffen, ein paar Stücke Brot, etwas Käse, und wir sind bereit!“ „So kenne ich dich, Sven Einohr!“, nickte Harald ihm zu. „Geht los, mir liegt viel an einem Treffen mit ihm. „Trifft auch nur ein Teil der Schilderungen zu, die man in der letzten Zeit von ihm gehört hat, so verfügt er über mehrere Langboote und eine gewaltige Schar von Kriegern.“ Am Abend dieses Tages trafen weitere Nachrichten ein, die dem König direkt von den Kundschaftern vorgetragen wurden. Danach hatte der riesige Bolmur, Jarle aus Vesthimmerland, noch zwei Dörfer angegriffen, von denen seit längerer Zeit bekannt war, dass sich die Menschen von den Wandermönchen taufen ließen und außerdem unverbrüchlich zu König Harald standen.
„Du kannst dir den Anblick nicht vorstellen, Rig!“, berichtete einer der Männer und die anderen sahen, wie es bei diesen Worten im Gesicht dieses wettergebräunten und kampferprobten Mannes arbeitete. „Diese Bestien haben keinen geschont, Frauen und Kinder wurden ebenso getötet wie die Männer. Bolmurs Leute haben die Toten anschließend alle in einer Reihe vor die Dörfer gelegt, die Hä angezündet, und sind anschließend weiter in Richtung Vesthimmerland gezogen.“ „Dann marschiert er offenbar nicht in direkter Linie zurück, sondern zieht an der Küste entlang. Welcher größere Ort liegt da auf seinem Weg?“ „Da fällt mir nur Nibe ein, Rig!“, antwortete einer der Unterführer. „Mehr als ein Tagesmarsch von hier aus. Wie viele Pferde haben wir?“ „Keines, Rig. Die Tiere sind noch nicht ausgeruht genug, um einen solchen Ritt durchzustehen, wenn du gleich aufbrechen willst, um Bolmur davor einzuholen. Sie brauchen mindestens noch diese Nacht!“ „Ist das auch die Meinung der anderen?“, erkundigte sich Harald und blickte finster in die Runde. Alle nickten, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu gedulden. Harald erhob sich von seinem Hochstuhl und gab einigen Männern direkte Anweisungen, was sie während des Marsches tun sollten, um den gefährlichen Jarle entweder noch vor Erreichen des Ortes Nibe einzuholen, oder aber ihn und seine Krieger dort zu umzingeln, bis die Hauptmacht eintreffen würde. Nicht sonderlich zufrieden mit der Besprechung saß Harald gerade in einem Gespräch mit den Mönchen, die noch immer seine Gastfreundschaft genießen durften, als einer der Unterführer ihn zu sprechen wünschte. Er machte ihm ein Zeichen, näher zu treten, und ein gedrungener Krieger trat vor. Ein Blick in sein Gesicht zeigte eine frisch verheilte Wunde, aber der Mann schien nur so von Kampfwillen zu strotzen. „Rig, ich bin Fótur und stamme aus der Gegend von Nibe. Das Gebiet dort kenne ich seit meiner Kindheit sehr gut, und wenn du erlaubst, werde ich mit meinen Männern sofort aufbrechen und diesem Bolmur den Weg verlegen, sollte er Nibe schon erreicht haben und weiterziehen wollen.“
Harald musterte den jungen Mann aufmerksam und nickte schließlich zustimmend. „Gut, ich erkenne einen tapferen Mann, wenn ich ihm in die Augen sehe. Fótur mit dem auffälligen Fuß!“, setzte er dann lächelnd hinzu, und obwohl der Unterführer diese Scherze bereits kannte, warf er einen raschen, verlegenen Blick auf seine unglaublich großen Füße. Gleich darauf aber straffte er seine Gestalt und sah dem König fest in die Augen. „Es ist gut, Fótur, aber du musst mir nichts beweisen. Legt euch dem Kerl in den Weg, wenn er weiterziehen will, ohne dass die restlichen Männer eingetroffen sind. Ich selbst werde im ersten Morgengrauen mein Pferd besteigen und die Schar anführen.“ Damit verbeugte sich der junge Krieger und als er sich wieder aufrichtete, war sein Gesicht rot angelaufen. Er machte rasch kehrt und eilte hinaus, wo man ihn laut seine Anweisungen rufen hörte. Die Mönche tuschelten unterdessen leise miteinander, und nun sagte der älteste Mönch mit leiser Stimme: „Harald, es ehrt Euch ja, wenn Ihr die Heiden verfolgen lasst, aber der Herr ist gütig und bereit, jedem zu verzeihen, der das Zeichen des Kreuzes annimmt!“ Harald beugte sich etwas vor, sah dem alten Mann ins Gesicht und antwortete mit fester Stimme: „Und hast du bislang den Eindruck gewonnen, dass man hier mit Milde und Güte weiter kommt? Das ist offene Rebellion gegen den König, und so etwas kann ich nicht zulassen! Wer meine Dörfer und Städte überfällt, wird dafür einen hohen Preis bezahlen müssen!“ „Aber bedenkt auch, dass der Herr bereit ist ...“ Harald wandte sich ab und ging aus dem Langhaus. Das sind genau die Momente, wo ich Zweifel bekomme. Ich bin bereit, den neuen Gott anzunehmen und auch mein Volk soll es tun. Aber warum muss ich auf das hören, was diese Mönche sagen? Gut, sie haben die Bibel gelesen und verkünden Gottes Wort. Aber was verstehen sie von meinen Untertanen? Was wissen sie von den Fürsten, die das Schwert gegen mich erheben?
Mit großen Schritten eilte er durch das Lager und tat so, als wolle er sich bei den Pferden umsehen. In Wahrheit war Harald aufgewühlt und zornig, und in diesem Zustand wollte er mit niemand reden. Er kannte sich selbst zu gut und wusste, dass ein solches Gespräch mit den Mönchen nicht gut enden würde, und deshalb hielt er sich jetzt länger bei den Pferden auf, als man es von einem König erwartete. Die Nacht verbrachte Harald mehr schlecht als recht auf seinem Lager im Langhaus. Immer wieder gingen ihm die aktuellen Ereignisse durch den Kopf, und der Verlust seiner fünf Langboote wurmte ihn sehr. Er knirschte heftig mit den Zähnen und schreckte aus seinem leichten Schlaf immer wieder hoch. Schließlich hielt er es nicht länger aus, warf sich aufgrund der morgendlichen, kühlen Temperaturen ein Wolfsfell über die Schultern und trat aus dem Langhaus. Am Horizont kündete ein schmaler, grauer Streifen den neuen Tag an, und Harald weckte die Krieger am nächsten Feuer, ließ in das Horn stoßen und befahl gleich darauf den Aufbruch. Verschlafen und mit verkniffenen Mienen stolperten die Männer zu den Pferden und machten sich auf den Weg.
7.
Es mochte noch einige Zeit bis zum Sonnenaufgang sein, als sich die Krieger in gebückter Haltung den ersten Hän näherten. Alles schien friedlich zu sein, ein einsamer Posten zeichnete sich gegen den dunklen Himmel ab. Der Mann war auf seinen Speer gestützt und schien vor sich hin zu dämmern, als Fótur sich an ihn heranschlich, ohne dass der Mann sich rührte. Augenblicke später schnellte sich der Unterführer hoch, packte mit der linken Hand den Kopf des Mannes und schnitt ihm mit der Schwerthand die Kehle durch. Mit einem kaum vernehmbaren Gurgellaut sank der Posten in sich zusammen, und Fótur stieß ihn zur Seite. Danach lauschte er kurz, bevor er das Zeichen zum Angriff gab. Im Nu waren die Männer an seiner Seite und gleich darauf im ersten Haus, aus dem ein lautes Schnarchen die Ahnungslosigkeit der Schlafenden anzeigte. Ihre Augen hatten sich längst an die Dunkelheit gewöhnt, und mit ein paar raschen Hieben waren die Schläfer ausgeschaltet, die auf schmalen Bänken an den Wänden des Hauses lagen. Schon war der Unterführer wieder hinausgehuscht, und betrat das nächste Haus. Auch hier verrieten die tiefen, regelmäßigen Atemzüge die ahnungslosen Schläfer. Doch als Fótur mit dem Schwert in der Hand zu der Bank schlich, stieß er mit dem Fuß gegen einen Gegenstand, der laut über den Holzboden rollte. Er hob das Sax-Schwert und wollte es auf den ersten Schläfer herunterschlagen, als plötzlich ein eiserner Griff seinen Schwertarm umschloss und sich direkt vor ihm ein mächtiger Schatten aus der Dunkelheit schälte. Fótur war für einen ganz kurzen Moment wie gefangen, aber dann riss er an seinem Schwertarm, um ihn wieder freizubekommen. Hinter ihm brach Lärm aus, auch die anderen Schläfer waren erwacht und leisteten seinen Kriegern Widerstand. Fótur gelang es nicht, seinen Schwertarm aus dem Griff zu befreien. Deshalb versuchte er einen Trick, wechselte blitzschnell die Klinge in die linke Hand und hieb damit zu. Irgendetwas traf er auch krachend, aber er konnte nicht sagen, ob es sich dabei um seinen Gegner gehandelt hatte oder der Schlag die Bank traf. Nun aber wurde auch seine linke Hand auf die gleiche Weise mit eisernem Griff umschlossen, und eine tiefe Stimme rief ihm dröhnend in die Ohren: „Was bist du denn für ein Schwächling? Schlafende Männer überfallen, das kannst du, aber im Kampf Mann gegen Mann bist du hilflos, was?“
Unbeeindruckt von den Worten seines Gegners trat der Unterführer heftig zu, aber sein Fuß ging ins Leere, und gleich darauf spürte er, wie sein linkes Handgelenk mit einem fürchterlichen Krachen gebrochen wurde. Der Schmerz raste den Arm hinauf bis zu seinem Kopf, ließ ihn nach Atem schnappen und zugleich verzweifelt einen weiteren Tritt ausführen. Dann hatte sein Gegner das rechte Handgelenk noch fester umschlossen, es krachte auf geradezu widerliche Weise, als es ebenfalls brach. Fótur schnappte heftig nach Luft, der Schmerz ließ ihn rote Kreise sehen, aber damit war es für ihn noch nicht vorüber. Der nächste Schlag traf ihn mitten ins Gesicht und zertrümmerte sein Nasenbein, und nun packte ihn sein riesiger Gegner mit festem Griff in den Haaren und zog ihn hinter sich her, quer durch das kleine Haus und hinaus auf den Dorfplatz, wo jetzt von allen Seiten Bewaffnete zusammenkamen. Der Unterführer war nicht in der Lage, Einzelheiten zu erkennen. Zum einen machte ihn der Schmerz fast wahnsinnig, zum anderen waren sein Gesicht und seine Augen vom Blut verschmiert und behinderten seine Sicht. „So, mein Freund, und nun schau dir mal genau an, was ich mit Männern mache, die mich heimtückisch überfallen. Ich hoffe, es gefällt dir, du musst nur genau hinsehen!“ Während an sein Ohr laute Schmerzensschreie drangen, riss ihm sein Gegner das Hemd herunter und wischte damit über sein blutiges Gesicht. Er ging sogar so weit, ihm noch eigens die Augen auszuwischen, damit er das grausame Geschehen verfolgen konnte, das sich jetzt im ersten Morgengrauen auf dem Dorfplatz abspielte. Fótur erkannte, wie seine Gefolgsmänner alle von den Gegnern zusammengetrieben wurden und anschließend begann unmittelbar vor ihm ein wahres Blutbad. Die Feinde schlugen seine inzwischen entwaffneten und zum Teil verletzten Krieger nicht einfach tot, sondern hieben ihnen mit Schwertern und Äxten Arme und Beine vom Körper, sodass sich die Sterbenden wild schreiend und zuckend auf dem Boden wälzten. Erst, als keiner mehr von ihnen auf den Beinen stand und sich das Gebrüll der Verwundeten mit den Todesschreien der anderen zu einem wahnsinnigen Crescendo vermischten, niemand mehr sein eigenes Wort verstehen konnte, schüttelte ihn der riesige Anführer noch einmal auf sehr schmerzhafte Weise an seinen Haaren, die er keinen Augenblick losgelassen hatte.
„Hast du alles genau mit angesehen, du kleiner Wurm? Dann berichte deinem selbst ernannten König davon und sage ihm auch, dass ich auf ihn warte. In Vesthimmerland stehe ich schon bereit, um ihm sein großes Maul zu stopfen!“ Der Unterführer konnte nur etwas Undeutliches antworten, denn der gesamte Kiefer schien bei dem Schlag ebenfalls schwer mitgenommen zu sein, jedenfalls hatte er das Gefühl, das ihm der Schlag des Riesen nicht nur die Nase zertrümmert, sondern auch sämtliche Zähne gelockert hatte. Er beeilte sich aber, auch mit dem Kopf zu nicken, obwohl ihm das erhebliche Schmerzen bereitete. Plötzlich bückte sich sein Gegner, und mit vor Angst weit aufgerissenen Augen sah Fótur ein Schwert in dessen Hand. „Was ... was machst du?“, stammelte er undeutlich, und der gewaltige Krieger beugte sich dicht zu ihm herunter, sah ihm dabei mit kaltem Blick in die Augen und antwortete: „Was erwartest du, mein Freund? Ich schneide dir die Fußsehnen durch, damit du nicht weglaufen kannst, bevor dein König hier eingetroffen ist! Und richte ihm aus, wenn ich mit ihm fertig bin, wird er nicht viel besser aussehen also du!“ Als er die Klinge an die Ferse des Unterführers führte, übermannte den ein erneuter, brennender Schmerz und ließ ihn in eine tiefe Ohnmacht stürzen, aus der er erst wieder zu sich kommen sollte, als die Feinde längst weitergezogen waren.
8.
Nach diesem Kampf in den frühen Morgenstunden hatte Jarle Bolmur beschlossen, den Landweg zu verlassen und sich ein paar Boote für die Weiterfahrt zu besorgen. Das gab keinerlei Probleme, denn Bolmur wusste, wohin er sich wenden musste – schließlich beherrschte er hier das gesamte Gebiet bis zum Aggersund im Norden. In einer winzigen Bucht lagen drei Langboote fest vertäut am Strand. Zwei waren halfþritugt skip mit jeweils fünfundzwanzig Ruderplätzen auf jeder Seite, das andere ein þritugsessa mit jeweils dreißig Ruderplätzen. Der riesige Jarle legte großen Wert darauf, dass eine massive Holztruhe an Bord des größeren Schiffes gebracht wurde, und verwundert sahen sich seine Männer an, denn diese Truhe schleppten sie jetzt schon seit Tagen mit sich herum, ohne dass jemand etwas über den Inhalt wusste. Rasch wurden die Langboote seeklar gemacht, und die Sonne hatte noch nicht den Zenit erreicht, als Bolmur an Bord der þritugsessa befahl, das Segel aufzuziehen und in den Sund einzulaufen. Die wollenen Segel blähten sich gleich darauf in der Brise, die hier im Sund immer ein rasches Durchfahren ermöglichte. Der Jarle befahl einen nordöstlichen Kurs, und die Männer warfen sich erstaunte Blicke zu, schwiegen aber und tauchten die langen Ruder ein, zogen sie gleichmäßig durch und brachten die Langboote schnell in Fahrt. Als dann jedoch die hohen Erdwälle vor ihnen auftauchten, kam Unruhe unter den Männern auf, die Bolmur nicht entgehen konnte. Er stand hoch aufgerichtet im Bug seines Langbootes und starrte hinüber zu der großen Burg, die sich aus dem morgendlichen Dunst über dem Wasser schälte. Jetzt kam der mit Spannung erwartete Moment, als Bolmur zu der Holztruhe trat, den Deckel öffnete und einen großen Gegenstand herausnahm, damit zum Steven ging und sich dort zu schaffen machte. Wenig später war die þritugsessa mit einem besonderen Drachenkopf geschmückt, der als Augen polierte Edelsteine trug und eine besonders kostbar ausgeführte Arbeit war. „König Haralds Drachenkopf!“, flüsterte jemand auf der vorderen Ruderbank, sein Nachbar gab es weiter und so flog die Nachricht rasch durch das Boot. Natürlich hörte der Jarle, was seine Männer flüsterten, aber er reagierte nicht weiter darauf. Erst, als sich die hohen Wälle der Aggersborg deutlich vor ihnen erhoben und
schon die Wachen darauf zu erkennen waren, drehte er sich mit einem Lächeln, das einem weniger Hartgesottenen das Blut in den Adern frieren lassen konnte, zu seinen Kriegern herum. „Richtig erkannt, ich habe König Haralds Drachenkopf von seinem verbrannten Schiff mitgenommen. Er hat die alten Götter verspottet und die Seegeister verärgert, als er ihn nicht beim Landen abgenommen hat. Jetzt wird er uns die Landung vor seiner Aggersborg erlauben, ohne dass jemand Verdacht schöpft. Haltet euch bereit, einem möglichen Angriff sofort zu begegnen. Wenn wir uns keine Blöße geben, nehmen wir die Burg im Handstreich ein!“ Sein Blick ging von einem zum anderen, er taxierte seine Krieger und wartete auf ihre Kommentare. Aber die Männer schwiegen, und auf ein Zeichen wurden jetzt die Ruder eingeholt und die anderen beiden Langboote kamen längsseits. „Wir sind gleich bei der Aggersborg, und ich vertraue darauf, dass man den Drachenkopf des Königs respektiert. So dürfte es keine Schwierigkeiten machen, die Wachen zu überrumpeln und die Burg ohne große Gegenwehr zu erobern.“ „Ist das nicht für uns ein etwas zu großes Unterfangen, Jarle? Ich meine, hier gibt es wohl mehr als dreifach so viele Krieger, wie wir selbst zählen!“, rief der Unterführer vom Langboot auf der Steuerbordseite herüber. „Nein, Andri, das wird nicht der Fall sein. Ich habe erfahren, dass Harald die meisten der hier lebenden Krieger schon vor Wochen nach Aalborg befohlen hat, damit die Stadt für seine große Feier ausreichend geschützt ist. Es wird für uns eine Kleinigkeit werden, die Burg in unseren Besitz zu bringen. Und dann wollen wir doch einmal sehen, wie Harald sich gegen unseren Willen mit seinen verfluchten Taufen durchsetzen will!“ „Vorwärts, Jarle, wir brennen darauf, die Aggersborg zu stürmen!“, rief ihm der Unterführer des anderen Bootes zu. Bolmur gab den beiden ein Zeichen, die Boote trennten sich wieder, und in einer Linie fuhren sie auf den Uferbereich der Burg zu. Wohl jeder der Männer kannte die gewaltige Anlage, die mit ungewöhnlich großen Langhän, in denen man Waren und Kornvorräte untergebracht hatte, zugleich ein wichtiger Handelsort war. Die Burg am Limfjord, der Verbindung zu Nord- und Ostsee, lag zugleich auch an einem wichtigen Straßenpunkt, dem Hærvejen (Heerweg). Hier trafen die Handelsstraßen aus allen Himmelsrichtungen zusammen, und zwischen den
wohl mehr als vier Meter hohen Wällen, die zudem von einem mächtigen, hölzernen Wehrgang geschützt wurden, spielte sich ständig ein reges Handelsleben ab. Dass Bolmur in seiner Lage auf die Idee kam, ausgerechnet hier zu landen, war schon als tollkühn anzusehen. Seine Männer gingen deshalb auch mit sehr gemischten Gefühlen an Land, und der Jarle war umsichtig genug, für eine genügend starke Wachmannschaft zu sorgen, die ihre Langboote auf dem Wasser für eine rasche Weiterfahrt bereithielt. Schon längst hatte ein Hornstoß ihre Ankunft vermeldet, und eine Kriegerschar von zehn Kämpfern, bewaffnet mit Sax, Schild und Speer, empfing Bolmur mit seinen Männern am Stadttor. Die Burg besaß vier Stadttore, ausgerichtet nach den Himmelsrichtungen und so, wie die Fernhandelsstraßen hier zusammen liefen. „Du hast König Haralds Zeichen im Bug deines Schiffes!“, begrüßte den Jarle ein kräftiger, dunkelhaariger Mann, dessen unruhig hin und her rollenden Augen ihm ein seltsames Aussehen verliehen. „Ich bin Svörður, vom Rig eingesetzter Jarle der Aggersborg. Von eurer Ankunft wurde mir nichts vermeldet, warum kommt ihr zu uns, während der König doch alle Fürsten nach Aalborg eingeladen hat?“ Bolmur richtete sich zu seiner ganzen, imponierenden Größe auf und antwortete mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme: „Ich bin Bolmur, Jarle aus Vesthimmerland, und des Königs neuer Húskarlar (Adliger der Leibgarde). Wir werden hier Vorräte aufnehmen und dann für Harald nach einem Jarle aus Skagen suchen. Du bist also damit verantwortlich, dass wir alles für eine längere Seereise erhalten.“ „Húskarlar? Dann bist du uns mit deinen Männern natürlich doppelt willkommen. Folgt mir bitte, ich weise euch eine Unterkunft zu, in der ihr bleiben könnt, bis wir eure Schiffe beladen haben.“ Bolmur schüttelte den Kopf. „Dafür ist keine Zeit, Svörður. Lass alles hinunter zum Ufer schaffen und gib mir Bescheid, wenn es Zeit um Verladen ist. In der Zwischenzeit sehen wir uns in der Burg etwas um und werden ja sicher auch etwas zum Essen und zum Trinken finden!“
Der Jarle machte ein finsteres Gesicht. Es te ihm nicht, dass ein Unbekannter hier einfach aufkreuzte und ihm Anweisungen erteilte. Aber das Schiff mit dem Drachenkopf war ein deutlicher Hinweis, dass der König jemand unter den Fürsten bevorzugt und besonders ausgezeichnet hatte. Da konnte er sich schlecht weigern, und antwortete deshalb missmutig: „Wenn das dein Wille ist, soll es mir nur recht sein. Geht auf das nördliche Stadttor zu. Entlang der großen Lagerhä gibt es auch eine Schenke, in der ihr alles findet, was ein hungriger Mann sich wünscht. Wir sehen uns dann später, Húskarlar.“ Bolmur schenkte ihm ein kurzes Kopfnicken, dann ging er mit seinen Männern in die riesige Anlage und suchte nach dem bezeichneten Gasthaus, wo sich allerdings nur ein Teil seiner Männer an lange Tische setzen konnte. Der Rest musste vorerst draußen warten, denn der Jarle wollte keinerlei Risiko eingehen, obwohl ihm Andri schon feixend zugeraunt hatte, dass ja wohl kaum ein ernst zu nehmender Gegner über die Burg wachte. Bolmur antwortete nur mit einem Brummen und ließ sich einen Becher mit frischem Bier reichen. Andri sorgte dafür, dass nach und nach auch die draußen wartenden Krieger versorgt wurden und hatte dabei ein besonderes Auge auf die beiden jungen Frauen, die diese Schenke betrieben und ihnen die Becher füllten sowie eine gut schmeckende Suppe mit Fleischeinlage austeilten. Irgendwann, als eine der beiden schwer beladen mit einem Kessel nach draußen eilte, stieß er seinen Jarle an und sagte: „Die beiden gefallen mir, Jarle. Könnten wir uns nicht eine Weile mit ihnen vergnügen, bevor wir ... unseren Geschäften nachgehen?“ Bolmur warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Untersteh dich, Andri! Wir haben für irgendwelche Eskapaden überhaupt keine Zeit. Wenn du mit dem Essen fertig bist, gehen wir hinüber zu den Wällen, um einen Blick auf die Wachmannschaft zu werfen. Bei dem Weg durch die Burganlage kam es mir so vor, als würden dort kaum Männer zu sehen sein, aber bevor wir zuschlagen, möchte ich mir schon ein genaues Bild verschaffen!“ Andri brummte etwas vor sich hin, erhob sich dann aber und wartete auf den
Jarle, um gemeinsam mit ihm den gewünschten Gang zu unternehmen. Schon nach wenigen Metern zeigte es sich, dass Bolmur richtig gesehen hatte. Nur in sehr großen Abständen waren Männer auf dem Wehrgang zu sehen, die auf und ab gingen und sich nicht sonderlich mit der Beobachtung des Sundes vor der Burg zu beschäftigen schienen. „Das ist die Folge von langweiligen Aufgaben für die Krieger!“, sagte Bolmur halblaut während des Gehens zu seinem Unterführer. „Die Männer stumpfen ab und sind unaufmerksam. Das ist nicht gut für eine Anlage dieser Größe! Man könnte zu schnell auf dumme Gedanken kommen!“ Andri lachte laut heraus, und als die beiden ihren Rundgang beendet hatten, stand für sie fest, dass es keinen großen Einsatz erfordern würde, die Anlage in ihren Besitz zu bringen. Als sie am östlichen Stadttor wieder anlangten, wo ihre Langboote auf dem Wasser ankerten, befanden sich die gewünschten Vorräte zum Verladen bereits am Ufer. Die beiden Krieger eilten dorthin und riefen mit Zeichen ihre Boote herbei, wo die zurück gebliebenen Männer sofort mit dem Laden begannen. Bolmur griff ebenfalls ein kleines Holzfass auf und sprach mit den Männern, die neben ihm gingen und Vorräte über die Bordwand hievten. „Wir greifen die Burg an, sobald ihr alles an Bord habt. Mit den Bogen tötet ihr als Erstes die Männer an diesem Tor, wir erledigen die Burschen auf dem Wehrgang. Sobald ihr das Osttor besetzt habt, schießt einen Brandpfeil auf das nächste Langhaus, das wird die anderen ablenken. Die Zeit nutzen wir für uns, um die wenigen Bewaffneten auszuschalten.“ „Thor sei mit dir, Jarle!“, flüsterte einer der beiden Männer, und Bolmur nickte ihm zu. Mit Andri ging er langsam wieder zurück und verständigte sich rasch mit den Männern bei der Schenke. Alle hatten nun etwas gegessen und brannten auf den Augenblick, wenn sie zuschlagen konnten. Noch standen oder saßen alle vor dem Gasthaus – ein Bild des Friedens. Nur Andri, der Unterführer, fuhr sich mehrmals nervös über die Lippen, wenn eine der Frauen an ihm vorüberging. In der Burg herrschte den ganzen Tag über ein ständiges Kommen und Gehen, Frachtkarren wurden herangeschoben, schwer beladene Ochsengespanne hielten bei den Lagerhän, und ganze
Gruppen von Männern und Frauen aus den benachbarten Dörfern brachten Gemüse und Obst oder auch mal ein paar Gänse oder Hühner. Diese großen Vögel waren immer eine Delikatesse für die Nordmänner, wenn auch ihr Fleisch zumeist etwas zäh war, da sie erst geschlachtet wurden, wenn bei ihnen die Zeit des Eierlegens vorbei war – und die Tiere dadurch natürlich nicht mehr zart im Fleisch waren. Aber das störte die meisten Menschen nicht, denn Fleisch war ohnehin immer etwas Besonderes.
9.
Der Erste, der einen Verrat vermutete, war Svörður, der Jarle der Aggersborg. Er wunderte sich darüber, dass die Männer jetzt ihre Langboote nicht wieder hinaus auf den Sund ruderten, sondern nach dem Verladen ihre Bögen ergriffen und zum Osttor gingen. Aber ehe er wirklich begriff, was gleich geschehen würde, hatte ihn schon ein Pfeil in den Hals getroffen, und mit einem Schrei brach Svörður in die Knie. Dadurch alarmiert, zogen die anderen ihre Sax-Schwerter, aber kaum hatten sie ihre Waffen in der Hand, kam ein Pfeilregen auf sie herunter, der jeden gleich mehrfach traf. Im Handumdrehen war die Wachmannschaft am Osttor überwältigt, und nun stieg ein Brandpfeil zischend steil in den Himmel hinauf, dabei die Flammen an dem mit Pech getränkten Stoffstreifen noch stärker anfachend. Der Pfeil schlug in das Dach eines Langhauses und setzte es in Brand. Die drei Bootsbesatzungen begannen mit ihrem Angriff auf die Bewaffneten in der Burg, teilten sich dabei auf und besetzten innerhalb kurzer Zeit auch die drei anderen Stadttore, die sofort geschlossen wurden und man damit verhinderte, dass weitere Händler die Stadt betreten oder verlassen konnten. Nachdem auch der letzte Wachposten mit einem Pfeil vom Wehrgang geholt wurde und nur noch eine Handvoll Verteidiger Widerstand leistete, begannen Bolmurs Männer mit dem Plündern. Dabei trugen sie einige kostbare Stoffe in der Mitte der Anlage zusammen, aber ihr Jarle trat nur wütend dagegen. „Belastet euch nicht mit diesem Plunder, Silber und Waffen, anderes wird nicht mitgenommen!“, schrie er über die von allen Seiten herbeilaufenden Krieger, die alles Mögliche bereits auf den Schultern trugen. Nach dem ersten Langhaus wurde nun auch ein weiteres in Brand gesteckt, und diese Gelegenheit erschien Andri als besonders günstig für sein Vorhaben. Er lief zur Schenke und trat ein, als die beiden Frauen noch mit dem Aufräumen beschäftigt waren und dem Lärm auf den Straßen der Burg keine weitere Beachtung schenkten. Erstaunt sahen sie auf, als Andri plötzlich vor ihnen stand, der einen mit dem Knauf seines Schwertes gegen den Kopf schlug, sodass sie lautlos zusammenbrach, und die andere zu sich heranriss, obwohl sie sich sofort mit ihren Fäusten zur Wehr setzte. „Nun komm schon!“, schrie er sie mit heiserer Stimme an, und als die Frau sich aus seinem Griff befreien konnte und zu einem Tisch umdrehte, schlug er ihr in
den Rücken, sodass sie zu Boden fiel und gleich darauf von seinem Gewicht weiter hinuntergedrückt wurde. Mit der einen Hand riss er an ihrem Trägerkleid und schob es schließlich bis zur Hüfte hoch, um an sein Ziel zu gelangen. Die Frau wehrte sich immer noch heftig, drehte sich unter dem Mann zur Seite und versuchte, ihn mit ihren Fäusten im Gesicht zu treffen. Andri lachte bei ihren Bemühungen laut auf, griff sich in den Schritt und zog sein Glied heraus, um es endlich der jungen Frau zwischen die Beine zu rammen. Aber mitten in seinen Bemühungen verspürte er einen so heftigen Schmerz in der Brust, dass er wie erstarrt innehielt und verwundert an sich herunter sah. „Was ... machst du da ...?“, keuchte er und bemerkte die warme Flüssigkeit, die sich rasch auf seiner Brust ausbreitete. Mit einem Aufschrei stieß die Frau ihn hinunter und krabbelte rasch auf allen Vieren zum Eingang, während Andri jetzt endlich den brynkníf góðan erkannte, einen scharfen Dolch, dessen Griff aus seiner Brust ragte. Fassungslosigkeit gemischt mit Schmerz zeichnete sein Gesicht und verzerrte es immer mehr zur Grimasse. Als die junge Frau aus der Tür stürzte, taumelte der Unterführer noch ein paar Schritte, die Hand noch immer um den Griff des Messers in seiner Brust. Mit einem lang gezogenen Stöhnen brach er zusammen, während nun auch die andere Schankmaid wieder erwachte, sich rasch umsah und gleich darauf ebenfalls hastig den Raum verließ. Ohne dass jemand bislang den toten Andri vermisst hatte, brach jetzt für die Menschen in der Burg die Hölle aus. Händler und Bauern wurden kaltblütig ermordet, Frauen geschändet, und als schließlich die drei Boote wieder ablegten, erhob sich eine große, schwarze Wolke über die Wälle der Aggersborg und kündete auf weite Sicht von den Taten des Jarle aus Verhimmerland, der sich gegen den sogenannten König Harald und sein Vorhaben, alle Nordmänner zu christianisieren, mit aller Gewalt stemmte. Seine Langboote hatten schwer geladen, in mehreren Langhän hatten seine Männer Schwerter und Schilde gefunden, die in großer Menge dort lagerten und nun im Krieg gegen Harald Verwendung finden würden. Bolmur war hoch zufrieden, als seine Schiffe wieder Fahrt aufnahmen und auf
die Küste seines Dorfes zusteuerten. Plötzlich kam vom letzten Langboot ein kurzes Hornsignal, und verwunderte drehte sich der Jarle um. Kaum wahrnehmbar als dunkle Schatten auf dem Wasser näherten sich offenbar weitere Langboote der brennenden Burg, und mit einem höhnischen Lachen deutete Bolmur zu ihnen hinüber. „Wenn das der neue König ist, wird er seine Freude an unserem Geschenk haben! Es wird lange dauern, bis er seine Burg wieder aufgebaut hat, aber in dieser Zeit wird er noch mehr von mir sehen und hören, das schwöre ich bei Odin und seinen Raben!“ Die Männer stimmten in sein Lachen ein und freuten sich, so früh wieder aufgebrochen zu sein, denn offenbar kamen aus der Richtung von Aalborg acht bis zehn Langboote heran – die genaue Anzahl ließ sich noch nicht unterscheiden.
10.
„Kannst du etwas erkennen, Bent?“ Bolthar steuerte sein Langboot selbst, und es waren seine Boote, die von der Insel Egholm kamen, und keine königlichen Boote. König Harald hatte noch zu viel zu tun, um auf dem Landweg die Kriegerschar um Jarle Bolmur einzuholen. „Es könnte sein, dass das vordere Schiff einen besonderen Drachenkopf aufweist, Jarle, aber sicher bin ich mir auf diese Entfernung nicht. Unwahrscheinlich, dass Schiffe Haralds vor uns unterwegs sind – und warum sollte der König seine größte Burg anzünden?“ „Gut, wir halten auf das Ufer zu und sehen in der Aggersborg selbst nach dem Rechten. Ich verstehe gar nicht, wie so wenig Krieger, die Platz in drei Langbooten finden, eine so große Festung angreifen und in Brand setzen können!“ Wenig später erreichten die Langboote Bolthars das Osttor, wo sie auf das Ufer hinauffuhren, die Boote dort mit ein paar Tauen sicherten und sich anschließend auf den Weg in die Stadt machten. Das Tor zum Sund stand weit offen, und die Männer konnten schon auf große Entfernung erkennen, wie die Menschen in der riesigen Burganlage durcheinanderliefen. Allerdings brannte es nirgendwo mehr, nur die dicken, schwarzen Rauchwolken stiegen noch immer in den Himmel als mahnendes Zeichen. Bolthar und sein Unterführer bemerkten, wie erschrocken die Menschen reagierten, als sie die große Anzahl der bewaffneten Männer von der Seeseite in die Stadt kommen sahen. Erste Warnrufe wurden laut und flogen gleich darauf wie ein Lauffeuer von einem Ende der Burg zum anderen. Eben waren noch Löschketten im Einsatz, die das Wasser aus einem Teich in der Nähe des westlichen Tores geschöpft hatten und es auf die Balken der noch nicht brennenden Hä gekippt hatten, um ein weiteres Ausbreiten des Feuers zu verhindern. Jetzt ließen Männer und Frauen die aus Holz oder Ton gefertigten Behälter einfach fallen und eilten zu ihren Hän, um sich dort zu verstecken und die Türen zu verriegeln. Bolthar spürte die Angst, die über der Stadt lag, wie ein körperliches Wesen. Alle liefen bei dem Anblick der Fremden hastig davon, aber es gelang ihm, einen Jungen zu schnappen, der eben um eine Hausecke bog und fast mit ihm
zusammengestoßen wäre. Blitzschnell ließ sich der Bursche fallen, aber Bolthar reagierte sofort und stellte ihm seinen rechten Fuß auf die Brust. Vor Angst hatte der Junge seine Augen weit aufgerissen und machte mit den Händen eine abwehrende Bewegung, als Bolthars rechte Hand ihn nun am Kragen packte und hochhob, als wäre er nur ein Bündel. „Tu mir nichts, ich ... ich ...“ „Ich will dir nichts tun, aber wovor habt ihr alle Angst? Wer hat euch überfallen? Waren es Haralds Männer? Und wo befindet sich überhaupt Jarle Svörður?“ Dem Jungen schienen fast die Augen aus dem Kopf zu quellen, als er den hünenhaften Krieger ansah, der so wirkte, als wolle er ihm gleich das Genick brechen. „Ich ... ich ...“ „Nu, wer war es?“ „Drei Langboote, Herr, und jemand rief später seinen Namen. Das war kein Gefolgsmann unseres Königs, sondern ein Jarle aus ... aus Vesthimmerland ... und Svörður wurde getötet, von den Bogenschützen!“ Bolthar zog den ängstlichen Jungen noch ein Stück näher zu sich heran. „Aus Vesthimmerland? Und da bist du dir ganz sicher, Bursche? Dann kann es nur mein alter Freund Bolmur gewesen sein, aber aus welchem Grund überfällt er die größte Burganlage Haralds? Und das zu dieser Zeit, wo er alle zu sich nach Aalborg gerufen hat?“ Nachdenklich stellte er den Jungen wieder auf die Beine, und kaum spürte der wieder festen Boden unter den Füßen, riss er sich los und lief schreiend davon. Bent hatte diese kleine Szene grinsend beobachtet und kam nun näher. „Habe ich richtig gehört? Das soll Bolmur gewesen sein?“ Der Jarle nickte und ließ seinen Blick über die beiden niedergebrannten Lagerhä gleiten.
„Und er wird gute Beute mitgenommen haben. Für ihn war das jedenfalls ein viking, der sehr einträglich war. Ob es sich allerdings nicht sehr bald rächen wird, wage ich zu bezweifeln. Wir fahren nach Aalborg, Bent, jetzt gleich!“ Der Unterführer starrte seinen Jarle mit offenem Mund an. „Ist das dein Ernst, Jarle? Und ... die Verfolgung deiner Tochter? Wir könnten sie morgen eingeholt haben, denke ich, und dann ...“ Bolthar machte eine abweisende Handbewegung, drehte sich um und stapfte zurück zum Ufer. Den anderen blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Mit großer Erleichterung sahen die Bewohner der Burg, wie wenig später die Langboote ablegten und sich in Richtung Aalborg entfernten.
11.
Es war ein deutliches Zeichen. So deutlich, dass es nur eines bedeuten konnte: Bolmur hatte dem selbst ernannten König Harald den Krieg erklärt und forderte ihn auf, zu ihm zu kommen. Die toten Männer, Frauen und Kinder boten einen schrecklichen Anblick. Offenbar hatten ihre Mörder sie alle der Reihe nach nebeneinander ausgestreckt, und nach ihrem Zustand zu urteilen, musste das schon vor etwa zwei Tagen geschehen sein. Die Krähen hatten am Tage bereits mit ihrem ekelhaften Mahl begonnen und die Köpfe der Toten boten einen schrecklichen Anblick, der auch die stärksten Krieger anwiderte. „Das wirst du bereuen, Bolmur!“, knirscht Harald zwischen den Zähnen hervor. „Bei meinem schwarzen Schwert! Ich schwöre, dass ich nicht eher ruhen werde, bis ich dich damit durchbohrt habe!“ „Rig, dort drüben nähern sich Boote!“, rief jemand von der Wasserseite herüber, und Harald richtete sich im Sattel auf, um einen Blick hinüber auf den Sund zu werfen. Noch war die Sonne nicht hinter dem Horizont verschwunden, und die Langboote zeichneten sich deutlich auf dem sehr ruhigen Wasser ab. Die Stellung der vom Wind geblähten Segel ließ keinen Zweifel daran, dass sie genau zu diesem Dorf unterwegs waren. „Sollen wir uns zurückziehen, Rig?“ Noch immer starrte Harald Blåtand auf die sich rasch nähernden Boote und schien mit sich zu ringen. Dann hatte er einen Entschluss gefasst und rief seinen wartenden Kriegern laut zu: „Macht euch bereit – es könnte sein, dass Bolmur zurückgekehrt ist, um sich hier mir entgegenzustellen. Bildet den Schildwall und stellt die Bogenschützen am Strand auf. Aber alles wartet auf mein Signal, niemand greift die Boote vorher an!“ Eilige Schritte über den sandigen Untergrund, das Knarren von Leder und das Klirren von Metall mischte sich zwischen die gedämpften Stimmen der Krieger, schließlich stand ein großer, fest gefügter Schildwall bereit, seinen König gegen den Feind zu verteidigen. Harald selbst hatte sein Pferd so ausgerichtet, dass die
erfahrensten Männer im Schildwall in seiner unmittelbaren Umgebung bereitstanden, sofort ihre Speere zwischen die Schilde zu schieben, sollte die erste Welle mit den jungen Kriegern nicht lang genug standhalten können. Ein Hornsignal von einem der Männer, die ein Stück auf eine Anhöhe hinaufgeeilt waren, und Harald verspürte, wie die Spannung von ihm wich. Der Mann hatte einwandfrei Freunde erkannt und ihre Ankunft mit dem Signal gemeldet. Als jetzt die Langboote mit schäumender Bugwelle heranrauschten, die Segel nach unten fielen und die Steuerleute einen eleganten Bogen beschrieben, um die Boote elegant so auf den Strand zu setzen, dass sie mit wenig Aufwand wieder flott gemacht werden konnten, war auch die markante Gestalt am Steuerruder des ersten Langbootes von allen Anwesenden erkannt worden. „Bolthar, der Jarle aus Skagen. Bei Odin ...“, murmelte Harald und biss sich gleich darauf ärgerlich auf die Lippen, weil er den Allvater angerufen hatte, dessen Namen er nicht mehr nennen wollte. „Harald Blåtand, was für eine Überraschung!“, rief Bolthar mit dröhnender Stimme und sprang über die Bordwand, kam federnd auf dem Sand auf und schritt gleich darauf in würdevoller Haltung, dicht gefolgt von seinem Unterführer, auf den selbst ernannten König zu. Haralds Gesicht glänzte vor Freude, und er zögerte keinen Augenblick länger, stieg aus dem Sattel und streckte dem Jarle aus dem Norden freundlich die Hand entgegen. „Du kommst mir sehr gelegen, Bolthar!“, rief Harald aus. „Dort oben haben wir die Toten eines ganzen Dorfes vorgefunden, und ich bin mir sicher, dass der Übeltäter Bolmur, der Jarle aus Vesthimmerland, ist.“ Bolthar ergriff die Hand Haralds und drückte sie kräftig. Er sah dem mächtigen Krieger dabei fest in die Augen und sagte dann verwundert: „Warum sollte Bolmur das tun? Habt ihr Streit?“ „Das ist eine lange Geschichte, Bolthar, und ich brauche viel Zeit, um dir alles zu berichten. Ich hatte dich vor ein paar Tagen zum großen Thing erwartet!“ Die letzten Worte des selbsternannten Königs klangen vorwurfsvoll, aber Bolthar nickte dazu nur und machte keine Anstalten, sich zu rechtfertigen. Er hob
schließlich seine kräftigen Arme, sodass die zahlreichen Silberreifen heftig klingelten, und deutete hinüber in die Richtung, in der die Insel Egholm lag. Danach drehte er sich in die andere Richtung und deutete auf die Bucht des Limfjord, als wolle er damit verdeutlichen, dass er wichtigere Dinge zu tun hatte. „Wir müssen ihm nach, müssen diesen Ungehorsamen stellen!“, brachte Harald hervor. Bolthar starrte ihn eine Weile an, dann strich er sich nachdenklich durch seinen dichten, langen Bart. Auch hier fand sich reichlich Silberschmuck, den der Jarle in die kleinen Zöpfe eingeflochten hatte. „Ich weiß nicht, Harald, zwar wollte ich jetzt zu dir nach Aalborg kommen, aber dieses Vesthimmerland liegt nun gar nicht auf meinem Kurs.“ Haralds Gesicht verzog sich, aber der König beherrschte sich. Zu viel hing jetzt davon ab, diesen mächtigen Fürsten für sich zu gewinnen. Deshalb zwang er sich, mit ruhiger Stimme auf ihn einzureden. „Höre, Bolthar, ich habe Boten in das gesamte Land ausgeschickt, die nach dir suchen sollten. Ich brauche dringend deine Unterstützung, denn du hast nicht nur sehr viele gute Krieger unter deinem Befehl, sondern auch starken Einfluss auf die anderen Fürsten. Wir müssen jetzt alle zusammenstehen, und es ist mein fester Wille, dich zu meinem persönlichen Húskarlar zu ernennen!“ Bolthar zog erstaunt die Augenbrauen hoch, dann begriff er langsam und grinste unverschämt. „Eine hohe Ehre für mich, Harald Blåtand, eine hohe Ehre!“ Erneut strich er sich über den Bart, schließlich fuhr er fort: „Höre, Rig, so wichtig kann dieser Bolmur nicht sein, wenn du alle anderen Fürsten hinter dir hast. Was verlangst du von mir, wenn ich dich jetzt nach Aalborg begleite und wir uns zusammen mit den anderen Fürsten auf einem neuen Thing darüber aussprechen, wie wir unsere Küsten vor Männern wie Bolmur schützen können? Meine Bauern haben schon seit langer Zeit mehrere hreppar (Bezirke) gebildet, in denen sie sich gegenseitig beistehen, wenn ein Angriff droht. Was die freien Bauern können, dürfte uns leicht fallen – ein Bund
der Fürsten, der dir treu ergeben ist.“ Obwohl Harald sich über diese Worte freute, zeigte er es nicht nach außen, denn er wollte mehr. Bolthar sollte jetzt aufbrechen, um den aufständischen Jarle bis nach Vesthimmerland zu verfolgen, ihn zu stellen und zu bestrafen. Aber er spürte auch, dass dieser mächtige Mann und Anführer einer großen, gut bewaffneten Kriegerschar nicht bereit war, diesem Wunsch zu folgen. Also musste Harald einlenken, ohne dabei sein Gesicht zu verlieren. „Gut, Bolthar, einverstanden, lass uns nach Aalborg zurückkehren. Ich kann sofort Boten aussenden, die alle Fürsten benachrichtigen und sie erneut zu einem Thing zusammenrufen. Dann werden wir diesen Bund besiegeln und alle, die sich uns nicht anschließen, gnadenlos verfolgen und töten.“ Harald musste sich ein Grinsen verkneifen. Mit dieser Wortwahl hatte er zwar den Kern seines Vorhabens getroffen, aber noch kein Wort über die Taufen der Fürsten und seine eigene fallen lassen. Ja, so musste es gehen. Bolthar wurde sein Húskarlar und würde damit auch viele andere Fürsten überzeugen. Was aber, wenn er mit der Taufe nicht einverstanden ist?, schoss es Harald durch den Kopf. Aber warten wir es doch einfach ab, mein Angebot ist so überzeugend und Bolthar wird einsehen, dass er auf diese Weise an ein Vermögen kommt, das er sich auch in vielen Jahren weiterer vikings nicht zusammentragen könnte. Haralds Miene heiterte sich wieder auf, als er erneut seine Hand ausstreckte und Bolthar kräftig einschlug.
12.
„Offen gestanden, Jarle, ich weiß nicht mehr ein noch aus. Erst versprichst du Harald die Treue und bist stolz darauf, dass er dich zu seinem Huskalar ernennt. Dann, nach dem Thing, sind wir auf der Spur von Fringa und Garpur (vgl. Bolthar, der Wikingerfürst Band 6: Krieg der Berserker), und in dem Dorf, in dem wir sie vermuten, halten wir reichliche Bluternte. Dein Gespräch mit dem fjölkunnigur (Zauberer) scheint dich mächtig verändert zu haben, denn plötzlich ist aus schwarz weiß geworden und süß ist plötzlich salzig!“ Bent, der Vertraute Bolthars, stand vor seinem Jarle und wartete auf eine Reaktion, doch Bolthar starrte stumm vor sich auf den Boden und schwieg. Für einen Moment waren seine Gedanken bei der Frau, die sich an ihn klammerte und laut schrie, als sie gleich mehrfach hintereinander kam. Sie war eine einfache Thrall, eine Sklavin, und als sie Bolthar mit Gewalt nahm, schien sie ihm entgegenzukommen, bis zu der hässlichen Szene an Bord seines Langbootes, wo sie versuchte, ihn zu töten. Berserker! Ein Fluch der Götter, und wen er trifft, wird unempfindlich gegen den Schmerz!, dachte der Jarle aus Skagen und schüttelte sich bei dem Gedanken an die erst kurze Zeit zurückliegenden Ereignisse. „Du hast ja keine Ahnung, Bent, und dafür beneide ich dich. Was weißt du schon von den Schmerzen eines Vaters, der gegen seine eigene Tochter kämpfen muss, weil die den christlichen Glauben angenommen hat und mit einem dieser heuchlerischen Menschen zusammenlebt? Ja, ich würde meine rechte Hand dafür geben, wenn ich das Geschehene rückgängig machen könnte!“ Die Krieger lagerten am Strand der kleinen Bucht. Die Langboote wollte Bolthar beweglich wissen und hatte deshalb befohlen, sie in einiger Entfernung vom Strand zu ankern und mit einer starken Bewachung dort mit den Gezeiten treiben zu lassen. Bent wollte seinen Jarle ablenken, traf aber vollkommen daneben, als er begann: „Jarle, dass deine Tochter eine skjoldmø (Schildmaid) wurde, hast du selbst gewollt. Nach dem Tod deines Sohnes war Fringa alles, was dir geblieben war, und deshalb sollte sie die Stelle des Toten einnehmen, und ich ...“ Weiter kam er nicht, denn Bolthar war aufgesprungen, seine rechte Hand schnellte vor und packte den Unterführer mit eisernem Griff am Hals.
„Sei ruhig, Bent, und wage es nicht, noch ein Wort über Fringa zu sagen! Ich weiß, was du damals für sie gefühlt hast, aber ich hätte es niemals zugelassen. Halt also dein verdammtes Maul, oder, bei Odin und Thor, ich schwöre, dass ich dich noch vor dem nächsten Sonnenaufgang in Stücke schneide und an die Fische verfüttere, hast du das verstanden?“ Bent bekam Atemnot und begann wirklich, um sein Leben zu fürchten. So erregt hatte er seinen Jarle seit langer Zeit nicht mehr erlebt, und wohlweislich schwieg er zu diesen Worten. Zu seinem Glück ließ Bolthar endlich die Hand sinken, die für einen Moment mit wahrhaft unmenschlicher Kraft seinen Hals umschlossen hatte, und Bent zog heftig die Luft wieder ein, die seine Lungen so dringend benötigten. „Ich möchte dich einmal an König Rauðgrani erinnern, Bent, an den Rotbart, den wir unschädlich machen wollten. Wir sind bis zum heutigen Tag nicht zur Insel Björkör aufgebrochen, und warum nicht? Ich will es dir sagen, Bent: Der Grund ist Fringa, meine Tochter, die sich von mir losgesagt hat und gegen mich kämpft, weil ich ihren Glauben nicht annehmen will!“ Bent reckte seine Arme und dehnte sich, bevor er antwortete, wobei er nur leise sprach, denn Bolthars Druck auf seine Kehle war nicht sonderlich angenehm gewesen. „Wir haben gegen die Berserker gekämpft, Bolthar, und wir haben das Dorf zerstört, das für den Weg nach Scatinavia (Skandinavien) so wichtig ist. Aber hat uns Harald je gedankt? Nein, natürlich nicht. Und jetzt erfahren wir durch die einfachen Leute im Lande, was offenbar längst alle zu wissen scheinen: Wer Harald folgen will, muss sich taufen lassen!“ Jetzt war es ausgesprochen, was seit langer Zeit in der Gruppe schwelte und immer wieder flüsternd weitergegeben wurde. Harald hatte vor, sich taufen zu lassen, kein Zweifel. Nur Bolthar wollte davon nichts wissen. Er war schließlich zu einem seiner höchsten Vertrauten und Leibwächter ernannt worden, einem Húskarlar. In diesem Augenblick wurden Rufe laut, Unruhe entstand am Rand des Lagers zur Meeresseite, und sofort waren Bolthar und Bent auf den Beinen, die Waffen in der Hand. Der Jarle hatte sofort zu seiner Lieblingswaffe gegriffen, einer Breiðöx (Breitaxt), die direkt neben ihm lehnte. Die Gruppe der hirð, der
Leibwache Bolthars, scharte sich sofort um ihn, und im Laufschritt ging es dem Lärm entgegen. Aus dem Tumult klangen einzelne Sätze an Bolthars Ohr, und schließlich rief er laut zu ihnen hinüber, als er die Männer, die von seinen Wachen umzingelt und mit gespannten Bogen und angelegten Speeren in Schach gehalten wurde, im Dunkeln vor sich sah: „Wenn es einen unter euch gibt, der meine Körpergröße erreicht, so heiße ich euch willkommen!“ Auf diese seltsame Anrede kam die mit dröhnender Stimme gerufene Antwort: „Bolthar, du verdammter Schurke, bist du denn noch immer nicht von den Walküren abgeholt worden?“ „Was soll ich in Walhalla, wenn du noch auf der Erde herumläufst, Unmassen von Met trinkst, die Frauen vergewaltigst und dich an meinem Eigentum vergreifst, du von Loki verdammter Mistkerl Bolmur?“ Bei diesen Worten trat tatsächlich ein Mann aus der Dunkelheit, der an Größe und Kraft Bolthar in nichts nachzustehen schien. Auch er hielt eine mächtige Breitaxt in den Händen, die er aber jetzt lachend beiseite warf, um den Freund in die Arme zu schließen. „Odin sei Dank, du bist es wirklich! Bolthar, du kannst dir nicht vorstellen, wie ich nach dir gesucht habe!“ Noch einmal umarmten sich die beiden riesigen Krieger, schließlich stapften sie Seite an Seite zum nächsten Feuer, ohne sich weiter um die anderen zu kümmern. Als sie von den Flammen beleuchtet wurden, erhoben sich die hier noch sitzenden Männer und traten stumm beiseite, um den beiden Fürsten einen ausreichenden Platz zu bieten. „Bolmur, du hast ja wohl ein wenig mit Harald gespielt, wenn ich das richtig beurteile. Man hört ja so einiges, was die Skalden an den Feuern der Langhä erzählen, aber ich kann nicht glauben, dass du einen Krieg mit Harald Blåtand angefangen hast!“ Jemand brachte zwei Becher, randvoll mit Bier gefüllt, und die beiden Freunde leerten sie auf einen Zug. „Und von dir hört man ja auch so einiges an den Feuern der Langhä, Bolthar. Was ich besonders interessant finde, sind die Geschichten um eine rothaarige
Schildmaid, die gegen dich kämpft!“ Bolthar stieß ein verächtliches Schnaufen aus. „Schildmaid! Fringa hat sich gegen mich gestellt, seit sie sich von einem verdammten Christen vögeln lässt! Der Mann scheint ihr dabei den letzten Rest Verstand aus dem Körper getrieben zu haben, anders kann ich nicht verstehen, wie ein Kind, das nur Liebe und Zärtlichkeit von seinem Vater erfahren hat, sich mit der Waffe in der Hand gegen diesen Vater stellen kann!“ Bolmur lachte dröhnend auf, und dabei schien sein ganzer, mächtiger Oberkörper zu zittern. „Liebe und Zärtlichkeit! Bolthar, du bist schon ein richtiger Spaßvogel, so, wie du das sagst! Würde ich dich nicht seit langer Zeit kennen, ich könnte fast glauben, was du sagst!“ Ein kräftiger Schlag traf die Schulter Bolmurs, und Bolthar stimmte in sein Lachen ein. Dann aber wurde der neu angekommene Gast plötzlich ernst, beugte sich etwas vor und sagte schließlich mit erwartungsvoller Stimme: „Ist es wahr, dass du der neue Húskarlar Haralds wurdest?“ Bolthar wurde schlagartig ernst und warf seinem Gegenüber einen finsteren Blick zu, den der trotz der schlechten Sichtverhältnisse mit dem flackernden Licht des Feuers sofort wahrnahm. „Ja, aber ich habe es schon bereut, warum fragst du?“ Bolmur beugte seinen mächtigen Oberkörper etwas vor und sprach mit leiser Stimme: „Du bist aber doch wohl nicht bereit, dafür den Preis zu zahlen, Bolthar, den Harald verlangt?“ „Was meinst du, rede offen mit mir!“, fauchte ihn Bolthar wütend an. Doch sein Gegenüber lehnte sich etwas zurück, sodass sein Gesicht aus dem Feuerschein geriet und Bolthar nicht mehr erkennen könnte, was der alte Freund ihm eigentlich sagen wollte. „Der Preis für die Gefolgschaft Haralds ist der Verrat an unseren Göttern!“
Bei diesen Worten war Bolthar aufgesprungen und hatte seine Breitaxt ergriffen. „Das lügst du, Bolmur!“ Der andere blieb ruhig sitzen, beugte sich wieder etwas nach vorn und betrachtete Bolthar mit ernster Miene. „Schon deine Reaktion zeigt mir, dass du das entweder schon wusstest oder aber doch vermutet hast. Aber, mein Freund“, mit diesen Worten erhob er sich ebenfalls und legte seinem Gegenüber die Hand auf die Schulter, „deine Reaktion beweist mir auch, dass es noch nicht zu spät ist. Du folgst ihm zwar, aber noch hast du Odin nicht geleugnet!“ „Niemals, hörst du mich? Das werde ich niemals tun, oder Thors Blitzschlag soll mich treffen, wo ich gerade stehe!“, ereiferte sich der Jarle aus Skagen. Bolmur ergriff seine Hand und drückte sie fest. „Dann lass uns gemeinsam handeln!“
13.
Die Pfeile trafen ihre Ziele aus dem Hinterhalt mit tödlicher Präzision. Niemand von den Männern hatte damit gerechnet, dass dieser Hohlweg eine Falle sein könnte. Kundschafter waren ihnen vorausgeeilt und hatten das Gelände untersucht. Dass sie dabei beobachtet wurden, gehörte zu Haralds Plan. Die ersten Männer schrien auf, taumelten, brachen in die Knie, und Bolmur rief mit lauter, kehliger Stimme seine Befehle. Über den entstandenen Lärm war er bis zum Ende des Hohlweges gut zu verstehen, aber hier nutzte kein Schildwall etwas. Der einzige Schutz waren die Rundschilde, die sich die Krieger rasch über die Köpfe hielten und dabei dicht aufschlossen, um sich gegenseitig Schutz vor den herunterprasselnden Geschossen zu bieten. Noch immer schossen Haralds Bogenschützen ununterbrochen, dazu kamen zahlreiche gaflaks herunter, die kurzen, aber alles durchdringenden Wurfspeere. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich der Hohlweg mit den toten und schwer verletzten Kriegern gefüllt und behinderte die Lebenden am Vorwärtskommen. „Wo sind die höggspjot-Männer?“, schrie Bolmur über die Köpfe, und die Krieger, die mit den einer Hellebarde ähnelnden Stangenwaffen ausgerüstet waren, drängten sich jetzt nach vorn zum Ausgang aus dem Hohlweg, wo sie ihr riesiger Jarle erwartete, die Breitaxt in den Händen. Soweit es der enge Weg zuließ, formierten sich um diese Gruppe Schildträger, die sich bemühten, mit den hoch gehaltenen Schilden ihren Jarle zu schützen. „Vorwärts, macht sie nieder! Thor ist mit uns!“, donnerte seine Stimme jetzt, und sofort setzten sich die höggspjot-Männer in einen raschen Laufschritt. König Haralds Männer waren darauf nicht gefasst, denn jetzt fällten diese Krieger ihre langen Waffen mit dem beilförmigen Ende und stürmten auf die ersten Bogenschützen los, die am Ende des Hohlwegs knieten. Noch einmal schossen sie eine Reihe von Pfeilen in die Angreifer, aber viele davon blieben in den Schilden stecken und richteten keinen weiteren Schaden an. Jetzt erreichten die Ersten ein freies Feld und stürzten sich sofort auf ihre Feinde, die nun ihrerseits einen Schildwall bildeten, aus denen den Heranstürmenden die drohenden Speerspitzen entgegenstarrten. Die Männer mit den höggspjots stachen und hieben auf die Schilde ein, die
nächste Gruppe sprang hoch und landete mitten zwischen den Feinden, die zwar die Ersten schnell niederstachen, aber von den nachrückenden Männern schließlich doch zurückgeworfen wurden. Der Schildwall schwankte, gleich darauf brach die erste Reihe mit den Jungkriegern wie auf ein geheimes Kommando in sich zusammen, und allen voran stürmte Bolmur, seine Breitaxt nach allen Seiten heftig schlagend, eine Gasse für die Nachfolgenden damit bildend. „Zehn Silberstücke für den Kopf des Großen!“, rief von der Seite der Krieger des Königs eine Stimme, und Bolmur drehte sich danach um. Kein Zweifel, dort stand Harald Blåtand selbst und schwang sein berühmtes Schwert mit der dunkel schimmernden Klinge. „Zwanzig Armreifen für Harald!“, donnerte die Stimme des Jarle aus Vesthimmerland, und wie entfesselt schlugen die Männer aufeinander ein. Schwertklingen klirrten aneinander, dumpf schlugen Äxte auf Körper und Helme, trafen Rundschilde und ließen Stücke davon durch die Gegend fliegen. Ein fester Kern hatte sich um Bolmur gebildet, der jetzt dem König und seinen Hirdmännern, den Leibwächtern, immer näher rückten. Schon fielen unter den mächtigen Axthieben des riesigen Jarle die beiden ersten hirð, kippten mit gespaltenen Köpfen zur Seite, während die nächsten schon nach vorn drängten. „Habe ich dich endlich vor meiner Klinge!“, brüllte Harald, als Bolmur vor ihm stand und seine gewaltige Breiðöx schwang. „Stirb, elender Verräter!“, antwortete Bolmur mit vor Zorn funkelnden Augen. Harald wollte seinen Hieb mit dem Schwert parieren, musste aber erleben, dass der Beilkopf darauf mit einer solchen Wucht schlug, dass ihm der Arm wie gelähmt nach unten sank. Rasch wechselte er die Schwerthand, als schon der nächste Hieb nur um Haaresbreite an ihm vorüber ging, weil er instinktiv einen Schritt rückwärts gemacht hatte. Jetzt waren drei Hirdmänner neben ihm, schützten seinen Körper mit den Schilden und stießen nach dem riesigen Jarle mit ihren Speeren. Eine rasche Drehung, die man dem massigen Krieger nicht zugetraut hätte, und zwei der Speerstangen wurden glatt durchschlagen. Aber der Schwung riss Bolmur ein Stück herum, sodass er dem Speer des dritten Mannes nicht mehr ausweichen konnte. Der nutzte seine Gelegenheit und stieß die Waffe dem Riesen tief in die
Hüfte. Bolmur brüllte wie ein verwundeter Bär auf, nur einen Augenblick später schlug er mit einem einzigen Hieb dem Mann durch den Helm den Schädel auseinander und riss die Axt erneut hoch, um jetzt Harald zu treffen, den selbst ernannten König, den Bolmur niemals anerkenne würde, und der jetzt ebenfalls eine Möglichkeit für sich erkannte. Tatsächlich gelang es ihm, Bolmur noch am Oberarm zu treffen, aber der trotzdem ausgeführte Schlag mit der Breitaxt entwaffnete ihn und ließ sein Schwert im hohen Bogen zwischen die anderen Kämpfenden fallen. Als Harald sich verzweifelt umsah, konnte er nur noch seinen Sax aus der Scheide reißen und mit der kurzen Klinge versuchen, den Axtkrieger von sich abzuwehren. Doch mitten im erneuten Ausholen schien der Riese zu erstarren, und erst im nächsten Moment entdeckte Harald den Pfeil, der den Hals Bolmurs durchschlagen hatte und noch ein ganzes Stück an der Vorderseite wieder herausgetreten war. Der Bogenschütze stand fast direkt hinter dem Jarle, hatte einen weiteren Pfeil aufgelegt und schoss ihn nun erneut aus kurzer Distanz ab. Auch dieser Pfeil war tödlich, durchschlug den dicht geflochtenen Ringpanzer und bohrte sich tief in den Rücken. Der Riese schwankte hin und her, aber noch einmal hob er seine Breitaxt und schlug damit nach Harald. Der Hieb fiel auf einen Rundschild, den der Nächste der Hirdmänner rasch vor den Körper des Königs gehalten hatte. Fast zur Hälfte spaltete der Hieb das Lindenholz, kurz darauf brach Bolmur in die Knie, verharrte noch einen Moment und stürzte schließlich schwer auf sein Gesicht. Das löste eine Welle von Schreien aus, die Krieger König Haralds sahen sich bestärkt durch den Tod des feindlichen Anführers und drangen erneut auf Bolmurs Männer ein, die nach und nach zurückweichen mussten. Es gelang den königlichen Kämpfern, sie erneut in den Hohlweg zu drängen, wo sich ihr Schicksal vollendete. Am Nachmittag dieses Tages war der Hohlweg mit den toten Kriegern gefüllt, der Geruch von Blut und Erbrochenem breitete sich darüber aus und schon kreisten die ersten Rabenvögel über der Stätte des Grauens, während Harald sein Pferd bestieg, einen letzten Blick auf den Hohlweg warf und anschließend seine Männer zurück nach Aalborg führte. Er hatte das Gefühl, nach langer Zeit endlich einmal wieder eine Schlacht
gewonnen zu haben, und so sollte es jetzt immer weiter für ihn gehen. Anders war es ja gar nicht denkbar, und wenn er in den nächsten Tagen die Mönche aufsuchen würde und endlich getauft wurde, dann musste der Gott Jahwe ja für ihn sorgen und ihn bestärken. Schließlich half er, Sein Wort zu verbreiten, wenn er die Heiden unterwarf!
14.
Als Bolthar in seinem Schritt verharrte und sein Unterführer Bent um ein Haar gegen ihn gelaufen wäre, hob er wortlos nur seinen Arm und deutete auf die kreisenden Vögel. „Bei Thors Hammer, wir kommen zu spät! Dabei hatte ich ihn gewarnt, die Kundschafter Haralds sind überall!“ Die beiden Männer liefen los, etliche Krieger folgten ihnen, und mit lautem Krächzen flogen die Krähen von dem Hohlweg auf, wo sie ihre eklige Mahlzeit nur unwillig unterbrochen hatten. Vor dem Hohlweg entdeckte Bolthar die Leiche seines Gefährten und kniete erschüttert vor dem Körper, der noch immer lag, wie er gestorben war. Ein Pfeil ragte aus seinem Rücken, ein weiterer steckte in seinem Hals, und als der Jarle aus Skalden den mächtigen Körper herumdrehte und in die gebrochenen Augen schaute, sah er erst die schwere Wunde an der Hüfte, die der Speer verursacht hatte. „Wir sehen uns an der langen Tafel in Walhall, mein Freund!“, sagte Bolthar leise und erhob sich mit einem Seufzer. „Ich schwöre dir, dass wird Harald büßen, solange in mir noch etwas Blut vorhanden ist, werde ich gegen ihn kämpfen. Húskarlar des Königs? Ha, das war ich in Wahrheit nie, denn deine Ziele sind bekannt, Harald! Niemals werden wir uns einem anderen Gott beugen, so wahr mir Odin und Thor zur Seite stehen mögen!“ Die Sonne stand im Zenit, als Bolthars Männer wieder in den Booten unterwegs waren. Der Jarle selbst aber stand erneut am Steuerruder seines größten Langbootes und drehte sich noch einmal zu dem Ort um, über dem erneut die Krähen aufgeregt hin und her flogen. Dann griff er mit der linken Hand an den kleinen, silbernen Mjölnir-Hammer an seinem Hals und lenkte das Boot in die Strömung.
––––––––
Ende dieser Episode
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Kopfgeld auf Bolthar: Harald, der Wikingerkönig # 2
Kopfgeld auf Bolthar: Harald, der Wikingerkönig # 2 Tomos Forrest Published by BEKKERpublishing, 2021.
Table of Contents UPDATE ME
Kopfgeld auf Bolthar
Harald, der Wikingerkönig # 2 von Tomos Forrest
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König Harald Blåtand kommt seinem Ziel ein ganzes Stück näher – der Christianisierung aller Nordmänner. Doch einige Fürsten folgen ihm nicht, der mächtigste seiner Gegner ist Bolthar, der Jarle von Skagen. Aber der König scheut sich nicht, auch die Hilfe einer Giftmischerin in Anspruch zu nehmen, um sich durchzusetzen – selbst gegen seine eigene Frau. Indessen sind seine Gegner auch nicht untätig, und es ist Hikandi, der treue Unterführer König Haralds, der das Vertrauen Bolthars gewinnen will ...
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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker (https://idoc-pub.descargarjuegos.org/cdn-cgi/l/email-protection" class="__cf_email__" data-cfemail="7f0f100c0b121e0c0b1a0d3f1e13190d1a1b1d1a14141a0d511b1a">[email protected] Folge auf Twitter: https://twitter.com/BekkerAlfred Zum Blog des Verlags geht es hier: https://cassiopeia.press Alles rund um Belletristik! Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!
1.
Die kleine Reitergruppe preschte in wildem Galopp über den Hügel und näherte sich so rasch dem Lager, dass die Wachen aufsprangen und ihre Speere ergriffen. Ein Mann hatte seinen Bogen gespannt und visierte den vordersten Reiter an, als ein lauter Ruf vom Lager die Krieger zurückhielt. „Das ist Hikandi, erkennt ihr nicht sein Pferd?“ In diesem Moment hatten die Reiter auch schon die Wache iert, ohne ihr Tempo zu verlangsamen. Sie ritten durch das Lager und brachten einige der Männer dazu, mit einem raschen Sprung zur Seite den donnernden Hufen zu entgehen. Wütende Rufe folgten der Schar, aber keiner von ihnen kümmerte sich darum. Erst vor dem großen Zelt zügelte Hikandi sein Tier und sprang von seinem Rücken, noch bevor es vollständig zum Stehen gekommen war. „Rig!“, donnerte sein lauter Ruf, aber die beiden Posten vor dem Zelt kreuzten ihre Speere und verhinderten damit seinen Zutritt. „Rig, ich muss dich sprechen, es ist wichtig!“ Die beiden bärtigen Krieger grinsten ihn nur vielsagend an. „Der König ist beschäftigt, wir dürfen dich nicht zu ihm lassen!“ Hikandi riss seinen einfachen Nasalhelm vom Kopf und schleuderte ihn wütend ins Gras. Hemd und Hose waren staubbedeckt, auf dem rechten Ärmel zeigte ein großer, dunkler Fleck an, dass der Unterführer offenbar erst vor Kurzem in einen Kampf verwickelt war. „Das muss warten können, ich habe wichtige Nachrichten für den König!“, widersprach Hikandi. „Ich fürchte, das hier ist wichtiger als deine Nachricht!“, antwortete einer der Krieger und deutete auf das Zelt hinter sich. Eine weitere Erklärung war nicht erforderlich, denn zwei spitze Schreie und ein langgezogenes Stöhnen machten Hikandi unmissverständlich klar, warum König Harald eben unabkömmlich war. Noch ein lustvoller, langgezogener und kaum unterdrückter Schrei, und als Hikandi unruhig vor dem Zelt auf und ab ging, wurde plötzlich der Eingang von innen aufgerissen und der König trat heraus, mit wirrer Haarpracht, die ihm auf die Schulter herabhing, und nachlässig damit bemüht, seine Tunica ein wenig
glatt zu streichen. Auf seinem Gesicht lag ein zufriedenes Grinsen, das aber schlagartig verschwand, als sein Blick auf Hikandi fiel. „Hikandi, was gibt es so Wichtiges, dass du hier laut herumschreist und ein Mann noch nicht einmal in aller Ruhe einer Frau beiwohnen kann?“ Der Unterführer trat mit todernster Miene an den König heran, neigte nur kurz sein Haupt und deutete dann zurück auf seine Krieger, die noch immer ihre unruhig mit den Hufen scharrenden Pferde hielten. „Wir haben ihn erwischt, Rig!“, sagte er mit kräftiger Stimme, und jetzt schienen seine Augen förmlich zu leuchten. „Es war nicht sonderlich leicht, aber schließlich kam er uns schon fast freiwillig entgegen.“ König Haralds Blick wanderte von ihm zu den wartenden Männern und ihren Pferden, dann wieder zurück. „Du willst mir also allen Ernstes mitteilen, dass ihr paar Krieger Bolthar, den Jarle von Skagen, gefangen habt?“ Haralds Stimme drückte seinen Zweifel an dieser Tat aus, und sein Gesicht hatte sich noch mehr verfinstert. Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, und der König schien zu zögern, wie er mit dieser überraschenden Nachricht umgehen sollte. Dann ging ein Ruck durch seinen muskulösen Körper. Er drehte sich auf dem Absatz um und herrschte den Unterführer an: „Komm mit herein!“ Unsicher folgte ihm Hikandi, der einen ganz anderen Empfang erwartet hatte. Aber was wollte der Rig? Er hatte einen Auftrag erhalten und ihn schneller und besser ausgeführt, als Harald es erwarten konnte! Der mächtige Fürst aus dem Norden war tot, gefallen durch seine Hand, und der Beweis für seine Tat befand sich auf einem seiner Pferde! Als Hikandi das große Zelt des Königs betrat, mussten sich seine Augen erst an das Dämmerlicht gewöhnen. Dann erfasste er ein Lager, das aus Fellen und Decken bestand, in deren Mitte das Gesicht einer jungen, hübschen Frau neugierig hervorlugte. Der Unterführer schluckte, denn das war offenbar Gryla, die Tochter eines mächtigen Mannes aus Hedeby (Haithabu), die für ihre Schönheit überall von den Skalden besungen wurde. Hikandi war ihr bislang nur einmal begegnet und dabei so beeindruckt, dass er von seinem Nebenmann angestoßen werden musste, um seinen offen stehenden Mund wieder zu
schließen. Aber so erging es den meisten Männern, und es war klar, dass ein König nicht lange zögern würde, die Schöne auf sein Lager zu locken. Hikandi war so verwirrt, dass er die Anrede Haralds überhört hatte und jetzt buchstäblich zusammenzuckte, als er seinen laut ausgestoßenen Namen hörte. „Hikandi, was ist mir dir los? Hast du noch nie eine Frau gesehen?“ „Doch, natürlich, aber ...“ „Was, Hikandi? Sprich dich aus, aber stammle hier nicht herum. Wo ist Bolthar?“ Hikandi wandte gewaltsam den Blick von dem Lager ab und sah seinem König in die Augen. „Ich habe den Beweis für meine Tat draußen, Rig!“ Er deutete mit der Hand über die Schulter, und der König nickte ungeduldig. Rasch trat der Unterführer hinaus und gab seinen Kriegern ein Zeichen. Einer von ihnen, ein breitschultriger, untersetzter Mann mit freiem Oberkörper, auf dem man bei jeder Bewegung das kraftvolle Spiel seiner Muskeln beobachten konnte, nahm ein Bündel auf und kam herüber. Zusammen traten sie in das Zelt, und als König Harald das Bündel erblickte und den beiden zunickte, wickelte Hikandi den Kopf aus seiner Umhüllung und legte ihn auf den niedrigen Tisch vor dem Lager. Mit großen Augen betrachtete Gryla das blutverschmierte, schauerlich aussehende Beutestück. Die Augen des Geköpften waren glasig, aber noch immer weit aufgerissen, ebenso schien der Mund in einem ungläubigen Staunen offen zu stehen. Die langen, schwarzen Haare und der mächtige Bart umrahmten das blutige Körperteil und unterstrichen noch auf seltsame Weise den grässlichen Anblick. Aber die junge Frau wandte ihren Blick nicht ab, und als Harald sich jetzt über den Kopf beugte, schien er im nächsten Augenblick vor Wut alles um sich herum zu vergessen. Als er sich zu Hikandi umdrehte, war sein Gesicht dunkelrot angelaufen, seine Augen schienen Blitze zu schleudern, und mit donnernder Stimme schrie er so
laut, dass man die Worte im Lager hören konnte: „Was ist das für ein Kopf? Wo hast du ihn her?“ Hikandi warf seinem Begleiter einen hilflosen Blick zu, zuckte mit den Schultern und antwortete: „Das ist Bolthar, Rig, der Jarle aus Skagen! Wir haben ihn in einer Hütte am Meer gefunden, wo er bei einer Frau untergekrochen war! Es gab einen kurzen, heftigen Kampf, bei dem ich ihn tötete. Als Beweis für dich trennte ich ihm den Kopf ab – es war dein schlimmster Feind, Harald!“ „Das ist nicht Bolthar! Was spielst du mir hier vor, Hikandi? Willst du Ehre einlegen mit einem Betrug?“ Fassungslos starrten die beiden Männer ihren König an, der förmlich vor Zorn zu beben schien. Hikandi überwand seinen Schrecken und sagte mit leicht belegt klingender Stimme: „Aber Rig – natürlich ist das Bolthar, man hat uns ja direkt zu seinem Lager gebracht, wo ich ihn getötet habe!“ Harald griff mit einer Hand in die Haare und schleuderte den Kopf dicht an Hikandi vorbei aus dem Zelt. Polternd und rollend landete er direkt vor den Füßen der Krieger, die, durch seine laute Stimme angelockt, sich vor dem Zelt versammelt hatten. Jemand griff den Kopf ebenfalls an den Haaren auf und hielt ihn den anderen entgegen. „Wer ist das?“, rief einer aus der Menge, und der Mann, der die blutige Trophäe noch immer hoch hielt, antwortete lachend. „Frag Hikandi selbst, er hat ihn mitgebracht!“ Die Männer johlten und lachten durcheinander, und nun wurden sie alle Zeugen der weiteren Unterhaltung, denn noch immer brüllte Harald seine ganze Wut heraus. „Das mag sein, wer will, Hikandi, aber niemals Bolthar, das kann ich noch erkennen! Und wenn du mich nicht getäuscht hast, dann waren es die Leute, die dich zu dem Mann gebracht haben. Ja, Haare und Bart stimmen wohl mit dem Jarle aus Skagen überein, aber sonst gibt es keinerlei Ähnlichkeit! Dieser Kopf ist nicht der eines Fürsten, sondern eines ganz einfachen Kriegers, das müsstest selbst du erkannt haben! Wo ist die Narbe in seinem Gesicht, wo sind die Silberringe in seinem Ohrlappen? Du hast Bolthar gesehen, als ich ihn zu meinem Húskarlar (adliger Leibwächter) ernannte, du warst dabei, als wir
gemeinsam mit ihm in Aalborg feierten. Wie kann es da sein, dass du mir einen völlig Fremden bringst und behauptest, du hättest Bolthar getötet?“ „Ich habe einen Mann getroffen, der mir von sich aus erzählte, dass ein mächtiger Jarle aus dem Norden in seinem Haus Unterkunft gefunden hätte. Als ich ihm die Beschreibung von Bolthar gab, bestätigte er mir, dass es sich um den Jarle handeln müsse.“ König Harald musterte seinen Unterführer von Kopf bis Fuß mit verächtlichem Blick. „Gut, das will ich dir gern glauben. Aber du bist ein erfahrener Krieger, Hikandi, sonst hätte ich dich nicht mit dieser Aufgabe betraut. Wo waren seine Gefolgsmänner, als du ihn im Haus gestellt hast? Lag sein Kriegsschiff am Strand?“ Hikandi senkte den Blick auf den Boden und antwortete mit leiser Stimme: „Er war allein. Es gab auch kein Schiff dort.“ „Weiter! Trug er ein Brynja (Kettenhemd), hatte er Silberreifen an den Armen? Lag irgendwo seine Breitaxt neben ihm?“ Langsam dämmerte es Hikandi, dass er tatsächlich einen großen Fehler begangen hatte, denn er musste alles verneinen. „Der Mann war vollkommen nackt und lag auf einer Frau, als ich eintrat. Es war dunkel in dem Raum, aber der Mann sprang sofort auf und griff zu seinem SaxSchwert.“ „Und?“ „Es wurde nur ein kurzer, heftiger Kampf, was mich selbst verwunderte, denn der Mann hatte die Größe wie Bolthar, das konnte ich selbst im Dunkeln erkennen. Aber er kämpfte seltsam und schien wie in einem Traum befangen zu sein, denn er wehrte meine Schläge nicht sehr kräftig ab.“ „Das machte dich nicht misstrauisch, Hikandi?“, rief Harald noch immer sehr laut, aber seine Wut schien allmählich verraucht zu sein. Für einen kurzen Moment huschte über das Gesicht des Unterführers so etwas
wie ein Lächeln, als er an die Szene dachte. Aber rasch wurde er wieder ernst und antwortete: „Ich schob das auf die Nacht mit der Frau, die er gerade heftig bearbeitete, als ich eintrat. Die beiden stöhnten und keuchten so laut, dass sie mich zunächst nicht bemerkten. Dann aber sprang der Mann auf – und wir kämpften miteinander.“ „Hikandi?“ „Ja, Rig?“ „Verschwinde aus meinem Zelt und lass dich in der nächsten Zeit nicht mehr sehen. Ich kann solche Versager in meiner Nähe nicht ertragen!“ Hikandi antwortete nicht, sondern verließ das königliche Zelt, gefolgt von seinem Krieger. Draußen aber wurde den beiden ein lärmender Empfang bereitet, denn die Schadenfreude war groß. König Harald hatte auf Bolthars Kopf eine Prämie von zehn großen, silbernen Armreifen ausgesetzt, und die wollten sich gern mehrere Krieger verdienen. Jetzt war es also klar geworden, dass er den Preis nicht für sich und seine Gefolgsmänner einstecken würde. Hikandi war nicht sonderlich beliebt, aber als er sich förmlich danach drängte, Bolthar zu suchen und dem König zu bringen – tot oder lebend – da folgten ihm zahlreiche, finstere Blicke und mancher fragte sich, warum ausgerechnet dieser Unterführer den ehrenvollen Auftrag erhalten hatte. Aber Hikandi verstand es immer auf besondere Weise, dem König zu schmeicheln, war auch als guter Schwertkämpfer im Schildwall bekannt geworden – aber das waren zahlreiche andere Männer auch. Die anderen Gefolgsmänner standen noch immer bei ihren Pferden, die Köpfe gesenkt, den Blick fest auf den Boden gerichtet. Hikandi trat zu ihnen, nahm dem Mann, der sein Pferd hielt, den Strick aus der Hand, schwang sich auf den Rücken und ritt wieder aus dem Lager, ohne sich noch ein einziges Mal umzusehen. Seine zehn Krieger folgten ihm schweigend nach.
2.
Hikandi ritt ohne Pause in die rasch heraufziehende Dämmerung, und erst, als er ein kleines Kiefernwäldchen erreichte, das sich um eine kristallklare Quelle ausgebreitet hatte, sprang er vom Pferderücken und bückte sich über das sanft sprudelnde Wasser, um lange und voller Genuss zu trinken. Seine Krieger taten es ihm gleich, während jedoch einer der Männer neben den Pferden Wache hielt und die Umgebung aufmerksam musterte. Endlich hatte der Unterführer seinen Durst gestillt und ging zu den Pferden, um den Mann abzulösen. Wenig später schlug einer der Männer Funken und entfachte mit rasch zusammengesuchtem Reisig, Kiefernzapfen und größeren Holzstücken ein kleines Feuer, um das sich die Männer schweigend versammelten. Sie waren fast zwei Wochen im Land unterwegs, als sie auf den vermeintlichen Bolthar trafen. Aus diesem Grund führten sie auch einen Kessel mit sich, in dem die einfachen Speisen rasch zubereitet wurden. Zumeist wurde mit frischem Wasser und mitgeführtem Gemüse nur ein einfacher Eintopf gekocht, mit Mehl angedickt, oder ganz selten auch mit etwas erlegtem Wild ergänzt. Doch für die Jagd hatten die Männer eigentlich keine Zeit, zumal die Gegend nicht sehr wildreich war. Heute Abend gab es eine Mischung aus ihrem restlichen Proviant, dann teilte Hikandi die Wachen ein und rollte sich neben dem Feuer zusammen. Ruhe fand er jedoch lange Zeit nicht, und als es nach dem Stand der Sterne gegen Mitternacht sein musste, stand er wieder auf, löste den überraschten Wachtposten ab und blieb bis zum Morgengrauen auf den Beinen. Jetzt hatte er einen Plan gefasst, und während seine Gefolgsleute den Rest ihrer Abendmahlzeit aufwärmten und hastig in sich hineinschaufelten, erläuterte er ihnen sein Vorhaben. „Wir sind nach meinen Berechnungen eine kurze Entfernung vor Lyngså, das wir am Vormittag ohne scharfen Ritt erreichen können. Von da aus ist es nur ein kurzer Weg an die Küste, wo wir in einem kleinen Dorf einen Bootsbauer treffen werden, der mit seinen Männern seit vielen Wochen Langboote für Haralds Flotte baut.“ „Was hast du wirklich vor, Hikandi?“, erkundigte sich der breitschultrige Krieger, der es ablehnte, ein Hemd oder gar eine Tunica zu tragen. Man nannte ihn nicht zuletzt deshalb spöttisch Hálftröll (Halbtroll), was er aber inzwischen
längst als seinen Namen akzeptierte. Er war ein zumeist schweigsamer Mann, dabei treu und zuverlässig, so dass Hikandi sich inzwischen im Kampf völlig auf ihn verließ. Der Unterführer grinste seine Krieger an und erklärte: „Wir werden uns eines der Schiffe von Harald holen und nach Skagen fahren.“ „Nach Skagen?“, echote Halbtroll. Hikandis Lächeln wurde breiter. „Ja, zu Bolthar. Er wird sich über unsere Ankunft sicher freuen.“ Halbtroll sah ihn ungläubig und mit offenem Mund an. „Du ... willst dich ihm anschließen? Gegen unseren König?“ Jetzt lachte Hikandi laut heraus und schlug dem Mann auf die Schulter, dass es laut klatschte. „Natürlich zu Bolthar! Er wird uns sicher mit offenen Armen empfangen!“ „Ja, aber, Hikandi, du kannst doch nicht ...“, warf ein anderer Mann zaghaft ein. „Keine Sorge. Das ist nur eine List, um im richtigen Moment zuzuschlagen. Bolthar darf kein Misstrauen gegen uns hegen, dann werden wir ihn umso leichter erledigen können.“ Eine Weile herrschte noch Schweigen, dann wurde Hikandis lautes Lachen ansteckend, und als die Männer sich auf ihre Pferde schwangen, um nach Lyngså zu reiten, lachten sie noch immer vor sich hin. Wie Hikandi es berechnet hatte, benötigten sie nicht sehr lange Zeit für den Weg, mieden aber den kleinen Ort, um nicht unnötig aufzufallen. Der Unterführer war sich nicht sicher, wie König Harald sein Verschwinden aufnehmen würde. Es bestand immerhin die Möglichkeit, dass er ihm ein paar Krieger nachsandte, um ihn gewaltsam zurückzubringen. Diese Möglichkeit malte er sich lieber nicht weiter aus, als er jetzt sein Pferd auf einen ganz schmalen Pfad zur Küste lenkte. Es wurde klar, dass hier nur wenige Menschen zu Fuß unterwegs waren, um gelegentlich einmal bei einer der kleinen Fischerhütten nachzufragen, ob man
Fisch gegen etwas Eingetauschtes erhalten konnte. Als sie schließlich das Meer erreichten und eine Zeitlang am Strand entlangritten, sahen sie schon von Weitem die Anlage des Schiffsbauers. Zahlreiche Langboote verschiedener Größe lagen fertig oder halbfertig am Strand, ein paar schwammen auf dem Wasser und waren mit Tauen am Ufer gesichert. Es mochten acht oder zehn Leute sein, die hier an den Booten arbeiteten, genauer konnte Hikandi ihre Anzahl nicht bestimmen, denn ständig liefen Männer mit Werkzeugen, Brettern oder auch Balken hin und her. Ein Langhaus diente offenbar allen als Unterkunft. Als die Krieger heranritten, sah kaum einer der Arbeiter zu ihnen auf. Dann aber erhob sich einer der Männer, die eben am Bug eines Langbootes gearbeitet hatten, und sah zu den Reitern hinüber. Sein dunkles, kräftiges Haar war zu zwei Zöpfen geflochten, die ihn bei der Arbeit nicht behinderten. Er sah kräftig und strotzend vor Gesundheit aus, als er sein Werkzeug aus der Hand legte und dem Reitertrupp entgegenging. „Ich bin Skyr, der Bootsbauer. Was bringt euch zu mir, Männer?“ Mit raschen Blicken überflog Hikandi den Platz, war aber schnell beruhigt. Hier drohte ihnen keinerlei Gefahr, die Männer hatten bestenfalls Werkzeuge griffbereit, um sich zu verteidigen, sollte es zu einem Kampf kommen. „Man nennt mich Hikandi“, antwortete der Unterführer. „Ich komme direkt von König Harald, um ihm zu berichten, wie weit deine Arbeit vorangeschritten ist!“ „So, du bist also Hikandi“, sagte Skyr mit einem besonderen Unterton und lächelte dazu, denn der Name des Mannes bedeutete der Zögerliche. Doch den Eindruck machte der Unterführer nicht auf Skyr, als er vom Rücken seines Pferdes sprang und ihm die Hand entgegenstreckte. Skyr drückte sie nur kurz und musterte die anderen, die auf ihren Pferden sitzen blieben und seine Männer zu beobachten schienen. „Steigt von den Pferden und lasst sie dort drüben am Strand weiden. Es gibt genug Gras an der Seite neben dem letzten Langhaus, und weit fortlaufen können sie hier auch nicht. Seid ihr hungrig und durstig? Geht ins Langhaus rüber, die Frauen, die für uns kochen, haben bestimmt etwas für euch!“
„Danke, das ist sehr freundlich. Wie ich sehe, hast du ja zahlreiche Boote in Arbeit, das wird unseren König erfreuen.“ „Ich wundere mich nur über eure Anwesenheit bei mir. Der König hat mir zwar einen großen Auftrag erteilt, aber für die Erfüllung habe ich noch die Zeit von mehreren Monden übrig. Was also bringt dich zu uns an die Küste, Hikandi?“ „Wir waren auf der Suche nach einem Fürsten, der sich hier in der Nähe aufhalten soll. Leider haben wir ihn nicht angetroffen. Ich wusste, dass du Schiffe für den König baust und wollte dich deshalb bitten, uns für die Weiterreise ein Boot zu überlassen.“ Skyr zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Du hattest einen Fürsten aufsuchen wollen? Hier in dieser Gegend kenne ich nur zwei, die der König sicher gern zu sich einladen würde. Der eine ist Østervrå, der andere Bolthar. Welchen von beiden meinst du?“ Stirnrunzelnd betrachtete Hikandi den Schiffbauer. Warum wollte der wissen, zu welchem Fürsten er unterwegs war? Aber gleichgültig antwortete er ihm: „Wir wollten zu Jarle Østervrå, weil König Harald ihn zu sich in sein Lager bei Aalborg einladen möchte.“ Während die Krieger von den Pferden stiegen und sie zu der Wiese am Strand führten, ging Skyr mit dem Unterführer hinüber zum Langhaus. Dabei musterte er ihn immer wieder mit raschen, prüfenden Blicken von der Seite, die Hikandi wohl bemerkte. Schließlich sagte der Schiffbauer, als sie kurz vor dem Haus standen: „Benötigt denn der König jeden Mann? Plant er einen so umfassenden Kriegszug, dass er sogar alte Männer einlädt, ihm dabei zu folgen?“ „Wieso?“, erkundigte sich Hikandi rasch. „Ich kenne den Jarle nicht, ist er wirklich schon so alt?“ Skyr nickte nur und trat in das Langhaus, wo er den dort beschäftigten Frauen ein paar rasche Anweisungen gab. Ohne auf die letzte Frage seines Besuchers einzugehen, sagte er jetzt nur: „Wenn deine Begleiter soweit sind, ist auch das Essen für euch warm. Lasst es euch gut gehen und bleibt unsere Gäste, solange ihr wollt.“
„Das ist sehr freundlich!“, antwortete ihm der Unterführer. „Und wie sieht es mit einem Boot aus?“ Skyr hatte sich schon halb zum Gehen gewandt, blieb jetzt aber stehen und sagte mit einem Schulterzucken: „Bislang sind nur zwei Tolfæringr vollständig fertig gestellt. Eines davon könnt ihr gern nehmen, wenn ihr eure Pferde zurücklasst.“ Erstaunt sah ihn Hikandi an. War da etwa ein Hauch von Misstrauen in der Stimme des Schiffsbauers? Aber Skyr zeigte unverändert ein freundliches Gesicht, und schließlich nickte ihm Hikandi zu. „Uns wird gar nichts anderes übrigbleiben, Skyr. Denn an Bord einer Tolfæringr haben wir nicht genügend Platz für Mensch und Tier. Das macht aber auch nichts, wenn ihr nur ein Auge auf die Tiere habt, dass sie sich nicht ins Landesinnere entfernen. Wir kommen in einigen Tagen zurück und nehmen sie dann wieder mit nach Aalborg.“ Skyr kehrte zu seiner Arbeit zurück. Als gleich darauf seine Gefolgsleute im Langhaus eintrafen, gab es für alle genügend zu essen und auch einen Becher mit frischem Bier. So gestärkt stieg die Laune der Männer, und alle sahen nun gespannt dem Geschehen der nächsten Tage entgegen, wenn sie mit dem berüchtigten Jarle von Skagen zusammentreffen würden. Keiner von ihnen ahnte, dass dieses Treffen anders verlaufen würde, als sie es sich vorstellten.
3.
Einige Wochen vor diesen Ereignissen war Bolthar bei dem kleinen Ort Hals auf eine Gruppe von Mönchen gestoßen, die in einfache Gewänder gekleidet waren und ein schlichtes Holzkreuz trugen. Zu diesem Zeitpunkt war er noch der frisch ernannte Gefolgsmann des Königs, einer der adligen Húskarlar, deren Aufgabe es war, den König jederzeit zu schützen. Er ritt seinen Kriegern weit voraus und stellte die Mönche, denen eine Schar älterer Männer und Frauen folgte, alle in den einfachsten Kleidungsstücken. Sie schauten erschrocken auf, als plötzlich Bolthar vor ihnen auf den festgefahrenen Weg sprengte, der hier die Verbindung zwischen mehreren Dörfern bildete. Als die Menschen erkannten, dass der ihnen entgegenreitende Mann sein Schwert in der Hand hielt, sanken sie an Ort und Stelle in die Knie und begannen, gemeinsam ein lautes Gebet zu sprechen. Wütend riss Bolthar das Pferd im letzten Moment zurück, so dass es ein wenig auf dem Untergrund rutschte und Dreck und kleine Steine zu der Gruppe spritzte. „Was treibt ihr hier, was soll das Kreuz?“ „Im Namen Gottes, des Allmächtigen, störe unsere heilige Handlung nicht!“, rief ihm der ältere der beiden Mönche zu und hob beide Hände in einer abwehrenden Geste. „Beantworte meine Frage und stelle hier keine Forderungen! Ihr habt hier nichts zu suchen und schon gar nicht ein Zeichen durch die Gegend zu tragen, das die Götter verspottet!“ Der Mönch richtete sich auf und sah dem Bärtigen in das wütende Gesicht. „Nicht wir verspotten die Götter, sondern ihr beleidigt den einzig wahren Gott, Jahwe, gelobt sei sein Name!“ „In Ewigkeit, amen!“, fielen die anderen ein, und mit einem Wutschrei war Bolthar von seinem Pferd, entriss dem Mann das Kreuz und brach mit einem einzigen Tritt die Stange durch, an der es befestigt war. Dann schleuderte er es weit in die Landschaft und schrie die Gruppe an: „Verschwindet von hier, ehe ich mich vergesse! Das ist das Land von König Harald, und wir dulden hier keine Christen! Zurück mit euch, oder ich erkläre euch mit meinem Schwert, was ich
meine!“ Beide Mönche erhoben erneut abwehrend die Hände. „König Harald hat uns gestattet, hierher zu kommen. Wir bauen eine Kirche, und das hat er uns ebenfalls erlaubt!“ „Lüge!“, schrie Bolthar außer sich und verte dem ersten Mönch einen Tritt in die Hüfte, so dass der mit einem Schmerzensschrei auf die Seite kippte. Bolthars Augen funkelten vor Wut, sein Mund war weit aufgerissen, die Hand zum Schlag erhoben. Seine ganze Erscheinung war so furchterregend, dass die anderen jetzt einsahen, wie ernst seine Worte gemeint waren. Sie erhoben sich schnell und liefen davon, ein Stück noch auf der Straße entlang, dann in wilder Flucht zu einem kleinen Kiefernwäldchen. „Verfluchte Hundesöhne!“, brüllte Bolthar, noch immer mit zornesrotem Gesicht, während Bent und die Krieger neben ihm Aufstellung nahmen. „Sollen wir ihnen nach, Jarle?“ Bolthar spuckte verächtlich aus und schüttelte den Kopf. „Lasst sie laufen, sie haben ihre Lektion gelernt!“ Damit wendete er erneut sein Pferd und ritt in die Richtung der Ortschaft Hals zurück, während Bent seinen Männern mit Blicken bedeutete, lieber zu schweigen. (vgl. Bolthar, der Wikingerfürst # 7, König Haralds Verrat). Doch so scheinbar gleichgültig, wie er sich gab, war Bolthar keineswegs. Dieses Ereignis führte schließlich dazu, dass er die neue Siedlung Hals niederbrannte, in der sich ausschließlich Christen angesiedelt hatten. Das eigentliche Problem dabei waren aber seine Fyrd, Bauernkrieger, die ihrem Herrn bei Kriegszügen folgen mussten. Auch sie hatten sich sämtlich taufen lassen, und als sie sich weigerten, einen Eid auf den Altvater Odin abzulegen, töteten Bolthar und seine Krieger alle Menschen in diesem Ort und steckten die im Bau befindliche Kirche sowie die Hä in Brand. Bolthar hatte während seines Aufenthaltes bei Birtingur, einem hochgestellten Mann, erfahren, dass in der aufstrebenden Stadt Aarhus ein Bischof lebte, der die Christianisierung im Land vorantrieb und zu den Vertrauten des Königs gehörte. Dieser Bischof hieß Adalag, besaß angeblich das erste aus Steinen
gebaute Haus in dem Ort und kaufte darüber hinaus den Bauern ihren Grund und Boden für viel Silber ab. Bolthars Unterführer Gelbkopf kannte den Ort und seine Umgebung gut. Er riet dem Jarle, nördlich der Stadt zu landen und durch einen Sumpf die bislang noch unbefestigte Seite anzugreifen. Der Plan wurde ausgeführt, und als die Krieger aus den fünf Langbooten den Sumpf umgingen, stießen sie auf eine verlassen wirkende Hütte, vor der ein Schädel auf einem hölzernen Pfahl wie eine Drohung angebracht war. Aus der Hütte drang modriger Geruch zu ihnen heraus, und als Bent einen Blick hineingeworfen hatte, war auch ihm klar geworden, dass hier ein Zauberer wohnte. Wo sich der Mann jedoch derzeit aufhielt, war nicht zu erkennen. An den Wänden und auf dem Boden gab es zahlreiche Federbälge, kleine Tierschädel wie von Eichhörnchen oder Ratten, dazu Bündel getrockneter Kräuter und in einigen Tontöpfen und -schüsseln undefinierbare, zum Teil angetrocknete oder auch verschimmelte Breisorten. „Wo ist er?“, erkundigte sich Bent, aber Bolthar legte einen Finger auf die Lippen und deutete anschließend auf einen nahe stehenden, mächtigen Eichenstamm. Deutlich waren Spuren an der Rinde zu erkennen, die durch ein mehrfaches Hinaufklettern verursacht wurden. Bent runzelte die Stirn, aber dann entdeckte er auf dem noch mit trockenem, braunem Laub bedeckten Wipfel einen Stoffstreifen. „Gib mir doch mal deinen Bogen, Bent, ich möchte ein paar Schüsse auf die Eiche abgeben. Ich glaube, ich habe da ein Eichhörnchen gesehen, und das ist so richtig für ein paar Übungen geeignet.“ Noch bevor der Unterführer überhaupt reagierte, kam aus der Laubkrone ein Grunzlaut, dann wurden zwei unsagbar schmutzige Füße sichtbar, die sich gleich darauf in Bewegung setzten. Offenbar versuchte der Fjölkunnigur, Halt am Baumstamm zu finden, schlang dann seine mageren Beine mit der hochgerutschten Hose darum und hangelte sich anschließend sehr schnell auf den Boden, wo er jedoch in sich zusammensank, als hätte er kein Rückgrat. „Was wollt ihr von mir?“, jammerte eine dünne, brüchige Stimme, und Bolthar hatte sofort die richtige Eingebung.
„Wir haben lange nach dir gesucht, Fjölkunnigur, denn man hat uns von deinen Taten erzählt. Du bist in der Lage, den Met für die Berserkir zu brauen.“ „Ich? Das ist eine Lüge, da helfe mir doch Hönir!“ „Ach, du sprichst also mit dem Gott Hönir? Das ist gut, denn er hat ja den ersten Menschen den Verstand gegeben. Jetzt hoffe ich nur, Fjölkunnigur, dass du davon genug bekommen hast, um uns mit dem Met zu helfen!“ Der alte Zauberer wand sich auf dem Boden wie eine Schlange, und Bolthar war schon geneigt, an ein Leiden des Alten zu glauben, als Bent hinzutrat, den Mann an seinem Gewand im Nacken packte und zu sich hinaufzog. Dann stellte er ihn etwas unsanft auf die Füße und verbeugte sich spöttisch vor ihm. „Bitte um Verzeihung, Fjölkunnigur, aber ich wollte dir nur behilflich sein!“ „Lasst mich in Ruhe, verschwindet!“, fauchte sie der Alte an, und nun wurde Bolthar grob. „Hör mir gut zu, Zauberer, weil ich mich nicht wiederhole. Du wirst uns jetzt nach Aarhus begleiten und deine Zaubersachen mitnehmen, um jederzeit den Met bereiten zu können. Alles, was du hier nicht mehr hast, lasse ich dir besorgen. Wenn du aber weiter hier herumschreist und nicht mehr laufen kannst, bist du für mich wertlos, und ich habe überhaupt keine Probleme damit, dich hier zu töten und deinen stinkenden Kadaver den Krähen zu überlassen!“ Der Alte starrte ihn empört an. „Ich bin ein Fjölkunnigur, und ich lasse nicht so mit mir reden!“ „Und ich bin Bolthar, der Wikingerfürst, und Húskarlar König Haralds. Und ich kann dir versichern, dass ich mich noch nie vor einem Zauberer gefürchtet habe. Was ist jetzt mir dir – kommst du mit uns oder ziehst du es vor, hier vor deiner Hütte zu sterben?“ Der Alte schüttelte wütend den Kopf, dann griff er in eine Ecke neben dem Hütteneingang und zog eine aus Birkenrinde gefertigte, flache Tasche hervor. Ohne noch ein weiteres Wort an den hünenhaften Anführer zu richten, stapfte er los, in die Richtung, in der die Krieger Aarhus vermuteten.
Bent nutzte die Gelegenheit, um seinen Jarle auf den Zaubertrank anzusprechen. Es war bekannt, dass die wilden Krieger, die sich selbst Berserkir nannten, kräftige und ausdauernde Kämpfer waren. Aber auch sie waren verwundbar und konnten getötet werden. Das Seltsame dabei war jedoch, dass man immer wieder von Kriegern hörte, die trotz abgeschlagener und stark blutender Gliedmaßen den Kampf nicht einstellten, sondern buchstäblich in Stücke gehackt werden mussten, wollte man nicht doch noch zu guter Letzt unterliegen. Bolthar war rasch klar geworden, dass diese unnatürliche Eigenart der Berserkir nur durch den Trank eines Zauberers erreicht werden konnte, und genau das wollte er jetzt für sich und seine Krieger haben. Doch alles kam vollkommen anders für den Jarle aus Skagen und seine Männer. Zwar mischte ihnen der alte Zauberer einen besonderen Trank an, aber als ihn Bolthar zwang, davon als erster zu trinken, starb der Mann bereits nach wenigen Schlucken einen qualvollen Tod. Die nächste Überraschung sollte Bolthar dann erleben, als er sich mit einigen seiner ausgesuchten Krieger in die Stadt schlich, um das Haus des Bischofs aufzusuchen. Es handelte sich aber entgegen den Berichten keineswegs um ein Steinhaus, sondern nur ein großes, massiv errichtetes Holzhaus, in dem die Krieger nur zwei alte Frauen in der Gesellschaft zweier jüngerer Mägde antrafen. Ängstlich sprangen die Frauen von ihrem Lager, als sie plötzlich die lärmende Schar bemerkten, die sich gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Die beiden alten Frauen stellten sich schützend vor die Mägde, die sich ängstlich in die finsterste Ecke des Raumes drückten. Von den Alten erfuhr nun Bolthar das Wichtigste. Bischof Adalag lebte ebenfalls nicht hier, sondern war nur so lange in Aarhus geblieben, bis er den neuen Bischof Reginbrand in sein Amt eingeführt hatte. Gemeinsam waren dann die beiden Männer aufgebrochen, um den Priester Poppo zu treffen und dann König Harald aufzusuchen. Als die beiden alten Frauen ihren Bericht beendet hatten, richtete sich Bolthar hoch auf und sagte zu Bent, seinem Unterführer: „Das soll einer verstehen! Ein Bischof und noch ein Bischof und dann noch ein Presbiter – es wird Zeit, dass wir dieses ganze Priestervolk in das Totenreich schicken, damit sie in den Armen von Hel verfaulen können!“
Nachdenklich war Bolthar stehengeblieben und starrte durch das Dämmerlicht des Raumes. „Jarle?“, ließ sich Bent schließlich leise vernehmen. „Brennt alles nieder, Bent, und nehmt diese beiden Mägde mit. Die anderen stecht ihr zusammen mit den Knechten ab. Dann werft einen Brand in die Kirche, und wir verlassen die Stadt wieder. Wir treffen uns im Lager!“ Damit folgten die Krieger ihrem Jarle, die als seine persönliche Leibwache stets an seiner Seite waren. Sie waren die Hirð, oder Hirdmänner, die mit ihrem eigenen Leben für ihren Jarle hafteten. Bolthar hatte sie aus seinen besten Kriegern ausgesucht und immer wieder mit ausgezeichneten Männern ergänzt. Ihnen blieben nun auch die beiden Mägde überlassen, nach dem sich Bolthar mit beiden vergnügt hatte, seine Kleidung wieder ordnete und Bent entgegensah, der eben aus dem Dunkel trat und sich die Hände am Feuer wärmte. Der Feuerschein aus Aarhus drang bis zu ihnen, und schweigend begaben sich die beiden Männer auf ihre Lagerplätze, um noch ein wenig Schlaf zu finden. Niemand rechnete mit einer Gefahr, zumal im weiten Umkreis Wachen das Lager umrundeten. Als sie ihre Fahrt in den Langbooten fortsetzten, gerieten sie in einen Sturm und landeten schließlich auf einer Landzunge am Horsens Fjord.
4.
„Auf der Backbordseite ist eine Tolfæringr unterwegs, Rig!“, vermerkte der Mann im Bug des Kriegsschiffes. Es handelte sich um eines der großen halffertugt – Schiffe des Königs, die auf jeder Seite fünfunddreißig Ruderern Platz boten. „Kannst du erkennen, wer darin sitzt?“, erkundigte sich Harald, der auf einer der Kisten saß, in denen die Ruderer ihre persönlichen Dinge und Vorräte unterbrachten. „Wenn ich nicht genau wüsste, dass es wohl kaum Hikandi sein kann, dann würde ich auf ihn tippen, Rig!“ „Hikandi? Warum nicht? Er könnte längst hier oben unterwegs sein und sich ein Schiff besorgt haben!“ Harald richtete sich nun selbst auf und spähte über das vollkommen glatte Meer. Zwar zogen am Horizont dunkelgraue Wolken herauf, aber bis sie die Schiffe erreichen konnten, würde noch einige Zeit vergehen. „Natürlich ist es Hikandi!“, rief Harald jetzt aus. „Ich erkenne seine Gestalt am Steuer, und der Mann im Bug ist kein anderer als Hálftröll, sein treuer Gefolgsmann!“ „Sollen wir sie einholen, Rig?“ Der Mann im Bug war Sven Einohr, der engste Vertraute König Haralds. Harald strich sich nachdenklich seinen Bart, bevor er mit lauter Stimme antwortete. „Was treibt dieser Hikandi jetzt? Wieso kommt er nicht auf dem schnellsten Weg zu mir zurück? Irgendwann muss er doch gemerkt haben, dass ich nicht nach ihm suchen lasse! Wovor flüchtet er? Also los, Männer, rudert so schnell ihr könnt, wir wollen dieser Tolfæringr den Weg abschneiden, bevor sie in einer der zahlreichen Buchten anlegt und uns Hikandi vielleicht entkommt. Jetzt möchte ich doch wissen, was er beabsichtigt!“ Das Segel wurde leicht verändert, die langen Ruder tauchten gleichmäßig ein, und wie ein gewaltiger Fisch pflügte das Kriegsschiff mit schäumender
Bugwelle durch die Fluten. Aber man hatte offenbar an Bord des kleinen Bootes die sich rasch nähernde königliche Flotte bemerkt und wohl keine Lust, auf das Eintreffen des Königs zu warten. Denn dass es sich bei den Kriegsschiffen um die des Königs selbst handeln musste, stand für die Männer um Hikandi nach einem Blick fest. Harald hatte von seinem markanten Langboot schon längst den Drachenkopf entfernen lassen, weil das ein heidnischer Brauch war. Trotzdem kannte jeder Mann an der Küste dieses reich verzierte Schiff, und Hikandi befahl seinen Männern, sofort das kleine Segel aufzuziehen und auf die nahe Küste zuzuhalten. „Was beabsichtigst du, Hikandi?“, erkundigte sich Halbtroll und warf erneut einen Blick zurück auf die rasch heranrauschenden Langboote. „Wenn du ihnen entkommen willst, haben wir nicht sehr viele Möglichkeiten!“ „Abwarten!“, antwortete der Unterführer und machte dabei ein sehr zufriedenes Gesicht. Wenn auch die Langboote ihnen in vielfacher Hinsicht weit überlegen waren, so war dieses kleine, wendige Boot im Moment noch im Vorteil. Eine frische Brise blähte das Segel und unterstützte die Ruderer auf vortreffliche Weise. Und es war nur eine kurze Zeitspanne vergangen, als Hikandi das Steuerruder veränderte und das Boot gleich darauf um eine Landzunge aus der Sicht der königlichen Flotte verschwand. „Das wird nicht viel nutzen, Hikandi!“, rief ihm Halbtroll vom Bug aus zu. „Das Wasser ist hier tief genug für die großen Langboote!“ Jetzt lachte der Mann am Steuer laut auf. „Ja, aber nicht mehr lange, Halbtroll! Gleich da vorn an der Steuerbordseite kannst du das Wasser um eine Felsengruppe schäumen sehen. Die meisten befinden sich aber unsichtbar unter dem Wasser. Kein Hindernis für uns, wir kommen glatt darüber, wenn es nur eine Handbreit Wasser gibt. Danach werden wir in einer kleinen Höhle Unterschlupf finden. Ich habe dort schon öfter übernachtet und kenne die Gegend gut. Sollte Harald uns weiter verfolgen lassen, gewinnen wir einen großen Vorsprung, bevor noch ein einziges seiner Schiffe an den Strand getrieben wird!“ Die Ereignisse schienen Hikandi Recht zu geben. Es gab nur ein leichtes Knirschen, als sie über die Felsen schrammten, dann
sahen sie die niedrige Öffnung im Felsen vor sich, auf die Hikandi nun das Boot lenkte. An Bord des königlichen Schiffes hatte man wohl bemerkt, dass Hikandi sein Boot um eine Landzunge in eine Bucht gelenkt hatte, und die Ruderer verdoppelten ihre Anstrengungen, um direkt darauf zuzuhalten. In diesem Augenblick erklang ein lauter Ruf aus einem der anderen Boote, und Harald erhob sich, um den Anlass für den Ruf zu erkennen. „Wir werden angegriffen!“, schrie ihnen der Steuermann des nächsten Langbootes zu und deutete auf eine Reihe von Segeln, die sich stark im Wind blähten und die rasche Fahrt der Kriegsschiffe noch unterstützten. Schon waren die ersten Boote mit schäumender Bugwelle so nahe, dass man die Gesichter der Männer erkennen konnte. Gleichzeitig flogen die ersten Pfeile herüber und bohrten sich in die Körper der Ruderer. Schreie wurden laut, hastige Befehle erklangen, das Segel wurde gedreht, aber die Langboote waren nicht so beweglich, um diesem unvermuteten Angriff rasch entgegenzutreten. Schon traf Holz auf Holz, der Bug des angreifenden Drachenbootes krachte in die Seite der Ruderer, Splitter und lange Holzstücke flogen durch die Luft, und der harte Anprall warf ein paar Männer von ihren Kisten. Im nächsten Augenblick sprangen die ersten Angreifer über die Bordwand und schlugen mit Äxten und Schwertern auf ihre Feinde ein. Im Handumdrehen wurde die Lage für die königliche Flotte bedrohlich. Kaum hatten die Angreifer das erste Boot gerammt und den Nahkampf begonnen, flog auf Haralds Schiff ein brennender Pechtopf. Beim Aufschlag zerbrach das Tongefäß und breitete seine unangenehme, brennende Flüssigkeit in rascher Geschwindigkeit auf dem Deck aus. Gierig leckten die Flammen am Holz, und als zwei Ruderer rasch nach den Ledereimern griffen, um eine Ladung Meerwasser darüber auszukippen, breitete sich das brennende Pech noch rascher aus. Das Wasser hatte die Flüssigkeit mit zahlreichen Spritzern verteilt, die Flammen griffen in rasender Geschwindigkeit um sich, und während sich die Mannschaft verzweifelt um ihren König scharte, brannte plötzlich das wollene Segel lichterloh und hüllte die Männer in eine dicke, übelriechende Qualmwolke ein.
Schon wollte Sven Einohr seinem König zurufen, dass sie sich nur noch mit einem Sprung ins kalte Wasser retten konnten, als unerwartete Hilfe eintraf. Hinter den Booten der Angreifer kamen plötzlich weitere herangeschossen, und das waren offenbar königstreue Anhänger. Zwei der Kriegsschiffe besaßen im Heck turmartige Aufbauten, auf denen Wurfmaschinen standen, die jetzt ihre Ladung zu den Booten der Angreifer hinüberschickten. Noch traute man sich jedoch nicht, mit den Wurfmaschinen ebenfalls Pechtöpfe zu werfen, denn zwei der Geschosse hatten das königliche Langboot nur um Haaresbreite verfehlt. Unter dem Jubelgeschrei der stark bedrängten Männer an Haralds Seite kehrten die Angreifer zurück auf ihr eigenes Boot, das von einem großen, blonden Mann befehligt wurde. Gleich darauf waren die Krieger auf den Ruderplätzen, und das Kriegsschiff stieß von Haralds Schiff wieder ab, drehte den mächtigen Drachenkopf zu den Booten mit den Wurfmaschinen und nahm so rasch Fahrt auf, dass zwei weitere Katapultschüsse schon über sie hinwegflogen und unschädlich in die Wellen schlugen. Gullkolur oder Gelbkopf – der Kommandant des Rammbootes, hatte aber gar nicht die Absicht, die beiden Katapultschiffe anzugreifen. Vielmehr hatte er zu einer List gegriffen, die von den beiden Steuerleuten der gegnerischen Seite nicht sofort durchschaut wurde. Er hielt den Kurs seines Kriegsschiffes so, dass der mächtige Drachenkopf genau auf die Lücke zwischen den beiden, mit Katapulten ausgestatteten Schiffe zeigte. Hastig wurden Befehle auf beiden Langbooten gerufen, die Katapulte in aller Eile neu geladen und ausgelöst. Doch Gelbkopfs Boot war zu schnell heran, die beiden mächtigen Steinbrocken verfehlten sein Schiff um ein ganzes Stück, und dann war er auch zu dicht zum Ausweichen bei ihnen. Lautes Brüllen der Steuerleute, die mit hastigen Bewegungen am Steuerruder versuchten, ihre Schiffe vor einem drohenden Zusammenstoß zu bewahren. Diese Kriegsschiffe der Nordmänner wurden alle auf der Steuerbordseite mit einem langen Ruder gelenkt, aber aufgrund ihrer Größe gehorchten sie dem Druck nur langsam und scheinbar widerwillig. Auf der Backbordseite des heranrauschenden Angreifers erkannten die Ruderer, dass bei diesem Bemühen offenbar das Steuerruder brach und dabei der Steuermann über Bord fiel. Lautes Gebrüll begleitete das Geschehen, und im nächsten Augenblick schoss das Boot vorüber, und ein dichter Pfeilhagel flog herüber, traf zahlreiche Ruderer und brachte zusätzliche Verwirrung. Im nächsten Augenblick war es zwischen den beiden Katapultschiffen hindurch und hinterließ eine Spur der Verwüstung
auf beiden Decks. Es war der hoch aufgerichtete Gelbkopf am Steuer, der hohnlachend zum Abschluss nach beiden Booten einen Pechtopf schleuderte, der sofort seine brennende Ladung auf dem Deck verteilte. Als die Langboote, die alle zu Bolthars Flotte gehörten, am Horizont verschwanden, ließen sie drei brennende Schiffe und einen wild fluchenden König zurück, der inzwischen gemeinsam mit Sven Einohr und einigen anderen Männern sein Schiff verlassen hatte, um schwimmend zu einem der anderen Langboote zu gelangen, die ihnen zu Hilfe eilten. Niemand hatte Bolthar an Bord der angreifenden Boote gesehen, aber der Gelbkopf war als einer seiner treuen Gefolgsleute vielen bekannt, so dass kein Zweifel daran bestehen konnte, wer ihnen so zugesetzt hatte. Vom Land aus hatte das kurze, aber heftige Seegefecht die kleine Gruppe um Hikandi mit großem Gelächter verfolgt. Nach dem Misserfolg mit dem Kopf des angeblichen Bolthars gönnten alle König Harald diese Schlappe.
5.
Erneut drangen aus dem königlichen Zelt Schreie, Stöhnen und langgezogene Seufzer. Die beiden Wächter standen mit einem festgefrorenen Grinsen in den einfältig wirkenden Gesichtern, denn inzwischen war es zur ständigen Gewohnheit des Königs geworden, sich auch am hellen Tag mit seiner Geliebten zu vergnügen. Doch an diesem Tag kam eine Störung, die Harald in keiner Weise gefiel. Nicht nur, dass er auf sehr unschöne Weise bei seinem hektischen Treiben gestört wurde. Viel schlimmer war der Störenfried selbst. Es handelte sich dabei um eine Frau. Genauer gesagt, um Gunhild, seine Gemahlin. Die Königin selbst kam zu Pferd in das Lager geritten, von einer großen Schar ihrer eigenen Krieger begleitet. Als sie die beiden Wächter vor dem Zelt ihres Mannes bemerkte, lenkte sie ihr Pferd bis dicht davor, sprang elegant und mühelos herab und stieß einen der Wächter mit dem Arm zur Seite, als der einen Versuch unternahm, sie aufzuhalten. Gleich darauf stand sie am Lager ihres Mannes, der sich in seinen Bemühungen nicht stören ließ. Sein weißer Hintern hob sich deutlich in Dunkeln ab, wie er auf und nieder fuhr und die junge Gryla lustvoll bei jedem heftigen Stoß keuchte und immer wieder kleine, spitze Schreie ausstieß. Gunhild ließ den beiden keine Zeit mehr, zu einem befriedigenden Abschluss zu gelangen. Sie griff einen Ledergürtel vom Boden auf und schlug damit kräftig auf den Hintern ihres Mannes. Der stieß einen Überraschungsruf aus, drehte sich zu seiner Frau herum, und stand gleich darauf nackt vor ihr. „Gunhild, was für eine Überraschung!“, stieß er nur heraus und versuchte, sich rasch das Hemd über den Kopf zu ziehen. „Das kann man wohl sagen!“, antwortete Gunhild und deutete auf die schrumpfende Männlichkeit, die sich eben noch so prachtvoll betätigt hatte. „Warum kommst du in das Lager hinaus? Das ist doch viel zu gefährlich und mühsam für dich, Gunhild!“ Harald wusste kaum, was er sagen sollte, zog sich rasch das Hemd über den Kopf und bemühte sich dann, die Hose über die Beine zu ziehen. Gunhild war an das Lager getreten, riss die Decke der ängstlich blickenden Gryla aus der Hand und deutete auf den Zelteingang.
„Ich denke mal, du hattest genug Spaß. Verschwinde hier, oder ich helfe dir nach!“ Stumm sprang die junge Frau vom Lager auf, griff nach ihrem Kleid und hatte es tatsächlich wieder angezogen, als sie einen kräftigen Tritt in den verlängerten Rücken erhielt, der sie mit weit ausgebreiteten Armen durch den Eingang des Zeltes und genau in die Arme von Sven Einohr brachte, der, Böses ahnend, seinem König zu Hilfe eilen wollte. Als er seinen Kopf vorsichtig durch den Zelteingang schob, klatschte neben ihm ein Becher gegen die Zeltwand und spritzte seinen Inhalt über ihn. „Verschwinde, Sven Einohr, oder du bereust es! Der König ist heute für niemand mehr zu sprechen!“ Hastig zog sich der Krieger zurück, und nun vernahm man auf eine große Distanz die Worte, mit denen die Königin ihren Gemahl bedachte. Bei den Worten, die jetzt sehr klar und deutlich zu ihnen drangen, mussten sich alle jedoch gewaltsam zusammenreißen, um nicht laut lachend herauszuplatzen. Die Königin hatte nämlich Harald angeschrien: „Jeg er ligeglad, hvad du vil med hende, så længe du ikke røvrender mig – vögele, wen du willst, aber verarsch mich nicht!“ Und Haralds Antwort fiel leise und ziemlich kläglich aus, war aber leider nicht deutlich draußen zu verstehen. Plötzlich aber erschien Gunhilds Kopf im Zelteingang, und mit hochrotem, wütendem Gesicht bellte sie durch das Lager: „Schämt ihr euch nicht, unser Gespräch zu belauschen? Macht euch davon und haltet euch die Ohren zu, wenn die Königin mit ihrem Mann spricht!“ Das wiederum trug nicht unwesentlich zu einem neuen Heiterkeitsausbruch der Männer bei, aber Gunhild tat so, als würde sie es nicht bemerken, kehrte zu Harald zurück und führte die folgende Unterhaltung mit eher gedämpfter Stimme. „Wenn du dich so gut mit den Frauen verstehst, Harald, dann solltest du einmal die Nähe zu Fringa suchen. Sie könnte dir sehr nützlich bei den Auseinandersetzungen mit Bolthar und den anderen, abtrünnigen Fürsten sein.“ Harald hatte sich wieder vollständig gefangen, setzte sich auf einen der kleinen Hocker und trank aus dem rasch gefüllten Becher.
„Wer ist Fringa?“ Gunhild lachte laut heraus. „Jedenfalls keine von denen, die du auf dein Lager ziehen kannst, Harald! Wenn ich dich so sehe, wie du dich mit einer jungen Frau abmühst, um ihr ein paar Seufzer zu entlocken, dann frage ich mich allen Ernstes, warum man dich Harald Blåtand nennt. Dein schwarz gefärbtes Schwert kann ja wohl nicht gemeint sein, vielleicht eher dieser blaue Stift zwischen deinen Beinen?“, spottete die Königin und verzog ihr Gesicht auf seltsame Weise, so, als hätte sie gerade in etwas sehr Saures gebissen. „Gunhild, was sollen diese Scherze? Kannst du nicht einfach erklären, wer diese Fringa ist?“ Gunhild nickte, während das Grinsen aber in ihrem Gesicht blieb. Dabei beugte sie sich etwas vor und sah Harald direkt in die Augen. Das hielt er nicht lange aus, sondern wich erst ihrem bohrenden Blick aus, dann starrte er auf den Zeltboden. „Fringa ist die Tochter deines Freundes Bolthar. Sie hat sich vor längerer Zeit von ihm losgesagt und bekämpft ihn seitdem gemeinsam mit ihrem Gefährten Garpur.“ „Sie ist eine Schildmaid?“, erkundigte sich Harald erstaunt und sah seine Frau wieder an. „Ich habe sie schon zweimal getroffen und mich mit ihr längere Zeit unterhalten. Diesen Ausdruck liebt sie überhaupt nicht, aber wenn du es genau wissen möchtest: Ja, sie ist eine hervorragende Kriegerin, einst von ihrem Vater in allen Waffenarten ausgebildet, nachdem ihr Bruder sehr früh starb. Heute hasst sie ihren Vater für seine Viking-Züge, und hat, ihrem Gefährten Garpur zuliebe, den christlichen Glauben angenommen.“ „Oho, jetzt glaube ich doch, schon von ihr gehört zu haben!“, rief Harald aus, denn auch die Skalden in seiner Umgebung sangen und erzählten von den Taten einer rothaarigen Kriegerin, die ein besonderes Schwert besaß und bereit war, es dem eigenen Vater ins Herz zu stoßen. „Hat sie wirklich ein fränkisches Schwert oder ist das nur so eine Geschichte der Skalden?“, fügte er interessiert hinzu.
„Sie besitzt ein besonders geschmiedetes Schwert aus Franken, das habe ich von mehreren Kriegern bestätigt bekommen. Also, mein Rat, Harald: Hör auf, hier unmittelbar vor meiner Nase die jungen Dinger zu ficken, sonst könnte es geschehen, dass ich dir einmal den Schwanz abschneide und an deinen Zelteingang hänge. Lass nach Fringa und Garpur suchen, schicke Boten aus, und ich kann dir versprechen, dass du mit ihnen zwei Kämpfer an deine Seite bekommst, die nur ein Ziel kennen: Bolthars Vernichtung!“ Harald, der bei der Rede seiner Gemahlin einmal kurz zusammengezuckt war, erkundigte sich jetzt: „Woher kommt dieser Hass gegen ihren Vater? So etwas ist doch nicht normal, Gunhild!“ Seine Frau musterte ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Kaltblütigkeit, die ihr ohnehin eigen war, bevor sie antwortete: „Bolthar hat ihre neue Heimat, die Stadt Brønderslev, in Schutt und Asche gelegt.“ Harald nickte mechanisch. „Davon habe ich gehört, aber nicht mit Bolthar in Verbindung gebracht. Liegt ja auch schon einige Zeit zurück.“ „Er hat es ein zweites Mal getan!“, antwortete Gunhild. „Was? Die Stadt niedergebrannt?“ „Holzkopf!“, antwortete Gunhild schnippisch. „Nein, nicht die gleiche Stadt! Fringa und ihr Garpur sind zusammen mit einigen anderen ins Landesinnere gezogen, um dort Brønderslev wieder aufzubauen. Bolthar kam ihnen nach und vernichtete auch die neue Ansiedlung.“ Harald stieß einen überraschten Pfiff durch die Zähne aus. „Das allerdings macht ihren Hass verständlicher, Gunhild.“ Mit einem wütenden Blick auf ihren Mann antwortete die Königin: „Du solltest die Wut einer Frau nie unterschätzen, Blaupimmel!“
6.
Harald schäumte buchstäblich. Die Auseinandersetzungen mit seiner übel gelaunten Frau zogen sich den ganzen Tag hindurch, und der König fand keine Gelegenheit, ihr zu entkommen. Also nahm er seine Zuflucht zu Met und Bier, was ihm jedoch neuen Ärger bescherte. In der letzten Zeit war Met rar und sehr teuer geworden, denn es gab kaum genügend Honig, und die zahlreichen Kriege und Überfälle auf selbst abgelegene Dörfer verhinderten, dass die Menschen sich die Zeit für das Ansetzen des Getränks nahmen. Mehr als ein noch versiegelter Krug ließ sich deshalb auch nicht für den König auftreiben, und missmutig sah Harald zu, wie der letzte Tropfen in seinen Becher rann. Dann ließ er sich Bier bringen und trank Unmassen davon, weil es ihm neben dem Rausch auch noch die Möglichkeit gab, regelmäßig zum Wasserlassen aus der Gegenwart von Gunhild zu entkommen – wenn auch nur für kurze Zeit. Sie saß mit seinen engsten Beratern zusammen und schien ihn dabei vollkommen zu ignorieren, und schließlich waren es sogar seine persönlichen Freunde und Kriegsgefährten wie Sven Einohr, die irgendwann so taten, als wäre der inzwischen betrunkene König Harald gar nicht mehr in ihrer Runde vorhanden. Das konnte ihm trotz Trunkenheit nicht entgehen und reizte ihn zudem noch mehr. Endlich zogen sich alle gegen Abend zurück, er hatte das Zelt für sich und Gunhild allein und wollte gerade zu einer heftigen Rede anheben, als sie ihm mit der Hand ein Zeichen gab und gleich darauf aus dem Zelt verschwand. „Bleib hier!“, rief Harald mit schwerer Zunge, aber Gunhild dachte gar nicht daran. Mühselig erhob sich der König und wankte zum Zelteingang, riss ihn beiseite und starrte in die Dunkelheit, aus der ihm die ersten, frisch geschürten Feuer entgegenleuchteten. „Wo ist Gryla, Kerl?“, lallte Harald zu dem rechten Posten. „Die Königin hat befohlen, dass sie nach Aarhus geht, Rig!“, antwortete der Mann gelassen.
„Was? Habe ich denn hier ... nichts mehr ...“ Harald schwieg, schenkte dem Posten einen stieren Blick, drehte sich schließlich so rasch herum, dass er um ein Haar gestolpert wäre, und suchte sich seinen Weg auf das Lager. Schwer fiel er auf die Decken und Felle, die noch immer so ungeordnet lagen, wie er sie bei dem unsanften Erscheinen seiner Frau verlassen hatte. Nach ganz kurzer Zeit verkündete sein lautes Schnarchen, dass Wein und Bier ihr Werk vollendet hatten. Doch mitten in der Nacht schreckte König Harald auf, wollte sich erheben und musste feststellen, dass ein sehr schweres und unförmiges Etwas auf seiner Brust saß und ihn herunterdrückte. „Was ... was soll das?“, keuchte Harald noch immer mit deutlich schwerer Zunge. Er wollte das Etwas packen und herunterstoßen, war aber nicht einmal in der Lage, seine Arme zu bewegen. Plötzlich umwehte ihn ein übler Geruch, und zischend schien die Stimme des Wesens auf seiner Brust an seine Ohren zu dringen. „Harald! Ich bin gekommen, um dich zu warnen!“ „Wer bist du? Verschwinde von meiner Brust, oder ich ...“ Ein schrilles, höhnisch klingendes Gelächter war die Antwort des Wesens, und erneut drang ein widerlicher Geruch in die Nase des hilflosen Königs. Dabei verstärkte sich noch der Druck auf seine Brust, und Harald erkannte entsetzt, dass er sich nicht mehr bewegen konnte. Etwas Eiskaltes umschloss mit würgendem Griff seinen Hals und nahm ihm den Atem. Harald versuchte noch einmal mit aller Gewalt, sich gegen den unheimlichen Gegner zur Wehr zu setzen – vergeblich. Vollkommen gelähmt, ein übelriechendes Bündel auf der Brust, eiskalte, würgende Hände an seinem Hals – das war das Ende. „Wer ... bist ... du?“, keuchte Harald noch einmal. Mit einer weiteren, üblen Wolke hauchte das Wesen ihm die Antwort ins Ohr, wobei ihm der Geruch in die Nase stieg und drohte, ihn um den Verstand zu
bringen. „Ich bin die Völva, die Kvikur in deinem Namen getötet hat, Harald!“ „Eine ... Völva? Eine der heidnischen Zauberinnen, die ihr ... Unwesen in meinem Land ... treiben?“ Harald spürte, wie sein Atem langsam flacher ging und das Leben in ihm zu entweichen schien. „Eine Völva, Harald, eine von vielen, die du töten ließest. Aber ich bin mächtiger als du, denn deine Männer haben auch eine Thor geweihte Eiche gefällt, und deren Kraft ist in mich übergegangen (vgl. dazu Bolthar, der Wikingerfürst # 7, König Haralds Verrat).“ „Das ... kann nicht ... sein!“, keuchte Harald, und jetzt schien von seiner Kraft etwas zurückzukehren, er spürte ein Kribbeln in den Fingerspitzen und begann, sie heftig zu bewegen. Aber noch war er zu schwach, um das schreckliche Gewicht von sich abzuschütteln. Wieder versuchte er, sich aufzubäumen, und bei diesem Bemühen entfuhr ihm ein lauter, gellender Schrei. „Was ist geschehen, Rig? Wir sind bei dir!“, sagte eine laute, männliche Stimme dicht über seinem Kopf. Aber noch war Harald nicht in der Lage, seine Augen zu öffnen, und noch einmal schrie er laut auf. „König Harald, wir wachen an deiner Seite!“, sagte eine andere Stimme, und eine kräftige Hand fasste ihn an der Schulter, rüttelte ihn, und Harald spürte, wie der eisige Griff um seinen Hals verschwand und zugleich auch das Gewicht auf seiner Brust. Endlich, endlich konnte er die Augen weit aufreißen und erkannte neben sich in der Dunkelheit zwei halb aufgerichtete Gestalten, die sich um ihn bemühten. „Wer ... wer seid ihr? Habt ihr sie gesehen?“ „Die Wachen vor deinem Zelt, Rig, und hier war niemand bei dir! Du hast geträumt Harald!“ „Geträumt! Aber es war so ...“ Harald brach ab und richtete sich mühsam auf.
„Es wird bald Tag, Rig, am Horizont ist schon ein heller Streifen zu sehen! Sollen wir dir etwas zu Essen bringen?“ „Vor allem einen Krug mit Bier, aber randvoll! Und nur etwas von dem restlichen Brot, das da noch auf dem Tisch liegen muss!“, befahl er mit matter Stimme. Während einer der Wächter vor das Zelt trat und einem Mann am Feuer etwas zurief, tastete der andere vergeblich auf dem Tisch nach einem Stück Brot. „Ich hole von den Frauen frisches Brot für dich, Rig. Hier ist nichts mehr!“ Damit war Harald für einen Moment allein und setzte sich jetzt aufrecht. Sein Kopf dröhnte, und für kurze Zeit hatte er das Gefühl, dass sich alles um ihn herum drehte. Dann war der Mann mit dem Bier zurück, und hastig stürzte Harald den Inhalt des Bechers herunter.
7.
Der König ritt an der Spitze seiner Krieger, nur Sven Einohr war ebenfalls beritten und kam gerade mit einem groß ausgeführten Bogenritt zu ihm zurück. Schon von Weitem machte er Harald Handzeichen, und der König befahl, anzuhalten. „Rig, da vorn in dem Wäldchen könnte uns ein Hinterhalt drohen!“, rief Sven und brachte sein kleines, struppiges Pferd an Haralds Seite. Er war von dem raschen Ritt erhitzt und schien sehr besorgt zu sein, denn immer wieder flog sein Blick hinüber auf die sanfte Anhöhe, auf der sich ein kleiner Mischwald ausbreitete. „Ich habe etwas zwischen den Bäumen schimmern gesehen und ahne Böses, Harald!“, fuhr er etwas atemlos fort. Harald richtete sich hoch auf und musterte den Waldstreifen. „Ich kann nichts erkennen und kann mir auch nicht vorstellen, das uns von dort Gefahr droht, Sven Einohr. Aber wenn du so besorgt bist, dann rasten wir für kurze Zeit hier, und du schickst ein paar Späher voraus!“ Sven nickte nur kurz, wendete sein Pferd und gab einigen der Männer kurze, hastig ausgestoßene Befehle. Sofort setzten sie sich in Bewegung und eilten in einer weit auseinandergezogenen Linie auf das Wäldchen zu. Hundert Augenpaare folgten ihnen, aber nichts geschah. Die Krieger erreichten mit ihrer Linie den Waldrand, verharrten dort kurz und drangen sogar noch ein wenig zwischen den Bäumen hindurch, ohne auf Widerstand zu stoßen. Schließlich traten sie wieder auf die Anhöhe und gaben Zeichen, dass der Zug sich nähern könne. „Du siehst in letzter Zeit zu häufig schwarz, Sven. Was ist los mit dir?“, spottete der König, und Sven Einohr biss sich auf die Lippen. Sollte er seinem König mitteilen, dass er in Sorge war, weil sie alle bereit waren, die alten Götter zu verraten? Was würde geschehen, wenn sie in Kürze hinüber nach Hedeby fahren und durch diesen Priester getauft würden? Konnte es denn sein, dass Allvater Odin und der mächtige Thor das alles einfach geschehen ließen, ohne ihren Zorn über die Männer König Haralds auszugießen? Das beschäftigte Sven in vielen, einsamen Nächten, und er konnte sich nicht dagegen wehren. Vieles hatte er versucht, wie sein König bis zur Bewusstlosigkeit getrunken oder ganze Nächte mit Frauen verbracht, die dem mächtigen Mann an
Haralds Seite nur zu gern auf das Lager folgten. Selbst in Augenblicken höchster Gefahr, im Kampf Mann gegen Mann, durchzuckte ihn immer wieder die Erkenntnis, dass Odin alles sah, alles wusste, alles lenkte. Seine Sorgen gingen so weit, dass er in jeder Krähe, die sich auf einem Schlachtfeld zeigte, einen der Raben des Allvaters vermutete und jedes Mal erleichtert aufatmete, wenn schon durch die geringe Größe der Aasvögel klar wurde, dass es sich nicht um Munin und Hugin, die fliegenden Augen Odins, handeln konnte. Schweigend zogen die Krieger durch den Wald, dabei misstrauisch nach allen Seiten spähend, die Schilde in Augenhöhe, die andere Hand am Schwertgriff. Die Anspannung, die alle ergriffen hatte, war beinahe zu fühlen. Als es plötzlich heftig seitlich vor den ersten Kriegern im Unterholz raschelte, bildeten sie sofort auf dem engen Pfad einen Schildwall um den König und erwarteten den Angriff. Stattdessen brach eine Horde Wildschweine hervor, kreuzte grunzend und quiekend den Pfad und verschwand genauso schnell und krachend im gegenüber liegenden Unterholz. Erleichtert atmeten die Männer aus, nahmen ihre Positionen wieder ein und marschierten hinter König Harald und Sven Einohr weiter. „Ich kann mich nicht erinnern, dass es hier einen so dichten Wald gibt, Rig!“, brummte Sven schließlich unwillig und drehte sich zu seinem König herum. Er hatte die Position an der Spitze eingenommen, denn noch immer war er davon überzeugt, dass ihnen hier Gefahr drohte. Seinen Sax trug er schon seit dem Betreten des Waldes in der Hand. Harald antwortete nur mit einem unwilligen Brummen, denn erneut litt er unter starken Kopfschmerzen – wieder einmal die Folgen seines Rausches vom Vorabend. Von einem Augenblick zum anderen schien der Wald plötzlich lebendig zu werden. Das von Sven Einohr befürchtete Unheil brach über die Kriegerschar Haralds wie ein Unwetter aus heiterem Himmel herunter. Büsche wurden zur Seite geschleudert und machten Kriegern Platz, die ihre Pfeile abschossen und die Wurfspeere schleuderten. Das alles geschah so schnell, dass kaum einer der Männer Haralds in der Lage war zu reagieren. Zwar wurden viele Pfeile durch die Schilde aufgehalten, die die Männer noch immer in Augenhöhe getragen
hatten, aber schon der nächste Pfeilhagel deckte sie so dicht ein, dass zahlreiche von ihnen stöhnend oder laut schreiend zusammenbrachen. Die Angreifer hatten sofort auf den Unterleib ihres Gegenübers gezielt, und mit einem schrillen Wiehern brach jetzt auch das Pferd des Königs zusammen. Harald konnte sich im letzten Moment durch einen kühnen Sprung vor den wild schlagenden Hufen retten, landete aber auf sehr schmerzhafte Weise in einem der zahlreichen Dornenbüsche, die hier überall zwischen den Bäumen wuchsen. Doch für die blutigen Schrammen blieb keine Zeit, denn schon drangen die Feinde mit ihren Schwertern auf Harald ein, der sich mühsam genug aufrappeln und mit ein paar wuchtigen Streichen wehren konnte. „Schützt den König!“, gellte die Stimme Svens über den Kampflärm, und sofort eilten die Hirð, die Leibwächter Haralds, herbei und drängten im heftigen Kampf die Angreifer etwas zurück. Doch plötzlich tauchte vor den Kämpfenden und nur um Armeslänge von Harald entfernt ein Riese unter ihnen auf, der Angst und Schrecken um sich verbreitete. Der Mann, in dessen Haaren und im Bart zahlreiche silberne Ringe eingeflochten waren, schlug mit einer gewaltigen Breiðöx, der Breitaxt, nach beiden Seiten wuchtig aus. Einem Krieger spaltete er den Helm, und die daneben stehenden Kämpfer sahen mit Schrecken, wie die Axt den Kopf des Mannes in zwei Teile hieb und noch tief in den Rumpf eindrang, bevor sie der Riese wieder herausriss und sie dem nächsten gegen dessen Wurfarm schlug. Der Mann hatte gerade seinen Lagvápn, den Handspeer, hochgerissen, um ihm dem mächtigen Gegner in die Brust zu rammen, als ihn der Axthieb traf. Mit lautem Aufschrei taumelte der Getroffene zurück und starrte auf den blutigen Armstumpf, aus dem in dickem Strahl das Blut herausschoss und auf die Brünne des Riesen traf. Der aber wirbelte einmal um die eigene Achse und schlug die Breitaxt zwei weiteren Kriegern gegen den Hals und die Brust. Eine Lücke entstand im Wall der Verteidiger, und Harald, der entsetzt einen Schritt zurückgewichen war, spürte in seinem Rücken den Stamm einer mächtigen Eiche. Weiter konnte er nicht zurückweichen, fasste aber entschlossen sein SaxSchwert und wollte sich eben vom Stamm abstoßen, um sich dem furchterregenden Feind entgegenzuwerfen, als sich erneut seine Krieger zwischen die beiden Gegner drängten und ihm die Sicht nahmen. Plötzlich ein langgezogener, gellender Ton, der alle Kämpfenden aufhorchen ließ. Eben noch waren sie in zähem Ringen dicht vereint, pressten sich mit ihren
Schilden gegen die Herandrängenden, kreuzten die Klingen und schleuderten ihre Speere. Im nächsten Moment waren die Angreifer im grünen Dickicht des Waldes so schnell verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. „Was hat das zu bedeuten?“, schrie Sven Einohr über die wie erstarrt verharrenden Gefolgsmänner König Haralds. „Wo sind sie hin?“ Niemand antwortete ihm, und besorgt drehte er sich zu seinem Rig herum, der ein leises Stöhnen hören ließ. „Bist du verletzt, Rig?“, erkundigte er sich besorgt, aber Harald schüttelte stumm den Kopf. Er hatte den Speer eines Getöteten aufgenommen und stützte sich schwer darauf, denn erneut schien sich alles um ihn herum wie rasend zu drehen. „Bildet einen Kreis um den König und lasst uns von hier verschwinden!“, dröhnte Svens Stimme laut durch den Wald. „Wenn das Thors Rache war, dann muss ihn irgendetwas bewogen haben, sie nicht vollständig zu vollenden!“ Mit diesen Worten überflog er die Köpfe der sich nun dicht um den König scharenden Krieger, und das Herz krampfte sich ihm zusammen, als er feststellen musste, dass im besten Falle nur noch zehn seiner fünfzig Krieger unverletzt waren und sich um Harald mit den Waffen in den Händen geschart hatten. Aber jeder von ihnen starrte mit finsterem Gesicht hinüber in den Wald, aus dem noch leise Geräusche der sich entfernenden Feinde zu hören waren. Jeder von ihnen schien fest entschlossen, sein Leben so teuer wie möglich zu verkaufen und König Harald bis zum letzten Atemzug zu verteidigen. Doch soweit sollte es heute nicht kommen. Wieder ertönte ein lautes Hornsignal, und jetzt rief Sven Einohr erleichtert aus: „Das sind unsere Leute! Hurra, die kommen gerade rechtzeitig!“ Rufe klangen durch den Wald, und nun wurde auch dem letzten Mann klar, dass da Freunde kamen. Sie befanden sich etwa zwei Reitstunden von Aalborg entfernt, allerdings auf der gegenüberliegenden Seite des Fjords. Sven sah zwischen den Bäumen auf den Streifen blauen Himmels, den er von seinem Standpunkt sehen konnte. Odin, Allvater, Dank für deine Gnade!
Das kam aus tiefer Dankbarkeit und hatte nichts mit dem Vorsatz zu tun, seinem König zu folgen und sich taufen zu lassen.
8.
Das Lager dehnte sich bis an die Palisaden der Stadt aus und noch immer strömten Krieger aus dem gesamten Land herbei, um König Harald zu huldigen und ihn bei dem Zug nach Hedeby zur Taufe durch den Priester Poppo zu begleiten. Überall hörte man lautes Gelächter, alte Kriegsgefährten, die gemeinsam in einem Schildwall Seite an Seite gekämpft hatten, trafen sich nach langer Zeit wieder und erzählten sich ihre Erlebnisse bei einem frischen Bier. König Harald hatte angeordnet, dass man alle mit Speisen und Getränken bewirten sollte und dafür einen erheblichen Anteil an Hacksilber zur Verfügung gestellt. Auf einfachen Brettern standen die Speisen bereit, und viele der Frauen aus Aalborg hatten sich bereiterklärt, die hier versammelten Menschen zu versorgen. So eilten sie ununterbrochen zwischen den Feuern und den Bierfässern hin und her und mussten sich dabei manch derben Scherz der Krieger gefallen lassen. Aber trotz der rauen Töne herrschte Disziplin an den zahlreichen Feuerstellen. Harald hatte alle Unterführer zu sich gerufen und sie dazu verpflichtet, auf ihre Männer zu achten. Niemand sollte eine Frau zu sexuellen Handlungen nötigen, dafür gab es genügend Huren, und die hier versammelten Krieger hielten sich tatsächlich an die Anweisungen. Allerdings waren die Frauen aus Aalborg auch resolut genug, um sich jede handgreifliche Zudringlichkeit energisch zu verbitten, sollte der eine oder andere doch nicht widerstehen können. Aus einem der Langhä, das für die Unterführer als Schlafraum diente, drang lautes Gelächter zu den Feuern herüber. Hier war ein bekannter Skalde dabei, seine neuesten Lieder vorzutragen. Kaum hatte er mit seinem Lied begonnen, als auch schon immer mehr Zuhörer von allen Seiten herbeiströmten und sich vor dem Eingang niederließen, um ihm zuzuhören. Der Skalde wollte König Harald preisen, aber schon bei den ersten Klängen stießen sich ein paar der rauen Krieger feixend an. Die Verse waren bekannt, und der sie vortrug, ebenfalls – allerdings nicht als deren Verfasser, sondern als einer der Skalden, die ungeniert die Lieder anderer Skalden übernahmen, sie kaum abänderten und dann gern als ihre eigenen ausgaben. Als Sven Einohr aufmerksam wurde, klangen diese Worte laut und deutlich an sein Ohr:
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Fünf Häuptling‘, erfuhr ich, vordem einst in Jome saßen – Herrin des Hortes, hold‘, taubt Freud‘ mit all’da – Wack’rer Wiking‘ Taten Wohl frommt’s zu erzählen. Von den Stahlthings-Stauden Schon gibt’s was zu künden. Harald heft’ge Kämpfe, hört’s, Blauzahn, vollführte. Scharfe Schwerter röt’en Streithapp’ge Gesippen. Heidnische Fürsten fanden Vor sich Wesetis Erben. Eisens Lärm da allen Ihnen nötig dünkte. Nun muss ich der mut’gen Mannen Häuptling nennen...
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„Er ist schon wirklich gut, unser Eyvindr“, sagte der Mann neben Sven Einohr anerkennend zu ihm, als der Skalde das Lied beendet hatte und einen Schluck aus einem herüber gereichten Becher nahm. „Ja“, lachte Sven dazu, „aber auch ein elender Betrüger. Ich habe dieses Lied schon einmal vor längerer Zeit gehört. Es war einst seinem Vater, Gorm dem Alten, gewidmet, und jetzt tut dieser Eyvindr so, als hätte er es neu für König Harald geschrieben!“ „Ist das wahr?“, erkundigte sich der Mann erstaunt. Lachend klopfte ihm Sven auf den Rücken und antwortete: „Man nennt ihn nicht umsonst Eyvindr Skáldaspillir, den Skaldenverderber, glaube es mir ruhig! Ich mag seine Stimme trotzdem, und er hat eine geradezu magische Wirkung auf die Frauen – schau mal da herüber, wie sie mit leuchtenden Augen zu ihm sehen und sich gar nicht mehr einkriegen vor lauter Begeisterungsrufen! Ah, er nimmt seine Rebec (Zupfinstrument) wieder auf und wird gleich ein weiteres Lied zum Besten geben.“ Die ersten Töne des nächsten Liedes erklangen, und Sven lachte fröhlich heraus. „Auch ein überall im Norden bekanntes Lied. Aber er trägt es gut vor!“ Mit diesen Worten nickte er dem Mann zu und ging weiter an den Feuern entlang, um seine Anwesenheit den Kriegern ins Gedächtnis zu rufen. Sven Einohr eilte der Ruf voraus, dass er nicht lange fackelte, wenn sich jemand in einem Lager des Königs nicht benehmen konnte. Ein ausgeschlagener Zahn, ein gebrochenes Nasenbein waren noch die geringsten Blessuren, mit denen Krawallstifter zu rechnen hatten. Unwillkürlich bremste Sven seinen raschen Gang, als sein Blick auf eine etwas seltsam anmutende Gruppe gefallen war. Hier saßen Männer zusammen, die er schon einmal gesehen hatte, und ihr zwergenhaft kleiner Anführer mit dem mächtigen Bart löste bei ihm eine Reaktion aus, die er nicht sofort einordnen konnte. Da aber hatte ihn der Kleine selbst schon entdeckt, sprang in die Höhe und rief mit einer ungewöhnlich tiefen und sehr lauten Stimme aus: „Wenn das nicht mein alter Saufgefährte Sven Einohr ist! Komm an meine Brust, mein Freund!“
Das war gut gesagt und wurde geschickt von Sven vorgenommen, denn dazu musste sich der Unterführer des Königs zu dem Kleinen herunterbeugen. Doch der war solches Verhalten ein Leben lang gewohnt und lachte laut, als er sich zu seinen beiden Gefährten umsah. „Das, meine Freunde, ist der Vertraute König Haralds. Ich übertreibe gewiss nicht, wenn ich behaupte, dass er so etwas wie die rechte Hand des Königs ist, habe ich nicht Recht, Sven?“ Der lachte ebenso vergnügt und hockte sich dann, dem Beispiel des Kleinen folgend, zu den anderen, die ihn aufmerksam, aber schweigend musterten. Bei ihren Blicken musste sich Sven zusammenreißen, um nicht das Frösteln zu zeigen, das ihn dabei ergriffen hatte. „Jarle Andwardi, man hört ja sehr vieles von dir und deinen Berserkern! Schön, dich hier zu sehen!“ „Für uns selbstverständlich, Sven Einohr. Du weißt, dass wir seit langer Zeit bereits getauft wurden und auf der Seite des Königs stehen. Heute sind wir nur mit einer kleinen Abordnung nach Aalborg gekommen, um uns ein wenig umzusehen. Ich hatte in der letzten Zeit ein paar starke Auseinandersetzungen mit dem Fürsten aus Skagen, diesem Bolthar, von dem du schon gehört haben wirst (vgl. dazu Bolthar, der Wikingerfürst, # 6, Krieg der Berserker).“ „Mit Bolthar? Du erstaunst mich, Andwardi!“ Der Kleinwüchsige strich seinen Bart nachdenklich, und dabei berührten die zahlreichen Silberringe an seiner rechten Hand die Ringe in seinem Bart und verursachten ein leises Klirren. Dann blickte ihn Andwardi aufmerksam an und stellte eine Frage, die Sven Einohr noch lange Zeit verfolgen sollte. „Hast du Fringa, die rothaarige Kriegerin, schon einmal getroffen?“ Sven schüttelte den Kopf. „Nein, und bislang habe ich sie nur für eine Erfindung der Skalden gehalten, die uns von ihren angeblichen Heldentaten erzählt haben. Weißt du mehr über sie?“ Andwardi lachte fröhlich auf.
„Das kann man wohl sagen, Sven! Diese Frau wiegt mindestens drei Krieger auf, so gut versteht sie es, mit ihrem fränkischen Schwert umzugehen.“ Erstaunt zog Sven die Augenbrauen nach oben. „Sie ist nicht nur eine gewandte Kriegerin, sondern besitzt zudem ein fränkisches Schwert?“ Andwardi nickte lachend, und Sven fuhr aufgeregt fort: „Das wird den König interessieren! Schließlich führt er ja seinen Beinamen aus dem einzigen Grund, das auch er ein Schwert aus der Schmiede eines Franken führt!“ Andwardi machte eine abwehrende Handbewegung. „Ich weiß, man nennt es die Schwarze Spitze, angeblich soll sie in der Lage sein, durch eine Brünne zu schlagen wie durch eine Schale Skyr!“ Bei dem Vergleich musste auch Sven wieder lachen, während die beiden Krieger neben dem kleinwüchsigen Fürst keine Miene verzogen, sondern mit geradezu maskenhaft starren Zügen Sven musterten. „Sie ist übrigens Bolthars Tochter!“ „Ist das möglich?“, rief Sven erschrocken aus, denn er fürchtete fast einen Augenblick lang, dass diese ungewöhnliche Frau eine weitere Kriegerschar an der Seite ihres Vaters gegen den König ins Feld führen würde. „Ja, aber sie ist eine Getaufte und folgt ihrem Gefährten Garpur, dem Jarle aus der zerstörten Stadt Brønderslev, wenn du von dieser Untat Bolthars gehört haben solltest.“ Sven Einohr sprang mit einem so hastigen Satz auf, dass die beiden stummen Krieger mit ihren Händen an die Schwerter griffen, sie dann aber wieder sinken ließen. „Jetzt erinnere ich mich, Andwardi! Diese beiden muss ich treffen, sie können König Harald wertvolle Dienste bei der Jagd auf den abtrünnigen Fürsten leisten! Hast du eine Ahnung, wo ich sie finden kann?“ Der Kleinwüchsige lachte erneut laut heraus, nahm einen Schluck aus seinem Trinkgefäß und deutete in eine unbestimmte Richtung.
„Ich gehe mal davon aus, dass die beiden in der nächsten Zeit hier eintreffen werden, denn sie wollen König Harald in jedem Fall folgen. Bolthar hat nämlich auch ihre neue Siedlung, die den alten Stadtnamen wieder erhielt, überfallen und dem Erdboden gleich gemacht!“ Sven schüttelte den Kopf. „Es wird höchste Zeit, diesen Bolthar auszuschalten, möglichst noch, bevor wir den Bischof und seine Priester aufsuchen.“ „Ich wünsche dir dabei viel Glück, Sven Einohr. Einige Dinge habe ich noch zu erledigen, und meine Berserker brennen geradezu darauf, diese noch offene Forderung zu begleichen. Vielleicht sehen wir uns ja in Kürze wieder, und ich kann König Harald ein besonderes Geschenk machen.“ Mehr war aber aus dem Kleinwüchsigen nicht herauszubekommen, und niemand konnte ahnen, dass es an diesem Abend ihre letzte Begegnung sein sollte. Sven Einohr verabschiedete sich von dem kleinen Jarle und war erfreut darüber, dass sie ausgerechnet den Führer der Berserker auf ihrer Seite hatten. Diese außergewöhnlichen Krieger waren der Stoff für zahlreiche Geschichten, die von den Skalden im gesamten Land verbreitet wurden. Sie waren angeblich unbesiegbar, und selbst im Falle schwerer Verletzungen kämpften sie noch weiter und töteten ihren Gegner. Solche Krieger brauchten sie auf ihrer Seite. Aber erneut schauderte Sven zusammen, wenn er an die kalten Blicke der beiden Krieger dachte, mit dem sie ihn während des gesamten Treffens gemustert hatten. Keiner der beiden hatte ein Wort gesprochen, und der kleine Andwardi wirkte neben ihnen noch kleiner – aber Sven hatte ihn auch noch nie in einem Kampf gesehen.
9.
Hikandi stand am Steuer des Bootes, als sie vor Skagen kreuzten und auf einen günstigen Wind warteten, der sie in den kleinen Hafen brachte. Wenig später waren sie am Ufer, banden ihr Boot fest und gingen in die Stadt. Die Männer waren erstaunt, wie gut befestigt und ausgebaut die Stadt des mächtigen Jarle war. Die Palisaden machten einen sehr stabilen Eindruck, und man hatte sie um die gesamte Stadt gebaut, wie sie sich gleich überzeugen konnten. Überall gab es Türme, von denen aus mit Bögen bewaffnete Posten Ausschau hielten. Zu den Landseiten gab es tiefe Gräben, die parallel zu den Palisadenzäunen verliefen. Gern hätte Hikandi sie einmal genauer angesehen, aber das verbot sich unter den wachsamen Augen der Posten. Auch zum Ufer hin waren Wachen aufgestellt, und das waren keine trägen Burschen, die nur zwangsweise ihren Dienst leisteten. Überall folgten ihnen die misstrauischen Blicke der schwer bewaffneten Männer, und als sie schließlich das Wassertor ierten, folgte ihnen sogar einer der Männer, um zu sehen, in welche Richtung sie sich wandten. „Wir gehen dort hinüber in die Schenke“, sagte Hikandi halblaut zu seinen Männern und bemühte sich, so unauffällig wie möglich einen Blick zurück auf den einzelnen Wächter zu werfen, der wenig hinter ihnen stehen geblieben war, sich auf einen Wurfspieß stützte und sie ungeniert musterte. „Der Kerl regt mich auf! Warum folgt er uns?“ „Sind wohl alle sehr misstrauisch Fremden gegenüber“, antwortete einer seiner Krieger. „Was ist? Wollen wir hier warten, bis er sich etwas anderes überlegt oder gehen wir dort hinüber, um einen Krug Bier zu leeren?“ „Beachtet ihn nicht weiter, wir gehen in die Schenke!“, antwortete Hikandi und lenkte seine Schritte entschlossen auf das niedrige, langgestreckte Holzhaus, aus dem ihnen schon der Geruch von Essen entgegenschlug. Plötzlich bemerkten die Männer, wie hungrig sie eigentlich waren, und dankbar löffelten sie wenig später die eingedickte Suppe aus ihren Schalen, als sich plötzlich der Eingang verdunkelte. Erstaunt sah Hikandi auf und erkannte einen breitschultrigen Mann, hinter dem sich weitere Bewaffnete drängten. Das sah nach Ärger aus, und mit einem raschen Blick bedeutete er seinen Männern, sich nicht provozieren zu lassen. Einer von ihnen hatte bereits die
Hand auf den Schwertgriff gelegt, als Hikandi den Kopf schüttelte. Da waren die Männer schon heran, umstellten ihren Tisch, und ihr Anführer stand breitbeinig vor ihnen, schweigend, mit finsterem Blick. Doch weder Hikandi noch einer seiner Krieger ließ sich dadurch beeindrucken. Still aßen sie ihre Schüsseln leer, als endlich der Anführer der Gruppe das Schweigen brach. „Woher kommt ihr?“, erkundigte er sich mit tiefer Bassstimme. Hikandi bemühte sich um einen freundlichen Ton, auch wenn er den eisigen Klumpen bemerkte, der sich gerade in seinem Magen trotz der wärmenden Suppe ausbreitete. „Wir sind die Küste heraufgekommen und wollten eigentlich in eurer Stadt ein wenig Handel treiben“, antwortete er. Sein Gegenüber stieß einen Grunzlaut aus und zog die Augenbrauen zusammen. „Geht es etwas genauer? Wo ist eure Handelsware? An Bord eurer Tolfæringr gibt es nichts zum Handeln. Was also treibt euch so weit in den Norden hinauf, dass ihr mit einem Boot von Skyr zu uns kommt?“ Verblüfft zuckte Hikandi bei diesen Worten zusammen, hatte sich aber gleich wieder gefangen. „Du erkennst den Bootsbauer, wenn du eines der Boote siehst? Das finde ich bewundernswert!“, antwortete Hikandi und nickte dazu. Der Breitschultrige trat einen Schritt näher, und als Hikandi einen raschen Blick zur Seite machte, bemerkte er, dass sie dicht von den anderen umstellt waren. Jetzt hieß es, Ruhe bewahren, denn aus diesem Ring konnten sie nicht so leicht ausbrechen. Also lehnte sich Hikandi scheinbar entspannt zurück und zwang sich zu einem Lächeln. „Ich will dir mal sagen, was ich erkenne!“, schnauzte ihn sein Gegenüber jetzt an. „Vor allem erkenne ich die Speichellecker des Königs, und wenn du nicht bereit bist, mir Auskunft zu geben, so werden die Folgen für dein Verhalten über dich kommen. Aber dann jammere nicht über mangelnde Höflichkeit der Leute von Skagen!“
Mit diesen Worten nickte der Mann seinen Kriegern grinsend zu. Hikandi gab sein Leugnen auf, zog die Schultern hoch und sagte mit unschuldiger Miene: „Es ist wahr, wir kommen von Aalborg und gehörten zum Gefolge des Königs. Mehr noch, wir hatten den Auftrag, euren Jarle entweder zu fangen oder zu töten!“ Bei diesen Worten zuckte der Breitschultrige zusammen, aber gleich darauf hatte er sich wieder vollkommen in der Gewalt. Seine finstere Miene verhieß jedoch wenig Gutes für die anderen. „Ich bin Bent, Unterführer von Bolthar, dem Jarle dieser Stadt. Und ich glaube, dass du die Wahrheit sagst, weil du Angst hast, dass du nicht lebend hier herauskommst. Nein, schweig! Ich rieche deine Angst förmlich, und ich kann dir sagen, dass du zu Recht Angst hast, denn ich werde dich und deine Männer töten, wenn ich noch ein einziges falsches Wort von dir höre!“ Hikandi bekam einen trockenen Rachen und schluckte zweimal. Auch der Klumpen in seinem Magen begann, stärker zu drücken. Mit leicht belegter Stimme räusperte er sich erst, dann antwortete er so ruhig wie möglich: „Hör zu, Bent, ich habe keinen Grund, dich anzulügen. Im Gegenteil, hätte ich diese Absicht, würde ich dir auch nicht erzählen, dass wir deinen Jarle töten sollten. Aber das ist vorüber, der König hat uns beleidigt und wir haben uns von ihm getrennt, um deinen Jarle aufzusuchen und ihn zu warnen!“ Bent musterte sein Gegenüber abschätzend, dann sagte er mit geradezu donnernder Stimme, die alle anderen Geräusche in der Schenke zum verstummen brachte: „Du hast also keinen Grund, mich anzulügen, ja? Und ich habe keinen Grund, dir zu glauben, Kerl! Ihr habt keine Chance, hier lebend herauszukommen, wenn ihr mir jetzt nicht gehorcht. Für alle Fälle habe ich zwei Bogenschützen auf der Straße, das dürfte genügen, um euch an der Flucht zu hindern. Steht auf, legt eure Waffen auf den Tisch und folgt mir, dann werden wir sehen, was wir mit euch machen!“ Zögernd erhob sich Hikandi, nickte seinen Männern zu und legte mit gutem Beispiel seinen Sax und das kurze Messer auf den Tisch.
Als er nun abwartend Bent betrachtete, erhielt er plötzlich einen Schlag von hinten auf den Kopf und brach lautlos in sich zusammen. Auch seinen Gefährten war es so ergangen, und gleich darauf schulterten Bents Leute ihre Gefangenen, als würde es sich nur um leichte Säcke handeln, und gingen mit ihnen durch den Ort bis zu einem kleinen, aus groben Felssteinen errichteten Haus. Hier schloss Bent eine dicke Eichentür auf, die mit einem besonderen Schloss versehen war. Dazu drehte er den großen Schlüssel mehrfach herum, löste damit die einzelnen Stifte, und konnte die Tür endlich weit genug aufziehen, um die Männer mit ihren Gefangenen über den Schultern eintreten zu lassen. Ziemlich unsanft wurden sie auf den Boden geworfen, gleich darauf knirschte der Schlüssel wieder im Schloss, die Stifte fielen in die Vorrichtung, und das Gefängnis war damit gesichert. Nicht alle waren bewusstlos, als man sie einschloss, aber als auch Hikandi wieder erwachte, wurde ihnen die Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst. „Verdammt, warum ist dieser Bent so misstrauisch?“, knirschte Hikandi zwischen den Zähnen hindurch. „Was haben wir falsch gemacht?“ „Wahrscheinlich ist es das Boot, das ihn misstrauisch werden ließ!“, antwortete einer der Männer. „Er wird wissen, woher es stammt, und der Bootsbauer ist König Harald treu ergeben.“ „Wir werden abwarten müssen, was er als nächstes vorhat, vielleicht ergibt sich die Gelegenheit zur Flucht, wenn wir zu ihm gebracht werden“, antwortete Hikandi und wollte damit Zuversicht verbreiten, aber seine Gefolgsleute waren nicht so leicht aufzumuntern. Ihnen drohte als christlichen Kriegern König Haralds ein ungewisses Schicksal, und stoisch in ihr Schicksal ergeben hockten sie in dem dunklen Raum auf dem blanken Boden. Laute Rufe, gefolgt von ebenso lautem Gelächter, schreckte die Männer nach einiger Zeit wieder auf. Hikandi stand an der schweren Tür und presste sein Ohr dagegen, um etwas von dem Lärm aufzuschnappen. „Was ist da draußen los, Hikandi?“ „Ruhe, ich versuche, etwas zu verstehen – offenbar ist Bolthar von einem Kriegszug zurückgekommen – ja, er schreit etwas vom König, und wie er ihm den Arsch versohlt hat! Er wird doch nicht etwa Harald ... getötet haben?“
„Das glaube ich nicht!“, knurrte ein anderer. „So etwas wird niemand wagen!“ Die Gefangenen sollten nicht länger im Ungewissen bleiben. Wenig später hörten sie, wie der Schlüssel erneut herumgedreht wurde, und grelles Tageslicht strömte in den dunklen Raum, als die Tür nach innen aufgestoßen wurde und ein riesiger Mann eintrat. „So, ihr seid also von Harald entflohen, ja? Und wollt euch ausgerechnet mir anschließen?“, dröhnte eine mächtige, befehlsgewohnte Stimme durch den kleinen Raum. Hikandi hatte sich erhoben und bemühte sich um einen festen Ton. „So ist es, Bolthar, denn ich will diesem König nicht mehr folgen! Ich war sein treuer Gefolgsmann und hatte den Auftrag, dich zu fassen oder zu töten!“ Bolthar unterbrach ihn mit einem dröhnenden Lachen, dann schoss plötzlich seine gewaltige Faust nach vorn, packte Hikandis Hemd und riss ihn zu sich heran. Wortlos drehte er sich um und stapfte mit ihm hinaus ins Freie, wo er ihn unsanft wieder auf die Füße stellte. „Du wolltest mich töten? Nun, worauf wartest du denn? Hier ist dein Sax, also – komm her, schlag zu!“ Hikandi war von dem grellen Licht geblendet und musste mehrfach blinzeln. Aber die Umrisse des riesigen Fürsten waren dicht vor ihm, und in der Tat wäre ein schneller Hieb wohl möglich gewesen. Aber Hikandi hütete sich, auch nur in die Nähe des dargebotenen Schwertgriffes zu treten. Vielmehr hielt er die Arme untergeschlagen vor seiner Brust. „Bolthar, ich bin ein freier Mann, nachdem ich vom König schlecht behandelt wurde. Ich sehe ein, dass er der falsche König für unser Land ist und bin mit meinen treuen Kriegern gekommen, um auf deiner Seite gegen Harald zu kämpfen!“ Bolthar schien ihn mit seinem Blick durchbohren zu wollen, dann aber lachte er laut heraus und schlug seinem Gegenüber mit der Faust so heftig auf die Schulter, dass Hikandi in die Knie ging.
„Nun seht euch diesen Kerl an, Freunde!“, rief er dabei aus, und die Umstehenden lachten laut heraus. „Wir wollen doch einmal sehen, ob er die Wahrheit spricht, nicht wahr?“ Erneut dröhnendes Gelächter, dann aber griff der Jarle erneut fest zu, packte Hikandi und zog ihn dicht zu sich heran. „Hör mir zu, Christ, denn ein solcher musst du sein, wenn du Harald dienst! Ich hasse Verräter, und ich hasse noch mehr die Christen, die einen falschen Gott anbeten, verstehst du mich? Wenn ihr alle bereit seid, auf Thor einen Schwur abzulegen, dass ihr nur die alten Götter verehrt und sonst nichts weiter, könnte ich euer Leben verschonen!“ Hikandi warf einen raschen Blick in die Runde und bemerkte die Entschlossenheit auf den wilden, von der Sonne gebräunten Gesichtern der umstehenden Krieger. Die anfängliche Heiterkeit war verschwunden, alle starrten ihn an, als wollten sie ihn im nächsten Augenblick in Stücke zerreißen. Also nahm sich Hikandi zusammen, griff die Faust Bolthars, die noch immer sein Hemd festhielt, und drückte sie zur Seite, was ihm nur gelang, weil der Fürst diesem Versuch nachgab. „Dazu bin ich gern bereit, und ich bin sicher, dass auch meine Krieger diesen Eid ablegen werden!“ Bei diesen Worten huschte ein grausames Lächeln über Bolthars Gesicht. Er nickte nur und drehte sich zu seinem Unterführer Bent um. „Du weißt, was zu tun ist, Bent! Bring sie auf den Hügel und sorge dafür, dass Thor sie sieht!“ „Moment, Bolthar, was soll das heißen?“, rief Hikandi erschrocken, als plötzlich die Männer seine Gefährten aus dem Gefängnis zerrten und ihnen die Hände fesselten. Bent selbst fesselte ihm die Hände auf den Rücken und gab ihm einen Stoß in den Rücken, der ihn einige Schritte nach vorn taumeln ließ. „Ich denke, ich soll einen Schwur auf Thor leisten?“, rief Hikandi aus, während man ihn und seine Krieger aus der Palisadeneinzäunung führte. Niemand antwortete ihm, aber die Stimmung hatte sich rasch in eine offen gezeigte feindliche gewandelt. Jetzt lachte man nicht mehr, sondern stieß die Gefangenen
immer wieder an, wenn sie zu langsam gingen. „Du wirst diesen Schwur gemeinsam mit deinen Kriegern leisten“, erklärte Bent mit einem unangenehmen Grinsen. „Und glaube mir, dieser Schwur wird vor Thor direkt abgelegt werden, und er wird deine Worte hören!“ Verzweifelt sah sich Hikandi um. Das helle Sonnenlicht verschwand, dunkle Wolken zogen herauf, und ein frischer Wind jagte sie in Richtung der Siedlung. Als sie in einer Entfernung von gut fünf Bogenschüssen auf den Hügel gestiegen waren, ahnte Hikandi langsam, welches Schicksal ihnen bevorstand. Auf dem Hügel stand eine mächtige Eiche und breitete ihre kahlen Äste weit aus. Der Baum schien vom Blitz getroffen zu sein, denn seine Rinde und die meisten der starken Äste hatten eine schwärzliche Färbung angenommen. Nicht ein Blatt kündete davon, dass noch Leben in dem alten Baum war, aber an seinem mächtigen Sockel breiteten sich armdicke Wurzeln auf dem Boden aus, und dazwischen wuchsen kleine, dünne Stämmchen empor, die von neuem Leben an der alten Eiche zeugten. Das ist also der Schwur, den ich Thor leisten soll!, dachte Hikandi, und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Man bindet uns bei einem aufziehenden Gewitter an eine Thor geweihte Eiche und wartet darauf, wie der Gott entscheiden wird! Stumm beobachtete Hikandi die Vorbereitungen, die ihn tatsächlich zusammen mit seinen Männern fest an den Stamm der alten Eiche brachten. Der Eisklumpen in seinem Magen war wieder da, denn jetzt entdeckte der Unterführer des Königs im kahlen Baumwipfel eine eiserne Stange, die steil nach oben wies und wohl den Donnergott auf diese Eiche aufmerksam machen sollte. Die Gefolgsleute Bolthars arbeiteten schweigend und mit verkniffenen Gesichtern, die Stricke zogen sie dabei so fest an, dass sie den Gefangenen teilweise die Gliedmaßen abschnürten. Jetzt standen sie so dicht an dicht gefesselt, dass es kaum möglich war, auch nur einen Finger zu bewegen. Bent trat an sie heran, ließ sich von seinen Kriegern Lanzen reichen, die er mit der Spitze nach oben zwischen die eng verschnürten Gefangenen steckte.
Bolthar überprüfte sein Werk, dann nickte er Hikandi zu und sagte höhnisch: „So, mein Freund, jetzt werden wir bald wissen, was Thor zu euch sagt. Vielleicht nimmt er euch gnädig wieder auf, möglicherweise aber auch nicht – wer kennt schon die Launen eines so mächtigen Gottes?“ Lachend drehte er sich um und ging zurück zu seiner befestigten Siedlung, gefolgt von den anderen. Kein einziger drehte sich noch einmal zu der Eiche um. „Das alles für ein paar Silberringe“, knurrte Halbtroll, der sich dicht neben Hikandi befand. „Halt deinen Mund!“, schnauzte ihn der Unterführer wütend an.
10.
Die beiden Reiter saßen auf einfachen, struppigen Pferden, wie sie von vielen Kriegern gern für anstrengende Ritte verwendet wurden. Gekleidet waren sie in schlichte Hemden und Hosen, keinerlei silberner Zierrat schmückte Bart- oder Kopfhaar, an den Armen trug jeder nur einen einzelnen Silberreifen. Nur ein scharfer Beobachter hätte an ihrem Gurtzeug und den Schwertern erkannt, dass diese Männer mehr waren, als sie in diesem Aufzug vorgaben zu sein. Beide waren breitschultrig, und bei ihren Bewegungen zeigte sich der geschmeidige, durchtrainierte Krieger. Aber hier, in dem kleinen Fischerdorf, gab es keine scharfen Augen. Hier lebte nur noch eine gebeugte, alte Frau, die Kräuter sammelte und ihr karges Leben durch die freundlichen Gaben der Nachbarn fristete, denn man schätzte die alte Völva und ihre Künste. Zwar mochte niemand in ihrer Nähe leben, aber man vergaß sie nicht, sondern brachte ihr regelmäßig Lebensmittel und auch mal ein Kleidungsstück. Als die beiden Reiter abstiegen, trat die alte Frau vor ihre windschiefe Hütte und richtete sich an ihrem langen Stab auf, so gut es ihr möglich war. Lange, weiße Haare fielen ihr auf die Schulter, ihr gebräuntes Gesicht war von unzähligen Falten durchzogen und erinnerte an ein zersprungenes Tongefäß. Ihre Kleidung war erstaunlich sauber, über einem Trägerrock hatte sie ein Tuch um die Schultern geschlungen. Eine Fibel hielt den weiten Umhang, in den sie sich jetzt wickelte, denn vom Meer kam ein scharfer Wind herüber und ließ sie frösteln. „Ich habe ja wirklich geglaubt, dass du dich nicht mehr an mich erinnerst, Harald!“, begrüßte sie die beiden mit einer seltsam hohl klingenden Stimme. „Man erzählt ja überall, dass du dich taufen ließest und die alten Götter mit Verachtung strafst!“ Harald wechselte einen raschen Blick mit seinem Begleiter, dann trat er auf die alte Völva zu und zog einen kleinen Lederbeutel aus seinem Gewand. Sie machte gleich eine abwehrende Handbewegung und trat einen Schritt zurück. „Ich will dein Silber nicht, Harald!“, stieß sie dabei angewidert aus. Der König lachte, aber es war kein fröhliches Lachen, sondern klang sehr gepresst. „Natürlich biete ich dir kein Silber an. Schau her, das ist etwas, um das du mich
gebeten hast!“ Neugierig trat die Alte wieder heran, als Harald den Beutel öffnete und etwas von dem weißen Pulver in seine Hand schüttete. Mit einem lauten Ruf, der in den Ohren der beiden Männer wie der schrille Ruf eines Seevogels klang, beugte sich die Zauberkundige darüber. „Du hast es wirklich mitgebracht, Harald?“ Dann aber trat sie wieder etwas beiseite und musterte den König mit kritischem Blick von Kopf bis Fuß. „Du willst mich aber nicht betrügen? Das ist nicht das Knochenmehl eines Tieres, Harald? Ich würde eine solche Täuschung bald bemerken!“ Harald zog den Lederbeutel wieder zusammen und drückte ihn der alten Frau in die Hand. „Was denkst du denn von mir? Sven Einohr ist mein Zeuge, dass ich dir die gemahlenen Knochen eines bei der Geburt gestorbenen Kindes überbringe! Er war dabei, als wir die Leiche verbrannt haben und die Knochen zermahlen wurden! Was verlangst du noch mehr, Alte?“ Die Völva lachte schrill auf, dann verbarg sie den Lederbeutel in den Weiten ihres Gewandes und machte den beiden Männern ein Zeichen, ihr zu folgen. Beide mussten sich tief bücken, als sie in die Hütte eintraten, und sofort hielten sie den Atem an. Von einem winzigen Feuer, das in einem Tongefäß auf dem Tisch brannte, stieg ein geradezu bestialischer Geruch auf. Nur ein kleiner Rauchfaden hing in der Luft, deutete wie ein grauer Finger auf das niedrige Dach, wo er sich zwischen den mürben Holzschindeln seinen Weg nach draußen suchte. „Was stinkt denn hier so fürchterlich, Alte?“, schimpfte Harald und hielt sich die Nase zu, was der Zauberin nur ein weiteres Lachen herauslockte. „Wer auf den Schlachtfeldern so viel Blut vergießt wie ihr beide, wird doch wohl ein wenig starken Geruch vertragen können, was? Nun, egal, ihr müsst euch nicht lange bei mir aufhalten, ich habe ohnehin noch zu tun. Dort steht das kleine Gefäß, nach dem du verlangst hast, Harald!“
Äußerst behutsam nahm der König einen winzigen Topf auf, der mit einer dünn geschabten Tierhaut verschlossen und mit Wachs zudem versiegelt war. „Das ist es also, ja?“ Die alte Frau kicherte und war plötzlich dicht an dem König, so dass sich ihre Körper berührten. Wie von einem Blitz getroffen sprang Harald beiseite, und die Völva lachte erneut laut heraus. „Das ist es, Harald, und du kannst gewiss sein, dass es gut wirkt. Nur eine Messerspitze davon auf eine Schüssel oder in einen Becher gegeben, und die Wirkung des Mittels beginnt. Aber du musst es ständig geben, jeden Tag nur eine Messerspitze. Schon bald wirst du den Erfolg erkennen.“ Harald hielt das Gefäß fest mit der Hand umschlossen, dann wandte er sich wortlos um und verließ die Hütte, schwang sich auf den Rücken seines Pferdes und hieb ihm die Fersen in die Seite, ohne sich noch einmal umzusehen. Sven Einohr hatte Mühe, ihn einzuholen. Während des Ritts zurück in das große Heerlager schwiegen beide, als fürchteten sie, diese Begegnung mit einer Zauberin noch einmal zu erwähnen. Als Harald seine Unterkunft wieder erreichte, wurde er bereits erwartet. Gunhild, seine Frau, saß an dem kleinen Tisch, den man für ihn aus ein paar einfachen Holzbrettern gefertigt hatte, und sah auf ein Stück Pergament. Rasch war er heran und warf einen Blick auf die einfache Zeichnung, die sie vor sich ausgebreitet hatte. „Was ist das?“, erkundigte er sich anstelle einer Begrüßung. Gunhild tat so, als würde sie erst jetzt seine Rückkehr bemerken, sah nachdenklich zu ihm auf und antwortete dann gelassen: „Für was hältst du es, Harald?“ „Eine Zeichnung?“ Gunhild lachte laut auf. „Du kannst nicht erkennen, dass es eine Karte unseres Landes ist? Harald, ich hätte nicht geglaubt, dass du so rückständig bist! Diese Karte hat Sven Einohr für dich angefertigt und sie auf deinem Tisch gelassen, als
ihr am frühen Morgen in sehr seltsamer Kleidung und ohne weitere Begleitung aufgebrochen seid. Willst du mir erklären, wo ihr gewesen seid?“ Harald nahm das Pergament vom Tisch, warf einen kurzen Blick darauf und erkannte ein paar kleine Striche um mehrere Punkte, die offenbar an der Küste lagen. „Nein, will ich nicht. Was hat das zu bedeuten?“ Gunhild musterte ihren Gemahl mit einem sehr verächtlichen Blick, bevor sie sich zu einer Antwort bequemte. „Das sind die befestigten Siedlungen der Fürsten, die sich gegen dich gestellt haben. Sven hat sie so gezeichnet, dass man sie auch mit wenig Ortskenntnis finden kann. Sie liegen entweder an einem Fluss oder direkt am Meer. Somit dürfte es kein Problem sein, sie mit den Schiffen aufzusuchen und anzugreifen, bevor sie das Gleiche mit Aalborg versuchen.“ Haralds Miene hatte sich verfinstert, jetzt wandte er sich brüsk ab und verließ wortlos sein Zelt. Am späten Abend des nächsten Tages hatte die Königin ihren ersten, vollkommen unerklärlichen Anfall. Sie schrie und tobte, warf Gegenstände durch das Zelt und sank schließlich erschöpft in die Arme ihrer Maiden, die sich große Sorgen um ihre Gesundheit machten. Man schickte sofort nach einer heilkundigen Frau, aber die kam erst am frühen Morgen des nächsten Tages, denn sie musste bei einer schwierigen Geburt helfen. Als sie eintraf, hatte Gunhild den zweiten, schweren Anfall, bei dem sie schließlich blau anlief und Schaum auf den Lippen hatte.
11.
„Rig, auf ein Wort!“ Harald war erstaunt über den Tonfall, mit dem ihm Sven Einohr nachrief. Verwundert drehte er sich zu seinem Vertrauten um und blieb stehen. Er war auf dem Weg zu den Pferden, um noch einen Ausritt in die Siedlung zu unternehmen, denn inzwischen waren zahlreiche Schiffe dort angekommen und warteten auf den großen Tag der gemeinsamen Überfahrt nach Hedeby (Haithabu). Sven Einohrs Miene war finster und seine Augen zu einem drohenden Schlitz zusammengezogen. Als er vor seinem König stand, fielen ihm die Worte schwer, die er langsam herausstieß, als wolle er sie Harald vor die Füße spucken. „Du musst damit aufhören!“ Der König verstand zunächst nicht, dann aber nickte er langsam, und ein grausames Lächeln umspielte seinen Mund. „Du meinst – Gunhild? Ich bin dabei, aufzuhören, du hast zusammen mit mir das Mittel dafür besorgt, schon vergessen?“ Jetzt war Sven nicht mehr zu halten. Er packte die Schultern des Königs und rüttelte ihn. Wütend schlug Harald seine Hände beiseite und packte nun seinerseits Sven heftig an der Brust. „Hör mir gut zu, Sven Einohr! Jetzt ist nicht der Augenblick für Schwäche! Wir haben das gemeinsam ausgeheckt, und wir beide werden dafür sorgen, dass unser Plan auch funktioniert, hast du mich verstanden?“ Sven schüttelte heftig den Kopf. „Das kannst du nicht machen! Ich habe geglaubt, sie stirbt von dem Mittel der alten Völva, aber doch nicht so! Hast du gesehen, wie sie sich auf dem Boden gewunden hat, ganz blau anlief und Schaum auf den Lippen hatte? So etwas würde ich noch nicht einmal einem Tier antun, schon gar nicht der eigenen Frau!“ Harald warf einen raschen Blick über die Schulter.
Sie waren allein, die nächsten Krieger an den Feuern oder weiter weg bei den Pferden beschäftigt. Noch einmal riss er Sven zu sich heran. „Hör mir jetzt gut zu, Sven Einohr, denn ich sage es nur einmal. Das Gift wirkt, aber langsam, denn es soll wie eine Krankheit aussehen, nicht wie ein Mord. Wenn du jetzt anfängst, laut herumzuschreien, dass die Königin vergiftet wird, werde ich überall verkünden, dass ich dich dabei erwischt habe, wie du etwas in das Essen der Königin getan hast. Na – wie würde dir das gefallen?“ Svens Antwort kam keuchend. „Das ... kannst ... du ... nicht machen, Rig!“ Harald stieß ihn heftig von sich, so dass Sven ein paar Schritte rückwärts taumelte und sich erst im letzten Augenblick wieder fangen konnte. „Kann ich nicht? Ich bin der König, und ich kann machen, was ich will, verstanden? Geh doch hin und ruf laut heraus, was du weißt! Wem wird man wohl mehr glauben, dir oder dem König?“ „Und wie willst du das dem Bischof erklären? Du willst dich taufen lassen und ermordest doch vorher deine eigene Frau? Was glaubst du, wird der Gott der Christen dazu sagen, Harald?“ Der König stieß ein lautes, hässliches Lachen aus. „Der Gott der Christen, Sven? Du bist ein noch größerer Narr, als ich glaubte! Der Christengott ist ein gütiger, verzeihender Gott! Ich werde vor ihm meine Tat bekennen, und der Bischof wird mich davon freisprechen, verstehst du? Ein paar Gebete, vielleicht ein paar Silberstücke, und ich bin frei von jeder Schuld! So funktioniert das bei den Christen, Sven!“ Fassungslos starrte Sven seinen König an. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging zurück zu den Zelten, in denen die Krieger dabei waren, ihre Sachen für die Fahrt zusammenzupacken. Die Gedanken wirbelten ihm durch den Kopf, aber er konnte keinen klaren Entschluss fassen. Als er am Zelt des Königs vorüberging, kam es dort zu einem Tumult. Die Wachen versuchten vergeblich, jemand daran zu hindern, das Zelt zu verlassen, aber dann gelang es der kräftigen Frau doch. Wie gelähmt verfolgte Sven die Szene mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen.
Gunhild, die Königin, stieß die Wachen beiseite und sprang aus dem Zelt, nur notdürftig mit dem Särk bekleidet, dem knöchellangen Unterkleid. Kaum war sie jedoch im Freien, riss sie sich auch dieses Kleidungsstück herunter und lief nun splitternackt und laut schreiend zum nächsten Lagerfeuer. Entsetzt sprangen die dort lagernden Männer auf, denn der Anblick war grotesk. Gunhilds weißes Fleisch, die schweren, hin und her schwingenden Brüste, ihr aufgelöstes, um den Kopf flatterndes Haar – das alles erweckte den Eindruck eines tobenden Trolls, der plötzlich unter ihnen wütete. So wichen die Männer der heranstürmenden Königin scheu aus und konnten nicht verhindern, dass sie sich schreiend in das nächste Feuer warf und sich darin herumwälzte. Jetzt aber war der Bann gebrochen, die Krieger stürzten zu ihr und bemühten sich, Gunhild aus den Flammen zu retten. Als ihnen das schließlich gelungen war, lag der geschundene Körper der Frau, vom Ruß geschwärzt und mit zahlreichen Brandwunden übersät, schwach atmend auf dem Boden. Zwei ihrer Maiden eilten weinend herbei und versuchten, den nackten Körper mit einer Decke zu umhüllen. Die heilkundige Frau kam zur Unglücksstätte und begann, Gunhild zu untersuchen. Jemand rief nach dem König, der von der Pferdeweide mit gemessenen Schritten herüberkam, um sich erstaunt neben seiner Frau in das Gras zu setzen. „Ich verstehe das nicht, was ist nur mit ihr los?“, erkundigte er sich mit scheinbar unbewegter Miene. Die Heilkundige warf ihm einen prüfenden Blick zu und antwortete schließlich: „Wenn ich frei sprechen darf, so würde ich sagen, dass die Götter uns strafen wollen und Gunhild mit einem Fluch geschlagen haben!“ „Was redest du da?“, schrie sie Harald an. „Welche Götter? Es gibt keine Götter außer dem einen wahren Gott, Jahwe! Gunhild ist krank, das sieht wohl jeder! Schafft sie in mein Zelt hinüber und bringt ihr Wasser!“ Diesem Befehl folgte man sofort, ein paar der umstehenden Männer holten Ruder, banden eine Decke darum und betteten die nur noch leise stöhnende Königin darauf. Als sie behutsam ihre Last anhoben, schlug Gunhild die Augen auf und suchte nach dem Gesicht ihres Mannes. Harald bemerkte ihren Blick, wandte sich aber sofort ab und blieb stehen, als man die Kranke an ihm vorüber
in das Zelt trug.
12.
Vom Strand bewegte sich ein langer Zug auf die große und reiche Ansiedlung zu. Sie hatten den mächtigen Erdwall iert, der sich von Hedeby bis weit nach Hollingsted zog, teilweise sogar aus Mauerwerk bestand, und den Handelsweg sowie die Ansiedlung schützte. Als die zahlreichen Langboote auf den Strand fuhren, gingen alle Blicke hinüber zu diesem Schutzwall. Dieser Erdwall erhob sich auf der einen Seite der Ansiedlung und umspannte sie in einem weiten Bogen, bis er wieder auf die Wasserseite traf. König Harald war beeindruckt, und je näher er den niedrigen Hän kam, umso stärker wurde in ihm das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Als Christen vereint würden sie bald die Nachbarländer unterwerfen können und Haralds Königreich sich weit nach Norden ausdehnen. Auch diese reiche Siedlung war Teil seines Plans, der König wartete nur auf eine gute Gelegenheit, um auch Hedeby zu unterwerfen. Später, als ihn die Delegation unter Bischof Adalag, an dessen Seite der Priester Poppo schritt, durch die Stadt begleitete, war Harald begeistert von dem deutlich sichtbaren Reichtum der Bürger. Die Hä waren sämtlich stabil und sehr groß gebaut. Die Reisiggeflechte zwischen den Pfosten hatte man mit Lehm beworfen und sorgfältig verstrichen, so dass die Hä glatte, saubere Wände aufwiesen. Seitliche Balken als Querstreben gaben ihnen zusätzlichen Halt vor den Küstenstürmen, und mit scharfem Auge erkannte Harald die geschickt angebrachte Dachöffnung, die den Abzug des Rauches von der Herdstelle ermöglichte, ohne dem Wind oder einem starken Regenguss das Eindringen zu ermöglichen. Alles, was er sah, gefiel ihm außerordentlich gut, vor allem aber der von den Menschen zur Schau getragene Reichtum. Überall standen sie vor ihren Hän in Festkleidung, mit zahlreichem Silberschmuck in den Haaren, den Bärten und an den Armen. Bei jeder Körperbewegung klingelten und klirrten die silbernen Armringe der Krieger, und Harald strahlte eine Fröhlichkeit aus, die die Menschen in Hedeby für ihn einnahm. Es gefiel ihnen ohnehin, dass der König zu ihnen kam, um sich taufen zu lassen. Ein Blick auf sein mächtiges Gefolge und die große Schar der stolzen Fürsten, die hinter ihm schritten, zeigte allen, dass Harald der mächtigste König war, den sie je gesehen hatten. Da verblasste das Bild seines Vaters, Gorm den Gamle, sehr rasch. Es waren dann aber die zahlreichen Frauen, die sich vergeblich nach der Königin
umsahen. War doch Tyra Danebod, die Mutter des jetzigen Königs, überaus beliebt und geschätzt, denn sie hatte ein Herz für die Witwen und Kinder, die nach dem Tod ihres Ernährers oft Probleme hatten, ihr Leben zu fristen. Von Mund zu Mund flog rasch die Kunde vom plötzlichen Tod der Königin Gunhild, die einer rätselhaften Krankheit erlegen war. Dann zog eine junge, sehr schöne und reich gekleidete Frau die Aufmerksamkeit der Frauen auf sich. Sie ging stolz und hoch erhobenen Hauptes direkt hinter den Fürsten, trug einen kostbaren, mit Pelz besetzten Umhang über ihrem Trägerkleid, das zudem bei jedem Schritt die aufwändige Borte zeigte, mit der die Säume eingefasst waren. Ihre langen, blonden Haare trug sie offen bis weit über die Schultern, um den Hals blitzte immer wieder eine Kette auf, deren Preis wohl dem von fünf Pferden entsprochen haben musste, wie sich die männlichen Kenner zuraunten. Schon tuschelten sich die ersten Frauen etwas zu, das Gerücht wurde rasch aufgenommen und erweitert, aber sehr rasch wurde klar, dass es sich um die schöne Gryla handelte, die aus Hedeby stammte und vor längerer Zeit die Stadt verlassen hatte, um nach Aalborg zu gehen. Offenbar hatte sie ihr Glück gefunden, tuschelten sich neidische Zungen zu, und wie ein Lauffeuer flog es durch die Reihen der Zuschauer, dass Gryla wohl die neue Königin werden würde. Gryla, die mit ihrem Vater, einem wohlhabenden Kaufmann, einst aus Schweden nach Hedeby gekommen war. Schließlich hielt der lange Zug vor einem kleinen Hügel, auf dem eine aus behauenen Felssteinen errichtete Kirche stand. Hier war alles für die große Zeremonie vorbereitet, bei der dem Bischof und dem Priester viele Gehilfen zur Verfügung standen, denn eine derart große Menschenmenge konnte weder die Kirche noch eines der Langhä fassen. So hatte der Bischof angeordnet, dass die Zeremonie unter freiem Himmel stattfinden würde. Er ging hinüber zu einer Reihe von Hochstühlen, neben denen mehrere große, flache Holzbottiche standen. Der Bischof wollte gerade den ersten Stuhl erklimmen, als ihm Poppo etwas zuraunte und Adalag zustimmend nickte. Dann wandten sich die beiden zu Harald um, verbeugten sich und baten ihn, auf dem ersten Stuhl Platz zu nehmen. Der König dankte und drehte sich zu den Nachfolgenden um, die rasch einen dichten Kreis um ihn bildeten. Vor allem seine Húskarlar, die adligen Leibwachen, standen dicht bei Harald. Auf einen Wink traten auch die übrigen Würdenträger näher heran, die Ambætsmenn, wie man die Beamten nannte,
dazu Haralds Fehirð, der Schatzmeister und höchste Steuerbeamte, und sogar sein Lögmaður musste anwesend sein, der Mann, der bei den Thingversammlungen das Recht vortrug und viele Dinge durch sein umfassendes Rechtswissen regelte. Harald verfolgte natürlich einen ganz bestimmten Plan, bei dem die Anwesenheit des Lögmaður erforderlich war. Jetzt ergriff er das Wort, als der Bischof das Zeichen gab, die feierliche Handlung zu eröffnen. Noch standen die beiden hohen Priester, was den Bischof nicht wenig ärgerte, aber er ließ es sich nicht anmerken. „Poppo, du hast mich vom Glauben der Christen an den einzigen Gott Jahwe überzeugt, als du mit deinen bloßen Händen ein glühendes Eisen aus dem Feuer geholt hast. Das konnten viele sehen, die heute hier anwesend sind, und Zeugnis darüber ablegen. Und, mein Freund, tritt einmal zu mir heran!“ Verlegen trat der eher schmächtige Priester einen Schritt vor, wechselte mit dem Bischof einen kurzen Blick, dann stand er vor dem König. Harald beugte sich etwas von seinem Sitz herunter, ergriff die Hände des Priesters und hielt sie hoch. „Hier kann jeder sehen, dass bei dieser Tat nichts die Hände des Priesters verbrannte – er hielt das glühende Eisen lange Zeit vor unseren Augen hoch, so, wie ich jetzt seine unverletzten Hände hoch halte! Das hat mich überzeugt, und meine Verbündeten werden gemeinsam mit mir dem Gott Jahwe huldigen, und künftig keinem anderen mehr. Das verkünde ich hier, und nun, Poppo, beginn deine Taufe!“ Erst jetzt stieg Harald wieder von seinem Hochstuhl, die Geistlichen begannen ein Gebet, und Schweigen senkte sich über die große Menge, so dass man die Worte des Bischofs und anschließend des Priesters deutlich vernehmen konnte. Als er mit einer hölzernen Schöpfkelle etwas Wasser aus einem der Bottiche nahm, damit das gebeugte Haupt des Königs betropfte und ihm anschließend ein nasses Kreuzzeichen auf die Stirn malte, erhob sich Harald rasch wieder und schrie mit seiner Stentorstimme über den Platz: „So soll es nun für alle Zeiten sein! Mein Volk glaubt an den einen großen Gott!“ Es blieb totenstill, niemand wagte aufzublicken oder etwas zu sagen, während jetzt der Priester mit seinen Gehilfen an den knienden Menschen vorüberschritt und nach allen Seiten das Weihwasser versprengte.
Das dauerte sehr lange, aber Harald nutzte diese Zeit für ein Gespräch mit Bischof Adalag, der schon bei den ersten Worten des Königs sehr unruhig wurde. Schließlich wagte er einen Einwand, aber der König machte eine unwirsche Handbewegung. „Rig, meine Sorge gilt nur deinem Ruf. Du bist das Vorbild für alle Fürsten im Land, und die Kirche wird dich in allem unterstützen, um das Christentum weiter zu verbreiten. Aber bist du nicht auch meiner Meinung, dass eine Hochzeit nach so kurzer Zeit ein wenig ... Unruhe verursachen könnte?“ Der Bischof war sichtlich verlegen, seine stämmige, untersetzte Gestalt wankte hin und her, weil er von einem Fuß auf den anderen trat. Aber ein Blick in das verschlossene Gesicht des Königs belehrte ihn rasch, dass Harald keinerlei Widerspruch dulden würde. „Hört mir gut zu, Adalag. Ich war bislang nach heidnischem Brauch mit Gunhild vermählt und nannte sie die Königin. Nun ist sie überraschend verstorben, und ich hege den Wunsch, christlich mit meiner neuen, rechtmäßigen Frau Gryla verbunden zu werden.“ Der Bischof sah sich verzweifelt um, aber niemand in seiner Nähe konnte ihm in dieser Lage helfen. Poppo und die Gehilfen waren irgendwo in der Menge unterwegs, segneten und tauften, und die Hofbeamten des Königs umstanden ihn mit finsterer Miene. Mit einem tiefen Seufzer antwortete der Bischof: „Aber wer ist Gryla? Wird sie als neue Königin anerkannt werden?“ Jetzt flog über das bislang finstere Gesicht Haralds ein angedeutetes Lächeln. Er hob den Arm, und die Gruppe um Gryla trat heran, die junge Frau war im Gesicht feuerrot. „Gryla lebt mit ihrer Familie seit längerer Zeit bereits in dieser Stadt, sie stammt aus Sverige (Schweden) und ist meine künftige Frau. Jetzt aber, Bischof Adalag, verbindet mich vor dem christlichen Gott mit dieser Frau, die ich mir ausgewählt habe. Es soll Euer Schaden nicht sein!“ Der Bischof straffte seine kleine Gestalt, warf noch einen kritischen Blick in die Runde, und als der Lögmaður ihm aufmunternd zunickte, gab es kein weiteres Zögern mehr. Die Zeremonie wurde vollzogen.
13.
Der Sturm trieb die schwarzen Wolken vor sich her, und noch ehe die Gefangenen sich über ihre Lage recht im Klaren waren, brach der wolkenbruchartige Regen auf sie herunter und durchnässte alle innerhalb kurzer Zeit. „Ich kann Thor hören, wie er seinen Hammer Mjölnir schleudert!“, rief einer der Krieger auf der linken Seite von Hikandi. Sie waren so dicht zusammengeschnürt, dass er den Kopf verrenken musste, um zu sehen, wer da gesprochen hatte. „Das ist unser Ende, und ein sehr schmähliches dazu!“, antwortete brummend Hikandi. „Wenn wir jetzt als Christen sterben und nicht im Kampf, haben wir keine Möglichkeit mehr, in Thors Halle zu gelangen und dort die alten Freunde wiederzutreffen!“ „Ich widerrufe!“, klang eine matte Stimme von der anderen Seite, und erneut bemühte sich Hikandi, den Mann zu erkennen. Es war Halbtroll, aber so, wie sein Blick über die Umgebung huschte, war er nicht mehr Herr seiner Sinne. „Dazu dürfte es zu spät sein, und wenn ihr an den einzigen Gott, den sie Jahwe nennen, wirklich glaubt, dann kommen wir zwar nicht in Odins Halle, aber das Paradies soll auch nicht ganz so schlecht sein!“ „Ich scheiße auf das Paradies!“, heulte einer der anderen auf. „Ich bin kein Christ, ich glaube an Allvater Odin und an den mächtigen Thor!“ Donnernd und grollend schien die Antwort direkt aus den dunklen Wolken zu kommen, und Hikandi richtete sich auf, so gut das mit den anderen möglich war. „Thor, töte uns, aber sei gnädig! Lass es nicht zu, dass wir in das Totenreich der verfluchten Göttin Hel kommen! Wir waren stets gute Krieger und haben dir so manches Opfer auf dem Schlachtfeld gebracht! Jetzt bitte ich dich ...“ In dem nachfolgenden Krachen schien die Welt unterzugehen. Der gewaltige Donnerschlag hallte in den Köpfen der Männer nach, die sich der Aussichtslosigkeit ihrer Lage bewusst waren. Blitze zuckten in gelblich-roter Farbe aus den schwarzen Wolken, und einer von ihnen fuhr in einen schlanken Baum ihrer Eiche gegenüber, der nur wenige Äste aufwies. Die Gefesselten
schlossen geblendet ihre Augen, denn der grelle Blitz war so dicht bei ihnen und spaltete den jungen Baum, dass sie glaubten, die Hitze auf ihren Gesichtern spüren zu müssen. „Ich glaube, da sind Tanngnjostr und Tanngrisnir deutlich zu erkennen, wie sie Thors Wagen ziehen – er ist es, jetzt sind wir ...“, schrie Hikandi laut auf, und der krachende Lärm des Donners schluckte den Rest seiner Rede. Erneut zuckten Blitze auf die Erde herunter, jetzt gab es einen gewaltigen Schlag in die Eiche, an deren Stamm sie gefesselt waren. Ein bläuliches Licht lief über die eiserne Stange im Baumwipfel und über den Stamm, erreichte die Menschen und versengte sie bis auf die Knochen mit seiner überirdischen Kraft. Dann trieb der Sturm die schwarzen Wolken weiter, es schien, als wäre Thor nur gekommen, um dieses Opfer anzunehmen. Der mächtige Eichenstamm stand noch lange in hellen Flammen, bis die weiter herunterprasselnden Wassermengen ihn schließlich löschten und sein verkohlter Stamm wie ein schwarzer Zeigefinger nach oben wies, wo Thors Geißböcke das Himmelsgefährt längst weiter hinter sich her gerissen hatten, angetrieben von dem mächtigen Gott, der seinen Hammer nun über den Fjord schleuderte und auf die Ansiedlung zujagte, die den Namen Hedeby trug. Als die schwarzen Wolken den großen Platz erreicht hatten, waren die Menschen längst in den zahlreichen Langhän und feierten die Taufe der Königstreuen und die Hochzeit ihres Königs. Harald saß am Kopf einer langen Tafel, neben ihm eine fröhlich lächelnde Gryla, deren Gesicht vor Stolz glühte. Die Würdenträger hatten zu beiden Seiten in der Nähe des Königs Platz genommen, und die anderen folgten. Nur Sven Einohr war dem Essen fern geblieben und hatte sich damit entschuldigt, dass er die Wachen auf dem riesigen Wall kontrollieren müsse, wenn der König samt seinem Gefolge feierte. Die Versuchung war für die zahlreichen Abtrünnigen einfach zu hoch, und Harald gab deshalb Svens Bitte gern nach. Als der Vertraute des Königs auf dem Wall stand und in Richtung des Fjords blickte, war es ihm, als würden in der Ferne ein paar rot-weiß gestreifte Segel vor dem heranziehenden Sturm davonjagen.
Sven ballte die Fäuste. Wenn dort eine größere Flotte unterwegs war, dann konnte das nur bedeuten, dass sich die Feinde König Haralds zum Gegenschlag sammelten. Bolthar! Versuch dein Glück nur, du wirst sehen, dass der König mächtiger ist als du mit deinen ganzen heidnischen Göttern! Komm nur her und beiß dir die Zähne aus! ENDE
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Did you love Harald von den Wikingern: Zwei Romane? Then you should read 11 wilde Western Stories by Alfred Bekker!
11 wilde Western Stories von Alfred Bekker
Über diesen Band:
Dieser Band enthält folgende Western von Alfred Bekker (Neal Chadwick):
Dunkler Prediger Der Prediger kommt nach Lincoln Grainger und das blutige Dutzend Der Spieler Ein Reiter aus dem Nirgendwo Eine offene Rechnung für Grainger Herr der Stadt Der Prediger und die Hure Der lange Schatten des Jake McCann Die Eisenbahnräuber Das heiße Spiel von Dorothy
Der Dunkle Prediger kommt nach Lincoln – doch nicht, um das Wort Gottes zu verkünden. Stattdessen will er eine alte Rechnung begleichen und seine MaPistolen sprechen lassen. Doch auch zwischen dem Town-Marshal und dem Saloonbesizer gibt es offene Rechnungen. Es kommt der Tag, an dem die Colts sprechen... Read more at Alfred Bekker’s site.
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Teufelsmaschine Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 31: Das Feuer der Hölle Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 32: Das Ungeheuer von Dartmoor Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 33: Merlins Rückkehr Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 34: Der Tag des zweiten Falken Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 26: Der Wolf von Cornwall Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 27: Das Schwert des Löwenritters Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 29: Tod auf dem Jahrmarkt Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter # Band 23: Sarazenen in Cornwall! Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 10: Der Koloss vom Lake Syrior Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 28: Brychan, der Bogenschütze Bolthar, der Wikingerfürst Band 1: Blutspur der Nordmänner Auf den Spuren des Blutes Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 35: Ohne Wenn und Aber … Bolthar, der Wikingerfürst Band 2: Die Götter zürnen Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 11: Trevans wilde Horde
Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 36: Der Mann am Kreuz Klaus Störtebeker – Der Schrecken der Weltmeere Band 2: Kampf gegen die Schwarze Margarete Klaus Störtebeker – Der Schrecken der Weltmeere Band 3: Unter der roten Flagge Centurio Marcus – Roms jüngster Offizier Band 2: Ariovist – eine germanische Legende kehrt zurück Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 12: Die Bärenfalle Bolthar, der Wikingerfürst Band 3: Odin oder Jahwe Bolthar, der Wikingerfürst Band 4: Fringas Schwert Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 18: Ein Engel als Köder Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 22: Verrat! Bolthar, der Wikingerfürst Band 5: Tod eines Feiglings Bolthar, der Wikingerfürst Band 6: Krieg der Berserker Bolthar, der Wikingerfürst Band 7: König Haralds Verrat Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 37: Mörder oder Mönch? Bolthar, der Wikingerfürst Band 8: Das Geheimnis des Sonnensteins Bolthar, der Wikingerfürst Band 9: In Garpurs Gewalt Bolthar, der Wikingerfürst Band 10: Der Bote Thors Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 38: Die Amazone von Cornwall Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 39: Duell der
Bogenschützen Bolthar, der Wikingerfürst Band 11: Lokis Wolfskind Merlin, Artus und die Ritter der Tafelrunde Band 1 Der Dreizehnte Ritter Bolthar, der Wikingerfürst Band 12: Das Grab des Jomskriegers Harald, der Wikingerkönig Band 1: König Haralds Krieg Mord auf offener Straße Mord im Richmond-Park Mord in der Burg Dankwarderode Merlin, Artus und die Ritter der Tafelrunde Band 2 Der Dreizehnte Ritter – ein Verräter? Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 40: Verrat an König Richard Das Ungeheuer vom Elm: Regionale Morde Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 41: König Richard, genannt Löwenherz! Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 42: Assassinen gegen Löwenherz Bolthar, der Wikingerfürst Band 13: Idun, die Unsterbliche Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 43: Eine zarte Wilde Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter # Band 5: Maddox, der Tyrann von Cornwall Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 8: Gottes Fluch über Cornwall Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 9: Der Kurier des
Richard Löwenherz Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 44: Merlins Grab Die Krieger des Widukind-Bundes Band 1 – Der Blutgraf von Dithmarschen Die Krieger des Widukind-Bundes 2: Um die Macht! Schwert und Schild Der Verräter Band 3 - Das E-Book zur Paperbackausgabe Schwert und Schild Wilde Jugend Band 2 - Das E-Book zur Paperback-Ausgabe Die Krieger des Widukind-Bundes 3 Der Löwe zeigt die Krallen Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 45: Turnier der Todgeweihten SCHWERT UND SCHILD – Sir Morgan, der Löwenritter Band 2: Das Massaker von Akkon Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 3: Blutmond über Cornwall Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 4: Überfall im Morgengrauen Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 46: Manius, der Wandermönch Klaus Störtebeker – Der Schrecken der Weltmeere Band 1: Zum Freibeuter geboren Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 15: Das Kreuz von Dartmoor Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 7: Rückkehr eines Toten Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 47: Vika, Prinzessin der Gaukler Schwert und Schild – Sir Morgan, der Löwenritter Band 48: Robin Hood –
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Eine unmögliche Liebe in Prag: Das Haus Leupolth, Anno 1757 7 Historische Sagas zum Fest: 2700 Seiten Liebe und Spannung Trilogie-Gesamtband - Mein Blutsbruder Kreuz und Hexenjagd Bolthar, der Wikingerfürst Band 14: Skagen muss brennen! Fürchtet die Drachenschiffe! 3 Wikinger Romane Mörder-Moloch: Berliner 20er Krimi Das Geheimnis der Perlenohrringe Götterdämmerung in Nürnberg - Das Haus Leupolth Anno 1930 Mein Blutsbruder: Sohn des Apachen-Häuptlings Das Haus Leupolth - Historischer Roman Band 1 Für König Friedrich und Preußen! Der wilde Fritz - Drei Romane in einem Band König Ludwigs Agenten: Mein Blutsbruder: Trilogie Der Orden der Schwarzen Löwen Teil 1 Die Rose von Schiras: Mein Blutsbruder: Trilogie Der Orden der Schwarzen Löwen Teil 2 Krallenmörder: Berliner 20er Krimi Sommer Krimi Koffer 2021 - 12 Romane Wir jagen ein Phantom: Mein Blutsbruder :Trilogie Der Orden der schwarzen Löwen Teil 3 Kopfgeld auf Bolthar: Harald, der Wikingerkönig # 2 Philipp Hainhofer, Agent des Teufels: Das Haus Leupolth, Anno 1641
Süßes Mördergift: Berliner 20er Krimi Anita Berber - eine Todesgöttin? Fräulein Kellers Kriminalfälle – Braunschweig 1928 Mörder sind keine Engel: 7 Strand Krimis Fünf Mörder: 5 dicke Strand Krimis Judas-Lohn in Blei bezahlt: Berlin 1968 Kriminalroman – Band 1 Das Killerjahr 1968: 5 historische Kriminalromane Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane Schöne Frauen sterben zweimal! Berlin 1968 Kriminalroman Band 5 Wo die Macht des Wortes endet: Berlin 1968 Kriminalroman Band 9 Trau keinem Mörder über 30: Fünf Kriminalromane um das Jahr 1968 Der Engel mit dem goldenen Revolver Berlin 1968 Kriminalroman Band 6 Der nächste Tote bin ich Berlin 1968 Kriminalroman Band 8 Mandelaugen und harte Kerle Berlin 1968 Kriminalroman Band 7 Mit Morden vergeht die Zeit so schnell: Berlin 1968 Kriminalroman Band 10 Drei große Historical Sagas: Meeresfluch und Hansehaus Bogart mordet nicht! Berlin 1968 Kriminalroman Band 14 Drei Millionen Gründe zum Morden Berlin 1968 Kriminalroman Band 13 Mörderische Grüße aus Corleone Berlin 1968 Kriminalroman Band 15 Mordswetter am Wannsee! Berlin 1968 Kriminalroman Band 12 Wer einmal tötet, dem glaubt man nicht Berlin 1968 Kriminalroman Band 11
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